Weihnachtsbräuche: Puppenstuben sind Karin Jacksons große Leidenschaft / Eine Werkstatt fehlt noch in der Sammlung

Endlich Weihnachten! In früheren Zeiten sehnten Jungen und Mädchen die Bescherung an Heiligabend nicht nur wegen der Geschenke herbei. Während erstere ihre Modelleisenbahn fahren ließen, wurde an diesem Tag für Mädchen die Puppenstube vom Dachboden geholt und aufgebaut.

Gechingen. Nur bis zum Dreikönigstag konnte ausgiebig in der Miniaturwelt gespielt werden. Danach wurde das einzelne Zimmer oder das Haus wieder sorgsam verpackt und verstaut. Oft war in früheren Zeiten das Puppenhaus, das in den Folgejahren um Haushaltsgegenstände, Dekorationsobjekte oder ganze Stockwerke erweitert wurde, das einzige Weihnachtsgeschenk – von den Eltern, meist dem Vater, selbst angefertigt. Er besorgte sich Sperrholz von irgendwoher, eine Laubsäge und zimmerte eine Puppenstube für den Weihnachtstisch.

Besucher können sich kaum satt sehen

Die Freude am millimetergenauen Gestalten, Einrichten und sorgfältigen Aufbau en miniature ist bei Karin Jackson aus Gechingen ungebrochen. Im Kellergeschoss ihres Hauses können sich die Augen des Besuchers kaum satt sehen an einer liebevoll und bis ins kleinste Detail gestalteten Winterlandschaft, einem Klassenzimmer aus früheren Tagen, einer Bauernstube, einem Weihnachts-Laden oder einem Spielzimmer. Jackson hat mit der Zeit einen eigenen Baustil entwickelt. Davon konnten sich in der Vergangenheit schon zahlreiche Besucher bei einer Ausstellung im Heimatmuseum Appeleshof überzeugen, wo die Gechingerin und zwei ihrer Freundinnen gemeinsam ihre Puppenstuben präsentierten.

Anregung auf Basaren und Flohmärkten

Vor 15 Jahren begann Jacksons Leidenschaft für die kleinen Wohnräume. Mit dem Sammeln, Entwerfen, Bauen und Ausstatten von Puppenstuben begann die Gechingerin nach einem Besuch auf einem Basar. Auf solchen Veranstaltungen oder bei Flohmärkten hat sie sich all die Jahre immer wieder Anregungen geholt und das ein oder andere Objekt für ihre Puppenstuben erstanden. "Mit einer Freundin habe ich lange auch ein Fachgeschäft in Stuttgart besucht, das unter Sammlern sehr gefragt war", erzählt die Puppenstubenarchitektin. Den Laden gebe es leider nicht mehr.

Einmal ein neues Modell angefangen, entwickelt sich bei der Gechingerin eine Art Sucht. Sie habe genaueste Vorstellungen, wie das neue Miniaturgebäude oder die Landschaft aussehen soll. "Ich suche die Gegenstände und alles, was ich sonst noch brauche, so lange zusammen, bis es passt", berichtet die passionierte Bastlerin im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Die zahllosen, mitunter kniffligen Handgriffe würden so manchem den Schweiß auf die Stirn treiben. Für die Gechingerin dagegen ist das millimetergenaue Arbeiten pure Entspannung. "Als ich noch berufstätig war, habe ich oft nach Feierabend noch zum Abschalten an meinen Puppenstuben gearbeitet", erzählt sie. Jackson hat viel Vorstellungskraft, Liebe und Geld in ihre Miniaturwelten gesteckt. Schon oft hat sich die Bastlerin kurz vor Abschluss eines Bauprojekts gesagt, dass genau das das letzte sei. "Ich konnte es dann aber doch nicht lassen", sagt sie lachend. Ihr spukt schon das womöglich nächste Modell im Kopf herum: "Eine Werkstatt würde noch in meiner Sammlung fehlen. Mal sehen".