Matthias Frielitz (links) und Antoni Maric Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Elektromobilität: Matthias Frielitz befasst sich mit Auswirkungen neuer Antriebsart auf Anhänger

Der Trend zur Elektromobilität ist unabwendbar. Studien sagen voraus, dass in zehn Jahren bis zu 25 Prozent der Autos elektrisch angetrieben werden könnten. Neuen Technologien und dem sich wandelnden Markt müssen sich aber nicht nur die Autohersteller stellen.

Gechingen. Auch Zulieferer werden von dem technologischen Umbruch und geändertem Kundenverhalten betroffen sein und müssen innovativ handeln, um langfristig bestehen zu können. Matthias Frielitz, Geschäftsführer der Frielitz Fahrzeugbau und Zubehör GmbH in Gechingen, bewegt das Thema seit Langem. Er hat Ideen und Visionen, die für seinen eigenen Betrieb und die gesamte Branche zukunftsweisend sein könnten.

Eine der drängendsten Fragen im Bereich der Fahrzeuganhänger sei, ob die Fahrzeuge der Zukunft noch über ausreichend Zugkraft und Energie verfügen, um mit einem Anhänger und entsprechendem Gewicht fahren zu können. "Besonders für den Wohnwagenmarkt wird das eine spannende Frage", so Frielitz. Schon mit einem Verbrennungsmotor verdoppelt sich der Spritverbrauch nahezu, wenn ein Wohnwagen angehängt ist. Bei einem elektrisch betriebenen Fahrzeug würde die Reichweite drastisch sinken. Bereits jetzt sei auf Campingplätzen der Trend zu Mobile Homes vor Ort zu erkennen, die die Anschaffung und den Transport des eigenen Wohnwagens überflüssig machen.

Hinzu kommt die Frage, ob E-Fahrzeuge in Zukunft in der Lage sein werden, Lastanhänger für den privaten Gebrauch und Spezialanhänger für den Freizeitbedarf wie Boots-, Motorrad-, Pferde- oder Segelfluganhänger zu ziehen. "Das ist ein wichtiger Markt für die Zuliefererbranche. Da brauchen wir Ideen und Visionen, wie es weitergehen kann." Und die hat Frielitz: Beispielsweise könnten im Boden eines Anhängers zusätzliche Batterien eingebaut werden und als Reserve für das Zugfahrzeug dienen. Es wäre sogar denkbar, einen Anhänger mit Batterien und einem eigenen Antrieb auszustatten, der das ziehende Fahrzeug unterstützen und so die Reichweite deutlich erhöhen könnte. "Das könnte ähnlich wie beim E-Bike funktionieren" sagt der Unternehmer.

Ganz konkret war die Gechinger Firma an einem Projekt der Universität Aachen beteiligt, die den "StreetScooter", ein kostengünstiger Kleintransporter, der rein elektrisch angetrieben wird, entwickelte. Die Deutsche Post AG hat das Geschäftsmodel gekauft, und der StreetScooter ist auch im Kreis Calw bereits im Einsatz. Frielitz lieferte die Lagersicherungssysteme. Mit großem Interesse verfolgt er ein aktuelles Projekt der Uni Aachen mit Kooperationspartnern aus der Wirtschaft: Der "e.Go" ist ein Plastikauto, das 2018 auf den Markt kommt und abzüglich der staatlichen Förderung zwischen 12 000 und 14 000 Euro kosten soll.

Firmeninternes Projekt

Das alles mache nur Sinn, wenn auch der Strom, der benötigt wird, sauber sei. Einen Beitrag dazu leistet das Gechinger Unternehmen in naher Zukunft: Auf dem Dach des Firmengebäudes wird eine Fotovoltaikanlage installiert und eine öffentliche Ladestation auf dem Gelände eingerichtet. Um Erfahrungen mit E-Fahrzeugen zu sammeln, hat Frielitz ein Elektroauto als Mitarbeiterfahrzeug angeschafft. "Jetzt lassen wir an den E-Golf noch eine Anhängerkupplung anbauen", so Frielitz, der auf diesem Wege Erfahrungen sammeln und seinen Mitarbeitern das Fahren mit einem Elektroauto schmackhaft machen möchte.

Antoni Maric, der bei Frielitz eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolviert, ist schon begeistert vom E-Golf. Maric begleitet das firmeninterne Projekt, weist seine Kollegen in die Funktionsweise sowie Handhabung ein und hat einen Bewertungsbogen erarbeitet, der später ausgewertet wird. Der persönliche Fahreindruck, Fahrspaß und Fahrgewohnheiten werden dabei genauso erfasst, wie die Bewertung praktischer Gesichtspunkte wie Reichweite, Ladezeiten, Fahrgeräusche sowie Sicherheit. "Wir überlegen, ob wir ein Finanzierungsmodell für unsere Mitarbeiter zur Anschaffung eines ›e.Go‹ als Geschäftswagen anbieten", denkt Matthias Frielitz, der sich sicher ist, dass die Branche den Trend E-Mobilität nicht verschlafen darf, schon weiter.