In einem Vortrag erklärte Simon Klass, Gemeinderat und stellvertretender Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbandes Gechingen/Ostelsheim, die Komplexität des Hochwasserschutzprojektes. Foto: Schillaci Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Hochwasserschutz in Gechingen / Kostenausblick / Zuschuss von 70 Prozent

Gechingen. Etwas mehr als zehn Jahre ist es mittlerweile her, seitdem die Gechinger Gemeinde von einem historischen Hochwasser betroffen war. Der 15. Mai 2009 wird daher vielen Bewohnern immer in Erinnerung bleiben. Gebäude und Garagen wurden vom Unwetter unter Wasser gesetzt. Fahrzeuge schwammen durch die Straßen, die Durchfahrt durch die Gemeinde war nicht möglich. Maßnahmen zum Hochwasserschutz lassen jedoch bisher auf sich warten.

Der CDU-Gemeindeverband Gechingen/Ostelsheim versuchte am Freitagabend, mit einem Vortrag des stellvertretenden Vorsitzenden Simon Klass im Sportheim etwas Licht ins Dunkle zu bringen.

Es könnte alles so einfach sein, wenn man Geld in die Hand nehmen und das Projekt anpacken würde. In der Realität spielen jedoch verschiedene Faktoren eine Rolle, welche die Prozedur wesentlich komplexer gestaltet. Strenge Vorschriften müssen eingehalten, Zuschüsse beantragt und genehmigt werden.

Die Besucher diskutieren mit

Klass, der auch zweiter Stellvertreter des Bürgermeisters Jens Häußler ist, betonte, dass es nicht möglich sei, einzelne Maßnahmen zu treffen. Um einen bestimmten Hochwasserschutz zu gewährleisten, müsse tatsächlich das gesamte Konzept in seiner Umsetzbarkeit gestaltet und genehmigt werden. "Entweder ganz oder gar nicht", so Klass.

Bei seiner Präsentation legte Klass verschiedenste Fakten und Zahlen dar. Statistisch gesehen sei das Hochwasser von 2009 laut den Daten des Deutschen Wetterdienstes ein 500-jähriges Ereignis gewesen. Die Statistiken trügen allerdings. Denn mit viel Pech könnten bestimmte Unwetter auch in wesentlich kürzeren Zeitabständen eintreten. Dessen waren sich die Besucher, die immer wieder mitdiskutierten, bewusst.

Gechingen soll nach aktueller Planung einen 100-jährigen Schutzgrad erreichen. Dieser würde bis zu 52 Liter in einer Stunde absichern können.

Die aus dem ursprünglichen Konzept stammenden Lösungsansätze wie die Gewässeraufweitung in der Talstraße oder die Ableitung von Hangwasser der Bergwaldsteige waren tatsächlich umsetzbar. Ziel sei es, das aus Richtung Stammheim und Gültlingen kommende Wasser möglichst ohne Hindernisse und Einengungen durch den Ort fließen zu lassen, während die Althengstetter Seite mit einem Hochwasserrückhaltebecken (HRB) versehen werden soll. Letzteres sei allerdings vom Landratsamt, sehr zur Überraschung des Gemeinderats, als nicht umsetzbar eingestuft worden.

Die Entleerung des HRB darf nicht über den bereits vorhandenen Mischwasserkanal erfolgen. Es wurde der Neubau eines Regenwasserkanals gefordert. Dessen Bau soll nun auch in Angriff genommen werden. Laut Beschluss soll der Kanal vom ohnehin überarbeitungsbedürftigen Fleckenparkplatz über die Calwer Straße zur Metzgergasse führen.

Sehenswertes Erholungsgebiet

Für die Aufweitung des Feuersees zur oberirdischen Abführung des Wassers müssen noch Grundstücke erworben werden. Dort könne dann auch im Rahmen einer Ortsmodernisierung ein sehenswertes Erholungsgebiet am offenen Gewässer entstehen.

Außerdem präsentierte Klass den momentan Kostenausblick. Ohne Grunderwerb sollen sich die Kosten auf sieben Millionen Euro belaufen. Durch den Zuschuss von 70 Prozent müsste die Gemeinde einen Anteil von etwas mehr als zwei Millionen Euro tragen. Nicht zu vergessen ist laut Klass der Baustopp, den es aktuell für 126 Gebäude in Gechingen gibt. Dieser würde durch den Hochwasserschutz aufgehoben werden. Die von den Bewohnern ersehnte bauliche Ausführung soll im Jahr 2021 beginnen. Bis dahin heißt es wohl weiterhin warten.