Mit Blumen, einem Geschenk und einer Urkunde gratulierte Bürgermeister Dieter Bischoff Eleonore Stickel zum 90. Geburtstag. Foto: Sannert

Eleonore Stickel feierte ihren 90. Geburtstag. Sie ist eine Kämpferin und auch im Altern noch sportlich aktiv.

Pfalzgrafenweiler - 34 Jahre lang hat Eleonore Stickel jeden Samstag zur Wassergymnastik ins Freizeitbad Pfalzgrafenweiler eingeladen. Erst mit 86 Jahren hörte sie damit auf. Am Donnerstag, ihrem 90. Geburtstag, bekam sie Besuch von Bürgermeister Dieter Bischoff, der der rüstigen Seniorin zu ihrem Ehrentag gratulierte und ihr neben Blumen und einem Geschenk die Urkunde mit Glückwünschen des Ministerpräsidenten überreichte.

Neun Urenkel

Groß gefeiert wird aber erst später mit den fünf Kindern samt Partnern, mit sieben Enkelkindern und neun Urenkeln sowie Eleonore Stickels 84-jähriger Schwester. Als Eleonore Müller wurde die Jubilarin am 19. Mai 1932 in Stuttgart geboren. Als sie zwölf Jahre alt war, wurde die Familie ausgebombt. Mit ihrer Mutter und der kleinen Schwester musste die junge Eleonore Stuttgart verlassen und kam so nach Haiterbach. Der Vater kämpfte zu dieser Zeit als Soldat im Zweiten Weltkrieg.

Ein Jahr später fanden die Drei eine Bleibe in einem Leibgedinghaus in Alt-Nuifra. Mehrfach musste die junge Eleonore wegen des Kriegs und der vielen Umzüge die Schule wechseln. Insgesamt sieben besuchte sie bis zum Alter von 14 Jahren, und stets führte ein teils längerer Fußmarsch dorthin, erinnert sie sich noch heute.

In ihrer ersten Stelle in der Landwirtschaft in Alt-Nuifra blieb sie ein Jahr. Danach ging es zurück nach Haiterbach. Dort arbeitete sie ein weiteres Jahr in der Landwirtschaft bei einem Ehepaar. An diese Zeit denkt die Jubilarin noch gern, denn sie dufte dem Bauern im Winter in der Küfer-Werkstatt helfen.

Einige Jahre arbeitete die junge Frau dann in der Deckenfabrik in Iselshausen als Weberin. Mit Freunden kam sie oft nach Pfalzgrafenweiler, wo sie Hermann Stickel kennenlernte, den sie heiratete und mit dem sie fünf Kinder – drei Söhne und zwei Töchter – bekam.

Er hatte in Pfalzgrafenweiler ein Transportunternehmen, in dem seine Frau tatkräftig mithalf. Sie scheute sich auch nicht, mit dem Laster samt Anhänger, voll beladen mit Kies, größere Strecken zurückzulegen. Bis zu dem Tag, an dem Hermann Stickel tödlich verunglückte. Da war die fünffache Mutter gerade einmal 32 Jahre alt.

Fortan brachte sie die Familie mit Heimarbeit über die Runden. Doch Eleonore Stickel war schon immer eine Kämpferin.

Noch mal auf die Schulbank

Mit 42 Jahren nahm sie bei ihrem Hausarzt eine Stelle in der Praxis an. Ein Jahr später ließ sie sich zur Arzthelferin ausbilden. Eleonore Stickel weiß noch heute, wie sie in der Berufsschule Tübingen mit lauter jungen Frauen die Schulbank drückte. Zuhause verbrachte sie viel Zeit mit Handarbeit, mit Sockenstricken, Häkeln, Nähen und Sticken. Noch heute weiß sie kleine Löcher im Shirt oder in der Bluse zu kaschieren. "Da sticke ich ein Blümle drauf", sagt Eleonore Stickel und lacht.

Neben der Handarbeit, der sie heute noch eifrig nachgeht, hatte es Eleonore Stickel aber auch der Sport angetan. Mit 52 Jahren bot sie im neu eröffneten Bad in Pfalzgrafenweiler erstmals Wassergymnastik an. Nebenher spielte sie Tennis, bestieg mit Freunden Berge, ging in die Schweiz zum Skifahren oder mit dem Schwarzwaldverein auf Wandertour. Heute, mit 90 Jahren, geht die rüstige Seniorin noch immer zur Wassergymnastik, lässt sich aber nun von anderen anleiten. Auch Tennis spielt sie noch mit Freunden. Sie geht ins Fitnessstudio und zur Herzsportgruppe oder unternimmt von ihrer Wohnung, wo sie seit 17 Jahren lebt, einen langen Spaziergang.