Für die Kinderbetreuung wird bald ein höherer Betrag fällig. Foto: © Coloures-Pic – stock.adobe.com

Die Kindergartengebühren in Bad Teinach-Zavelstein werden erhöht. Für die einen ist dies eine logische Konsequenz aus den Mehrausgaben, die bestehen. Für die anderen offenbar ein Schlag ins Kontor der Familien.

Bad Teinach-Zavelstein - Jedes Jahr wird eine Debatte über die Anpassung der Kindergartengebühren geführt, über die Empfehlungen der Vertreter des Gemeinde- und Städtetags sowie der Kirchen, über eine angemessene Bezahlung des Personals. "Alle Jahre wieder" könnte man als Überschrift für dieses Thema wählen, schlug Bürgermeister Markus Wendel in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vor.

Und obwohl die Gebühren jedes Jahr angepasst werden, gehe die Schere zwischen den Kosten, die der Stadt durch die Betreuungseinrichtungen entstehen, und dem, was sie durch Gebühren einnimmt, immer weiter auseinander. "Dieses Jahr besonders", betonte Wendel.

Kosten steigen kontinuierlich

Allein durch die jüngste Tariferhöhung für die Erzieher muss die Stadt rund 25 000 Euro mehr zahlen. Die 3000 Euro an Mehreinnahmen, die sie durch die geplante Erhöhung bekommen soll, stünden dazu in keinem Verhältnis, sagte der Bürgermeister. Die Kosten für die Betreuung steigen kontinuierlich an. Die Allgemeinheit, also die Steuerzahler Bad Teinach-Zavelsteins, investieren jährlich 750 000 Euro in die Kinderbetreuung, führte Wendel durchs Zahlenwerk. Nur für die Kindergärten wohlgemerkt. Die Schulen sind in dieser Zahl nicht enthalten. Vor wenigen Jahren habe dieser Betrag noch bei rund 500 000 Euro gelegen.

"Das Thema ist alternativlos", unterstrich Wendel. Auch wenn er selbst mit diesem Wort nicht viel anfangen könne. Die Erhöhung der Gebühren sei zwar ein Tropfen auf den heißen Stein, aber "dennoch notwendig und angebracht".

Die Vertreter des Gemeinde- und Städtetags sowie der Kirchen haben die Empfehlung ausgesprochen, die Gebühren für das Kindergartenjahr 2022/2023 um durchschnittlich rund 3,9 Prozent zu erhöhen. Dieser Empfehlung möchte die Stadtverwaltung in Teilen folgen und plant die Gebühren daher folgendermaßen festzusetzen: Die Betreuung eines Kindes aus einer Familie mit einem Kind kostet künftig bei der Elf-Monats-Regelung 139 Euro statt wie bisher 134 Euro. Bei zwei Kindern im Haushalt kostet die Betreuung eines Kindes 108 statt bisher 103 Euro. Die Kindergartengebühren für ein Kind bei drei Kindern in der Familie betragen 72 Euro, statt wie bisher 69 Euro und bei vier und mehr Kindern 24 Euro statt bisher 23 Euro.

Familienpauschale erhöht

In der Kleinkindbetreuung erhöht sich der Betrag bei drei Wochentagen von 187 auf 194 Euro, bei vier Wochentagen von 225 auf 234 Euro und bei fünf Tagen von 271 auf 282 Euro. Für jedes weitere Kind reduziert sich der jeweilige Betrag um 24 Euro, wie der Sitzungsvorlage zu entnehmen ist. Zuletzt betrug die Familienpauschale 23 Euro.

Andrea Mast erzählte, dass sie bereits wütende Anrufe von Eltern wegen der geplanten Erhöhung bekommen habe. Sie als fünffache Mutter stehe jedoch voll und ganz hinter den Plänen der Stadtverwaltung und ist vollauf zufrieden mit der Betreuung. Mast habe den Anrufern von der geringen Kostendeckung erzählt, die mit den Gebühren erreicht wird und damit versucht, um Verständnis zu werben.

Lebensstil von Patchworkfamilien wird nicht berücksichtigt

Darüber hinaus sei Mast gefragt worden, was denn mit Patchwork-Familien sei, bei denen das Kind mal bei einem Elternteil und mal beim anderen lebt und entsprechend nicht immer in den gleichen Kindergarten geht. Ob die dennoch den vollen Betrag zahlen müssen? Hier grätschte Wendel gleich dazwischen. "Das werden wir nicht berücksichtigen", betonte er. "Wir können ja nichts für die Lebensgestaltung der Eltern." Wenn man außerhalb der Schließzeiten in den Urlaub gehe, müsse man ja auch unverändert zahlen. "Es gibt keine Einzelfallregelung. Punkt", machte er einen Haken an die Sache.

Einstimmige Entscheidung

Manuel Knoll – ebenfalls selbst Vater – findet die Erhöhung "mehr als gerechtfertigt". Allein schon wegen der jüngsten Tariferhöhung für Erzieher, die die Stadt eine Menge Geld kostet. Die Gebühren seien "eigentlich nur ein Nasenwasser, wenn man die Gesamtkosten betrachtet". Das müsse den anderen Eltern klar werden. 7000 Euro pro Kind schießt die Stadt im Jahr zu, unterstrich Wendel.

Der Gemeinderat sprach sich schließlich einstimmig für die Erhöhung der Kindergartengebühren aus.

Der Bürgermeister lobte zum Abschluss den Ruf der Stadt bei potenziellen Erziehern und Bewerbern. Deshalb sei es bisher immer gelungen, jede Position in den Einrichtungen zu besetzen.