„Ist der Baum echt?“ Diese Frage wird Markus Stoll spätestens im Februar 2025 nicht mehr beantworten müssen. Denn Stoll schließt mit der „Kastanie“ ab und damit mit seiner Villinger Gastro-Zeit. Er startet in der Bier-Akademie in Schwenningen in Kürze durch.
Markus Stoll hat schon ruhigere Zeiten erlebt. Zum einen möchte er ab dem 1. Oktober in der Bierakademie in Schwenningen loslegen, er wird damit den langjährigen Pächter Lothar Anders hinter der Theke ablösen.
Doch noch fehlen ihm wichtige behördliche Dokumente, um loslegen zu können. „Doch das kennen wir ja aus VS“, meint er lakonisch.
Andererseits klingelt sein Handy ständig, „weil sich Leute melden, die Interesse an der Kastanie haben. Stoll hat den Pachtvertrag, der noch bis Ende Januar 2025 läuft, bereits gekündigt und sucht einen Nachmieter. Seit dem ersten Post in den sozialen Netzwerken und seiner Kleinanzeige „ist bei mir die Hölle los“.
Ernsthaftes Interesse?
Sind unter denen, die sich auf seinen Post und seine Anzeige hin melden, auch ernstzunehmende Interessenten? Wie viel von den Telefonaten und Gesprächen eher heiße Luft war, das lasse sich erst in den nächsten Tagen und Wochen sagen. Bei zwei Anrufern zumindest habe er ein gutes Gefühl. Wer hinter den ernsthaften potenziellen Pächtern steht, das möchte er noch offen lassen. Nur soviel: Es handle sich um einen Unternehmer und einen Gastronomen aus Villingen.
Schwindende Umsätze
Mit dem Rückzug aus der Kastanie endet nicht nur seine Zeit in dem Raucherlokal in der Goldgrubengasse, sondern auch das Villinger Gastro-Kapitel. Im Dezember 2022 hatte Markus Stoll das Glunkenhaus-Café in der Färberstraße eröffnet, jedoch nach einem Dreivierteljahr wieder entnervt aufgegeben, da die Umsätze massiv eingebrochen waren, erzählte er damals unserer Redaktion zu den Gründen.
Nicht nur Stoll führte das Ausbleiben der Gäste auf die Verschärfung der Sperrzeiten in der Kneipenmeile zurück, die im März 2023 griff. Schwindende Gewinne und weniger Gäste haben zwar auch beim Rückzug aus der Kastanie eine Rolle gespielt, aber vor allem waren es andere Überlegungen.
Bierakademie reicht völlig
Seine Gedanken kreisen nur noch um sein neues Lokal. „Ich möchte mich voll und ganz auf die Bierakademie konzentrieren“, erläutert Stoll. Denn für den Schwenninger bedeutet das neue Kapitel nicht nur eine Fünf-bis Sechstagewoche, sondern auch ein anderer, wenn auch nicht völlig neuer Ansatz in seiner gastronomischen Karriere: Bierlokal, Restaurant und vermutlich auch Lieferservice sind das eine, regelmäßige Live-Konzerte das andere. Bereits am 12. Oktober will er mit der Band „Smash“ starten. „Da bleibt keine Zeit mehr für ein zweites Lokal.“
Mit gemischten Gefühlen wird Stoll spätestens am 31. Januar 2025 den Schlüssel zur Kastanie den Villinger Eigentümern zurückgeben. Nach fast fünf Jahren.
Im Februar 2020 hatte er die Kneipe übernommen, nachdem das Lokal einige Monate leer gestanden hatte. „Wir hatten hier unglaublich tolle Zeiten“, schwärmt er.
„Die Kastanie ist ja ein Stück meiner eigenen Geschichte.“ Vermissen werde er auch das „besondere Flair des Lokals“ und manche skeptische Frage von Gästen, die zum ersten Mal das Lokal betraten. „Ist der Baum echt?“
In seiner neuen Location wird er zwar keinen Baum in seinem Gastraum haben, dafür viele vor seiner Nase: Der Mauthepark liegt direkt vor seiner „Haustüre“.