Eigentlich war das Feuer in der "Galerie zur Mühle" schon unter Kontrolle. Doch durch eine Sturmfront entwickelte sich das Feuer schließlich zu einem Vollbrand.
Freudenstadt-Grüntal - Einen Tag und eine Nacht – fast genau 24 Stunden – haben die Männer und Frauen der Freudenstädter Feuerwehr darum gekämpft, so viel wie möglich von der Gaststätte "Galerie zur Mühle" zu retten. Dennoch sind die großen Schäden am Dienstagmorgen offensichtlich. Wo einst der First des historischen Fachwerkhauses war, ragen nur noch verbrannte Balken in den Himmel. Ein Großteil der Dachziegel fehlt, das Holz darunter ist verkohlt.
Ursprünglicher Brand schnell gelöscht
Dabei schien am Montagmittag das Schlimmste schon vorbei. Den ursprünglichen Wohnungsbrand hatte die Feuerwehr schnell gelöscht. Gegen 13.30 Uhr galt das Feuer als unter Kontrolle. Die Feuerwehrleute musste dann noch in stundenlanger harter Arbeit einzelne Glutnester im hölzernen Gebälk öffnen und beseitigen.
Doch die Feuerwehrleute hatten kein Glück mit dem Wetter. Denn während sie das Dach abdeckten, zog zwischen 15.30 und 16 Uhr eine kleine Sturmfront vorbei, die das Feuer erneut anfachte. "Der Wind ging auf der einen Seite rein und auf der anderen Seite wieder raus", erzählt Stadtbrandmeister Florian Möhrle, der den Einsatz leitete.
Zusätzliches Fahrzeug Drehleiter muss anrücken
Durch diesen Luftzug wurden aus den Glutnestern wieder offene Brände. Zuerst stand der zweite Stock in Vollbrand, dann der Dachstuhl. Eilig rückte ein zusätzliches Fahrzeug mit Drehleiter aus Waldachtal an. "Wir haben dann massiv von außen gelöscht", erzählt Möhrle. Eine Gefahr für die Häuser der Umgebung habe aber nicht bestanden.
Gegen 18 Uhr war der Dachstuhlbrand dann gelöscht. Nun begann wieder die mühsame Suche nach Glutnestern. Doch mit Einbruch der Nacht musste die Feuerwehr die Löscharbeiten im Innern des Gebäudes abbrechen. "Es war zu dunkel und zu gefährlich", erklärt Möhrle. "Und die Leute waren auch erschöpft." Die meisten wurden daher nach Hause geschickt, um zumindest ein paar Stunden zu schlafen.
Böden und Treppen sind eingestürzt
Vor Ort blieben aber zwölf Mann für die sogenannte Nachtwache. Immer wenn eine Glut aufleuchtete, löschten sie diese. Anders ließen sich in der Dunkelheit die noch immer vor sich hin glimmenden Stellen nicht mehr ausmachen. Um 7.30 Uhr am Dienstagmorgen konnte die Feuerwehr dann wieder damit beginnen, versteckte Glutnester zu öffnen, um das Feuer endgültig zu löschen.
Doch die Arbeiten waren nun noch schwieriger als am Vortag. "Dreiviertel des Gebäudes sind nicht mehr begehbar, Böden und Treppen sind eingestürzt", berichtet Möhrle. "Die Bekämpfung der Glutnester mussten wir von außen angehen – mit Steckleitern und der Drehleiter." Dabei kam es dann noch mal zu einer starken Rauchentwicklung. Gegen 12.30 Uhr war dann das letzte Glutnest gelöscht.
Gebäude laut Statiker einsturzgefährdet
Wie groß der Schaden ist, kann Möhrle nicht beziffern. Die Polizei schätzt grob, dass der Sachschaden größer als eine Million Euro sein könnte. Möhrle spricht von einem "Totalschaden am Gebäude". Dabei habe schon am Vortag der Eindruck von außen getäuscht. Da sah das Gebäude nämlich noch relativ intakt aus. "Aber innen war schon alles kaputt", so Möhrle.
Mittlerweile hat auch ein Statiker das stark beschädigte Gebäude begutachtet. Dieser hat laut Möhrle vorerst verboten, das Haus zu betreten. Es besteht Einsturzgefahr. Ob die Denkmalgeschütze Gaststätte noch gerettet werden kann, oder abgerissen werden muss, kann Möhrle aber nicht beurteilen. "Eventuell kann die untere Etage mit den Steinen stehenbleiben." Auf jeden Fall stehe fest: "Es muss viel gemacht werden."
Ursache derzeit noch unklar
Noch ist laut Angaben der Polizei die Brandursache unklar. "Ein technischer Defekt könnte der Auslöser gewesen sein", so ein Polizeisprecher. Es werde derzeit aber noch ermittelt. Zumindest steht aber fest, dass der Brand von einer der Wohnungen im Obergeschoss ausging.
Ein Anwohner habe den Rauch bemerkt und mit einem weiteren Bewohner vergeblich versucht, den Brand mit einem Feuerlöscher zu löschen, so die Polizei. Beide atmeten dabei Rauch ein und mussten daher ins Krankenhaus gebracht werden, konnten aber noch am selben Tag entlassen werden.