Zur Freude der Rottweiler eröffnet die Weinstube Russ in der Bruderschaftsgasse und setzt eine lange Tradition fort. Foto: Otto

Das schließt, das schließt und das schließt auch – jede dieser Nachrichten aus Gastronomie und Handel in Rottweil trifft die Stadt hart. Gleichzeitig gibt es auch tolle Lichtblicke und Neueröffnungen. Was war 2022 so alles los? Wir blicken zurück.

Rottweil - Schmerzhaft wird es in Rottweil vor allem, wenn bekannt wird, dass wieder eins der traditionellen und beliebten Gasthäuser schließen muss. Das gibt es 2022 bedauerlicherweise mehrfach: Im April berichten wir, dass das "Rössle" in der Waldtorstraße zum Monatsende schließt. Das Bedauern ist groß, für Wirtin "Frieda" gibt es einige gute Wünsche und Dank für viele besondere Stunden mit auf den Weg. Einen Steinwurf entfernt trifft es zum Jahresende hin auch den "Goldenen Apfel". Ein neuer Pächter wird gesucht. Ob es dort 2023 einen Neuanfang gibt?

Gastronomie trifft es hart

Traurig sind treue Gäste und Ausflügler auch über diese Nachricht: Das Fischerheim am Linsenbergweiher in Göllsdorf schließt Mitte Dezember. Das ist zwar nicht in der Innenstadt, aber ein beliebtes Ausflugsziel gewesen. Hier könnte ein neuer Pächter das Heim 2023 zu neuem Leben erwecken.

Kneipengänger müssen kurz vor Jahresende auch noch diese Botschaft verkraften: Die Café-Bar von "Yves" direkt am Kapellenturm ist Geschichte. Der Franzose geht zurück in die Heimat. Ein Verlust für die Stadt. Auch im Sommer war sein Gartencafé ein beliebter Treffpunkt – sofern es baustellenbedingt Platz für die Tische gab. Ein paar Meter weiter manifestiert sich 2022, was einige schon ahnten: Auch das Gasthaus "Becher" hat geschlossen.

Aus nach 93 Jahren

Über die Hochbrücktorstraße hinüber, in der Sprengergasse, schmerzt ein weiterer Verlust. Und zwar in Sachen Einzelhandel: Die Messerschmiede Bacher, ein Fachgeschäft mit Tradition, kündigt im September die Schließung an – nach 93 Jahren ist Schluss. Und die Stadt ist noch um ein weiteres Fachgeschäft ärmer: Das Bettenstudio "Sit-in" in der Oberamteigasse sagte zum Jahresende Lebewohl.

Ein Aus gibt es ebenso am Kriegsdamm: Das Seifen-Lädele muss im Februar aufgeben. Corona-Pandemie und vergebliches Warten auf die Hängebrücke in der Nachbarschaft als Touristen-Magnet – das ist zu viel.

Tradition wird fortgeführt

Doch wo Schatten ist, ist auch Licht. Kommen wir zu den guten Nachrichten: Auf der Saline tut sich im Juli 2022 ein neues gastronomisches Highlight auf. Das "Bulls-House" eröffnet an Stelle des schon 2021 geschlossenen "La Cantina". Mit großem Erfolg.

Große Freude herrscht in der Stadt auch über die Neueröffnung des "Bruderschaftsstübles". Die Weinstube Russ eröffnet Anfang Dezember und führt die lange Tradition fort. Das "Russenstüble", wie es die Rottweiler nennen, hatte 2018 geschlossen. Ein toller Neubeginn.

Und im Siedlerheim geht es ebenfalls weiter: Nach zwei Jahren Schließung eröffnen neue Pächter das Vereinsgasthaus mit gut bürgerlicher Küche – und griechisch-deutsch ist der Neustart im Dezember in der TSV-Gaststätte in Göllsdorf.

Frischer Wind

Im Handel ist noch Luft nach oben. Wer zum Jahresausklang durch die Stadt läuft, muss nicht lange suchen, um zu sehen: Hier gibt es noch viele Ladenflächen, die dringend gefüllt werden sollten. Immerhin: Mit dem Gewürzeladen Violas ist im Sommer frischer Wind in die Fußgängerzone eingezogen, der Esprit-Laden wurde wieder gefüllt – wenn auch nicht mit einer Optimallösung, und im ehemaligen Rottweiler Hunde-Souvenirshop am Friedrichsplatz gibt es jetzt einen Barber-Laden.

Leer vor sich hin steht weiterhin unter anderem der ehemalige Müller-Drogerie-Markt, der nicht geschlossen hat, aber umgezogen ist. Das neue Geschäft am Nägelesgraben hat Ende April eröffnet. Wer sich für die Fläche am Friedrichsplatz interessiert, kann sich bequem per QR-Code informieren. Wie noch an etlichen anderen Stellen in der Stadt.

Für 2023 hoffen die Rottweiler nun auf weitere Neustarts – und wenig schmerzhafte Einschnitte.