Der "Goldene Apfel" in der Flöttlinstorstraße schließt zum Jahresende. Foto: Roth

Seit 188 Jahren werden im "Goldenen Apfel" in der Flöttlinstorstraße Gäste verköstigt. Nun endet nach sechs Jahren der Pachtvertrag mit Pächterin Dagmar Hezinger. Zum Ende des Jahres ist Schluss.

Rottweil - Die Spatzen pfeifen es schon länger von den Dächern, jetzt herrscht Gewissheit: Der Goldene Apfel macht zu. Ende des Jahres ist Schluss.

Wie Inhaberin Regina Maier auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt, endet das Pachtverhältnis mit der derzeitigen Pächterin Dagmar Hezinger nach sechs Jahren.

Schnitzel, Vesper und Wurstsalat – eine kleine aber feine Karte, dafür ist der "Äpfel" berühmt, und das nicht nur bei der Stammkundschaft. Die nimmt die Nachricht natürlich mit Bedauern auf, wie Hezinger am Telefon erzählt. Warum Sie aufhört? "Mir ist gekündigt worden", antwortet Hezinger. Mehr möchte sie nicht sagen.

Nun wird ein neuer Pächter für das traditionsreiche Lokal mit der einzigen Kegelbahn in der Innenstadt gesucht. Wer sich dafür begeistern kann, der darf auf einen treuen Kundenstamm bauen.

Lokal der Zünfte

Der "Apfel" ist ein Lokal der Rottweiler Zünfte und Stammtische. An der Fasnet herrscht in der Flöttlinstorstraße Hochbetrieb. Wo Narren, Rössle und Narrenzunft an der Fasnet oberhalb des Schwarzen Tors noch einkehren zu können, wo Narrenkarten abgestempelt und aufgesagt werden kann – die Möglichkeiten werden weniger.

Das Gasthaus Rössle in der Nachbarschaft hat nach der Ära Frieda Zsuzsandor weiterhin geschlossen und nun macht eine Gasse weiter auch noch der "Apfel" zu. Doch zumindest für die Fasnet soll es einen Plan B geben, wie Regina Maier erzählt. Eine Besenwirtschaft könne sie sich vorstellen, sollte erst einmal kein neuer Pächter gefunden werden.

Immer weniger Lokale

Die traditionsreichen Vesperstuben und urigen Lokale mit schwäbischer Küche werden in Rottweil immer weniger. In Liederhalle und Rössle, Bruderschaftsstüble und Becher, Paradies und Flasche ist die Küche schon lange kalt. Die Stadt hinaus – in der Altstadt – könnte im kommenden Jahr mit der Altstadtschänke das nächste Traditionslokal schließen.

Lange Geschichte

Dass es im "Apfel" weitergeht, darauf hoffen die Rottweiler. 188 Jahre Gastlichkeit in der Flöttlinstorstraße – das verpflichtet. Dabei ist der "Goldene Apfel" noch einiges älter. Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war der "Apfel" in der Oberen Hauptstraße, unterhalb des Kirsnerschen Hauses (Hauptstraße 29). Erst 1834 zog das Lokal in die Flöttlinstorstraße 14 um, wie in dem Buch "Rottweiler Wirtshäuser und ihre Schilder" von Winfried Hecht zu lesen ist.

Aus dieser Zeit könnte auch das Wirtshausschild stammen, dass den goldenen Apfel mit seinem Kranz und einem kleinen Bäumchen auf dem Bogen zeigt.

Bleibt zu hoffen, dass dieses auch künftig die Gäste grüßt und nicht nur an das erinnert, was einst einmal war.