Mitten in der Natur zwischen Rottweil, Bühlingen und Hausen liegt das Naturgasthaus Bettlinsbad – und behauptet sich schon seit zehn Jahren. Wirtin Marianne Burgbacher lässt uns zum Jubiläum hinter die Kulissen schauen.
Für viele Besucher ist das besondere Gasthaus als „kleine Auszeit für die Seele“ nicht mehr wegzudenken. „Bettlinsbad“ zieht mittlerweile Gäste aus nah und fern an und hebt sich nicht nur durch die naturnahe Lage, sondern auch mit seinem Konzept von herkömmlichen Gastronomiebetrieben ab.
Und das, obwohl anfangs eigentlich alles ganz anders geplant war… Zum zehnten Jubiläum eröffnet Wirtin Marianne Burgbacher im Interview viele überraschende Einblicke „hinter die Kulissen“.
Vor zehn Jahren haben Sie das Bettlinsbad eröffnet. War die Gastronomie schon immer ihr Traum?
Nein, ich bin gelernte Floristin, und das wollte ich auch bleiben. Der Bauernhof nebenan ist mein Elternhaus. Dort bin ich aufgewachsen, und das ‚Bettlinsbad‘ gehörte daher zu meiner Kindheit. Als meine Tante das Gebäude verkaufen wollte, war für mich klar: Dieser besondere Ort muss in der Familie bleiben. Geplant war, das Gasthaus weiterhin zu verpachten – und vielleicht irgendwann einmal in der Rente ein kleines Blumencafé daraus zu machen.
Was hat Sie dazu bewogen, dass „Bettlinsbad“ dann doch „im großen Stil“ selbst zu betrieben?
Wir haben schlicht und einfach keine passenden Pächter gefunden. Ein Leerstand war auch finanziell nicht möglich. Also haben wir – meine Familie und ich – uns kopfüber ins Abenteuer gestürzt. Im Nachhinein ziemlich mutig. Heute würde ich mir das nicht mehr antun. Das hat wirklich viele Herausforderungen mit sich gebracht, und ich war oft kurz davor, alles hinzuwerfen.
Was waren die größten Herausforderungen?
Ich hatte keine Ahnung von der Gastronomie. Dazu mussten wir erst einmal renovieren, was wirklich kräftezehrend war. Die größte Herausforderung war und ist bis heute allerdings die Planung. Wir sind total wetterabhängig. Bei schönem Wetter werden wir häufig ‚überrannt‘, und bei schlechtem Wetter finden kaum Gäste den Weg zu uns. Das ist wirklich eine Gratwanderung, die mich auch nach zehn Jahren Erfahrung immer noch Nerven kostet: Wie wird das Wetter? Haben wir genug gebacken? Passen die Mitarbeitereinteilung und der Wareneinsatz zur Gästeanzahl? Dazu kommt die ständige Personalsuche, die auch bei uns wirklich herausfordernd ist, und natürlich auch der ganze bürokratische Aufwand.
Was hat Sie dennoch dazu gebracht weiterzumachen? Gab es besonders schöne Erlebnisse?
Auf jeden Fall! Irgendwie hat sich der Weg immer weiter entwickelt. Ich hatte viel Unterstützung und habe an Grenzpunkten geschaut, was möglich ist. Die größte Motivation ist die wunderbare Rückmeldung unserer Gäste. Im „Bettlinsbad“ steckt so viel Liebe zum Detail. Dass die Gäste sich bei uns so wohlfühlen und diesen Ort so wertschätzen, macht mich glücklich und bestätigt mich immer wieder. Wir haben so viele nette Stammgäste, die teilweise mehrmals am Wochenende für eine kleine Auszeit zu uns kommen. Nicht selten finden auch Gäste aus Rottweil und der nahen Umgebung den Weg zu uns und sagen ganz überrascht, sie hätten gar nicht gewusst, dass ‚Rottweil so ein schönes Fleckchen hat‘. Das ist ein großes Kompliment. Von außen sieht man bei uns eben nicht, was drin steckt.
Zu den für mich wertvollsten ‚Bettlinsbad-Erlebnissen‘ gehört auch meine Familie. Dass mein Mann und meine beiden Töchter voll ins Bettlinsbad mit eingestiegen sind, ist für mich wirklich ein riesengroßes Geschenk! Da kann ich mein Glück manchmal selbst kaum fassen. Beide Mädels sind sehr engagiert dabei und gestalten das Bettlinsbad maßgeblich mit. Und ohne meinen Mann wäre das ganze sowieso unvorstellbar.
Was hebt das Bettlinsbad von anderen Gastronomien ab?
Burgbacher: Das ist mit Sicherheit vor allen Dingen die Natur. Unsere Lage und unser Naturgarten sind wirklich einzigartig, Erholung pur für naturverbundene Menschen. Auch unser Konzept ist außergewöhnlich. Wir legen großen Wert auf Qualität, und ich denke, man merkt, dass wir das, was wir tun, wirklich von Herzen machen. Das ‚Bettlinsbad‘ ist authentisch und damit absolut nicht perfekt. Das ist vermutlich das Besondere daran. Nicht nur in der Region ist das ‚Bettlinsbad‘ als Ausflugsziel mittlerweile für die frischen Speisen, wie das beliebte selbstgebackene Brot, den feinen regionalen Wurstsalat, sowie die selbst gemachten Blechkuchen bekannt und beliebt. Viele Gäste kommen regelmäßig auch von weiterher. Das macht zugegeben auch ein bisschen stolz.
Gibt es Zukunftspläne? Worauf dürfen sich die Gäste in Zukunft freuen?
Burgbacher: Das ist eine schwierige Frage. Wir wissen ja alle nicht, was die Zukunft bringt. Das ‚Bettlinsbad‘ war für mich jedoch von Anfang an nicht nur eine Gaststätte. Es ist ein Ort, der den Menschen in der heutigen Zeit Kraft schenkt und an dem man Energie tanken kann, wenn einem im stressigen Alltag mal wieder die Puste ausgeht. Meine Vision ist vor allen Dingen, den Menschen die Natur näher zu bringen und im ‚Bettlinsbad‘ zu zeigen, was für ein großartiges Geschenk wir mit der Natur direkt vor unserer Haustüre haben.
Was haben Sie in den vergangenen zehn Jahren gelernt?
Mutig den eigenen Weg zu gehen lohnt sich. Hätte ich – vor allem zu Beginn – auf die vielen Meinungen von anderen bezüglich Konzept, Speisenangebot und so weiter gehört, wäre das ‚Bettlinsbad‘ heute ziemlich sicher nicht so erfolgreich und einzigartig wie es ist.
Nehmen wir an Sie hätten einen Wunsch für die Zukunft frei, was würden Sie sich wünschen?
Oh, ein bisschen mehr Geld wäre gut, Gesundheit kann man auch immer gebrauchen, viele zufriedene Gäste, zuverlässige Mitarbeiter… Da würde mir viel einfallen. Aber wenn es nur ein Wunsch wäre, würde ich auf eines unserer Spruchschilder verweisen, das neben unserer Eingangstüre hängt. Darauf steht: ‚Wenn jeder Mensch auf der Welt nur einen einzigen anderen Menschen glücklich machte, wäre die ganze Welt glücklich‘. Mein Wunsch wäre eine friedvollere glücklichere Welt. Und die fängt meiner Meinung nach bei jedem Einzelnen im Kleinen an.