Nicole Volckmann richtet pünktlich zum Brückensommer die Manufaktur „Valeria“ ein. Mit Kerzen, Makramee und Töpferwaren will sie den Marktplatz beleben. Foto: Jürgen Lück

Wie Nicole Volckmann und ihr Mann Mirko eine besonders schmerzliche Lücke schließen. Warum die Kunsthandwerkerin jetzt die ehemalige Metzgerei zum neuen Treffpunkt machen will.

Eine Kult-Gastro im Stuttgarter Westen heißt „Die Metzgerei“. Und Nicole Volckmann aus Mecklenburg-Vorpommern will so etwas auch in Horb schaffen. Indem sie mit ihrem Mann Mirko eine schmerzhafte Lücke auf dem Marktplatz Horb schließt.

 

Diese Lücke – sie klafft seit sechs Jahren. Ende Juli 2018 hatte Bäcker- und Konditormeister Helmut Kipp sein beliebtes Café geschlossen. Das Rathaus kaufte das Ensemble auf und verkündete vier Jahre später: Wegen zu hoher Baukosten lassen wir die Umbauplanung.

Die Gründerin Marion Steiner hatte sich – nach ihren Angaben – für das Kipp beworben. Sagt: „Dann hätte ich das Projekt größer gemacht und mehr Personal eingestellt.“ Das Rathaus habe das abgelehnt. Sie eröffnete das kleine ehemalige Eiscafé Dolada in der Hirschgasse und musste schließen. Weil sie alles alleine stemmen musste: Kuchen und Torten produzieren, verkaufen und bedienen.

Doch jetzt gibt es Hoffnung. Nicole Volckmann sitzt in den Räumen der Metzgerei Reinhardt. Eigentlich wollte sie hier „nur“ ihren Traum in der Manufakturenstadt verwirklichen. Sie richtet gerade Kerzen, hinten stehen alte halbhohe Möbel, die offenbar noch eine Lasur benötigen. Volckmann: „Als die Besitzer der Metzgerei Reinhardt hörten, dass mein Mann ein eigenes Eiscafé betrieben hatte, wurden sie hellhörig. Er sagte: „Dann machen sie doch hier ein Café auf. Das fehlt schmerzlich am Marktplatz.“

Volckmann: „Touristen klagen, wie sehr sie ein Café am Marktplatz vermissen“

Nicole Volckmann: „Ich war erst skeptisch. Doch solange ich hier sitze und einrichte, kommen immer wieder Touristen vorbei. Und sie sagen: Hier oben fehlt ein Café. Und weil mein Mann leidenschaftlicher Café-Macher ist und auch die besten Torten macht, haben wir gesagt: Wir probieren das mal!“

Und damit kann sich Horb auf Valerias Café freuen. Volckmann: „Wir werden am Genussommer am Freitag, 19. Juli, Eröffnung feiern – und schon am Samstag und Sonntag danach geht es los. Wir werden jedes Wochenende Café am Marktplatz machen – von 14.14 bis 18.18 Uhr.“

Kreative Zeiten. Nicole lächelt: „Eigentlich wollten wir von 13 bis 18 Uhr machen. Ich habe aber beobachtet, dass die Sonne hier am Marktplatz so gegen 18.30 Uhr noch herrliches Licht auf den Marktplatz wirft. Das sollen unsere Café-Gäste genießen können.“

In Valerias Café sitzen alle an einem Tisch

Das Café-Wochenende am Marktplatz. Nicole Volckmann: „Mein Papa hat uns einen großen Tisch spendiert, an den acht Gäste passen. Das wird unser Konzept: Gemeinsam sitzen und plaudern. So starten wir – und wir überlegen, ob wir auch Plätze auf der Terrasse anbieten.“

Eine Manufaktur, die richtig gut schmeckt. Nicole Volckmann schmunzelt: „Offenbar habe ich nicht nur mit dem Café den richtigen Riecher gehabt. Ich biete auch Makramee-Workshops an. Kurios: Da wollen viele mitmachen, obwohl sie das Knüpfen im Unterricht immer gehasst haben.“

Und? Kann das mit dem Café am Marktplatz auch in der Woche was werden? Nicole Volckmann lacht: „Wir fangen jetzt erstmal am Wochenende an. Das begeistert meinen Mann. Wenn ihn das Café so überzeugt, dass er dafür seinen anderen Beruf an den Nagel hängt, dann könnte es was werden.“