Turmstüble-Wirt Otto Horsch versucht mit Veranstaltungen Besucher nach Brittheim zu locken. Foto: Merk

Wie das Wirtshaus Turmstüble in Brittheim und die Gastronomie im Land versuchen, trotz steigender Kosten Gäste zu gewinnen.

Otto Horsch ist seit 2023 Pächter des Turmstübles in Brittheim. Er sei zwar keiner der jammert und insgesamt zufrieden darüber, wie viele Gäste er bewirten kann. Doch die gestiegenen Preise für Energie und Lebensmittel spüre er auch.

 

Seit er die traditionsreiche Vesperstube am Fuß des Brittheimer Wasserturms übernommen hat, setzt er auf Veranstaltungen, um Gäste anzulocken. Beispielsweise veranstaltet er am kommenden langen Feiertagswochenende am Freitag und Samstag ein Oktoberfest, eine Woche später folgt ein Schlachtfest.

Immer wieder engagiert er zudem Künstler, die im Turmstüble oder – wenn der Platz nicht reicht – im Brittheimer Bürgerhaus auftreten. Dort findet am Samstag, 8. November eine Schlagerparty mit Anita Hofmann statt. Die Musikerin erlangte große Bekanntheit mit ihrer Schwester Alexandra als „Geschwister Hofmann“ und tritt seit drei Jahren als Solokünstlerin auf.

Wirt sieht wenig Unterstützung

„Man muss Mut haben“, sagt Horsch auf die Frage, wie es ihm gelingt, Künstler bis an den Rand des kleinen Heubergs zu bringen. Gleichzeitig sieht er jedoch wenig Unterstützung für Gastronomen. Vor allem der fehlende Rückhalt durch Staat und Medien hält er für problematisch. Auch die Konkurrenz durch Vereinsfeste nehme zu. Kritisch äußert er sich zudem über den Branchenverband DEHOGA, den er als zu schwach empfindet.

Tatsächlich bestätigt der Verband die schwierige Lage. Laut Pressesprecher Daniel Ohl steht die Gastronomie in Baden-Württemberg weiterhin unter erheblichem Druck. Im ersten Halbjahr 2025 gingen die Umsätze inflationsbereinigt um 6,2 Prozent zurück, nachdem die Branche schon 2024 ein Minus von 5,6 Prozent hinnehmen musste.

Preiserhöhungen führen zu Nachfragerückgang

Steigende Kosten für Personal, Lebensmittel und Energie sowie die Anhebung der Mehrwertsteuer auf Speisen im Restaurant hätten die Lage verschärft. Auf Grund der Corona-Pandemie wurde diese vorübergehend auf sieben Prozent gesenkt und nun wieder auf 19 Prozent erhöht. „Die unvermeidlichen Preiserhöhungen haben zu Nachfragerückgängen geführt“, erklärt Ohl. Besonders hart treffe es die Landgasthäuser, die kaum vom Take-away-Geschäft profitieren, das weiterhin nur mit sieben Prozent besteuert wird.

Eine besondere Herausforderung im ländlichen Raum sieht der Verband ebenfalls in Vereinsfesten. Sie seien kulturell wichtig, stellten aber eine Konkurrenz dar, wenn sie mit günstiger Bewirtung um Gäste werben. „Wünschenswert ist eine gedeihliche Zusammenarbeit vor Ort“, betont Ohl. So könnten gemeinsame Feste Gastronomie und Vereine gleichermaßen stärken.

Für Entlastung soll die angekündigte Mehrwertsteuersenkung sorgen: Ab 1. Januar 2026 sollen Speisen in Restaurants wieder mit sieben Prozent besteuert werden. Ohl spricht von einer „fairen Regelung“, die Wettbewerbsverzerrungen beseitige und wirtschaftliche Impulse setze.

Immer mehr Wirtshäuser auf dem Land schließen

Dass immer mehr Wirtshäuser im ländlichen Raum schließen, führt der Verband auf steigende Kosten, fehlende Fachkräfte und mangelnde Nachfolger zurück. „Das Dorf allein ernährt den Wirt nicht mehr“, fasst Ohl zusammen. Gasthäuser müssten heute Gäste aus einem größeren Umkreis anziehen – etwa mit regionaler Küche, besonderem Ambiente oder ergänzenden Übernachtungsangeboten.

Genau diesen Weg geht auch der Turmstüble-Wirt: Mit Festen, Konzerten und besonderen Angeboten will er Menschen nach Brittheim locken. Denn am Schluss gehe es darum, „etwas zu bewegen, was den Leuten Freude macht.“