Über die Jahre konnten sich die Betreiber der Pizzeria "Hirsch" einen treuen Stammkundenkreis aufbauen. Foto: Hagist

Die Gastronomie hat seit Jahren einen schweren Stand. Eine Krise jagt die nächste. Für die Pizzeria Hirsch in Boll bedeutet das nun das Ende. Die Betreiber blicken dennoch voller Dankbarkeit zurück.

Oberndorf-Boll - Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren begann für das Pächterpaar Michaela Genther und Mario Legge mit der Übernahme und Neueröffnung der Pizzeria Hirsch in Boll eine neue Ära in ihrem Berufsleben.

Guter Start

Mit großer Freude und Engagement bauten sie sich in kurzer Zeit einen Kreis von Stammgästen aus Boll und der Umgebung auf. Gruppen und Vereine trafen sich zu ihren regelmäßigen Stammtischen im "Hirsch" – die neuen Betreiber schauten hoffnungsvoll in die Zukunft.

"Aus mehreren Gründen werden wir den ›Hirsch‹ nun zum Ende des Jahres schließen müssen", sagt die gelernte Hotelfachfrau Michaela Genther. Der Wirtin, die selbst aus einer Gastronomie- und Hoteliersfamilie im Schwarzwald stammt, merkt man an, dass es ihr besonders um die vielen treuen Kunden der Pizzeria leid tut, diesen Schritt verkünden zu müssen.

Vielfältige Gründe

Die Gründe seien vielfältig, so brauche man als Gastronom und Neupächter mindestens ein Jahr, um schwarze Zahlen zu schreiben, begründet vor allem durch Investitionen, die am Anfang notwendig seien. Nachdem es dann richtig gut angelaufen war und man sich schon im Jahr 2019 einen treuen Boller Kundenstamm aufgebaut habe, und auch aus den Nachbargemeinden regelmäßig Tischreservierungen kamen, habe Anfang 2020 der Beginn der Corona-Pandemie schlagartig wieder alles zunichte gemacht, so die Wirtin.

Die erste Zeit der Pandemie konnte durch den Pizza-Abhol-Service, den die Wirtsleute angeboten haben, noch einigermaßen überstanden werden. Hier sei vor allem eine sehr große Solidarität aus der Bevölkerung zu spüren gewesen, als danach aber die 2G-plus-Regel (geimpft oder genesen, plus aktueller negativer Test oder Auffrischungsimpfung) in Kraft getreten sei, sei das Geschäft fast komplett zum Erliegen gekommen.

Holzofen-Experten sind rar

Nach der Coronazeit werde es dann auch immer schwieriger, geeignete Pizza-Bäcker zu bekommen, die sich mit dem Holzofen auskennen würden, da es hauptsächlich nur noch ältere erfahrene Bäcker seien, die das Handwerk richtig beherrschten, so Genther. Die jüngeren Pizza-Bäcker an modernen Öfen bleiben lieber in den großen Städten Italiens, auch das Sprachproblem sei oft nicht unerheblich – das sei wiederum wichtig, um in einem Dorf Anschluss zu bekommen.

Ein weiterer Grund für die Schließung seien vor allem die hohen Energiekosten, explizit die Heizkosten gewesen, bedauerten die Wirtsleute. Selbst wenn das Nebenzimmer nicht mehr geheizt worden sei, außer es habe sich eine Gruppe angemeldet, müsse der Gastraum immer eine angenehme Temperatur haben, damit sich die Gäste wohlfühlen.

Alles wird teurer

Letztendlich sei dann noch die Verteuerung beim Wareneinkauf dazu gekommen, und man merke in den vergangenen Monaten auch, dass viele Gäste sparen mussten und dadurch seltener zum Pizza-Essen vorbeigekommen seien.

Alles in allem seien es viele unglückliche Faktoren, die zur Schließung der Pizzeria Hirsch führten, und trotzdem würden sie sich dankbar an ihre Stammgäste und die Boller Bevölkerung erinnern, die sie gerade auch in den schwierigsten Monaten tatkräftig unterstützt hätten, so das Pächterpaar, das an Silvester seinen Gästen Lebewohl sagen wird.