Mitarbeiter in der Gastronomie sollen Planungssicherheit bei der Arbeitszeit bekommen, meint auch Rolf Berlin. Foto: Matthys

Der Vorwurf der Gewerkschaft Nahrung, Genuss Gaststätten (NGG), die Gastrobranche sei ein unattraktiver Arbeitgeber kann und will Rolf Berlin nicht so stehen lassen. Der Kreischef des Hotel- und Gaststättenverbandes räumt allerdings ein, dass sich in der Branche beim Thema Arbeitszeit und auch bei der Bezahlung etwas tun muss.

Kreis Calw - Mangelhafte Löhne und schlechte Arbeitszeiten - dies hatte Hartmut Zacher, Geschäftsführer der NGG-Region Stuttgart, vor kurzem der Gastrobranche vorgeworfen. Und bekommt in dieser Hinsicht von Rolf Berlin teilweise Recht. "Dass wir die Löhne erhöhen müssen, das ist unstrittig", sagt Berlin im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

"Die Mitarbeiter wollen Planungssicherheit"

Allerdings habe man da in der Vergangenheit schon einiges getan und biete "recht ordentliche Stundenlöhne".

Mindestens genauso wichtig ist aus Sicht des Hoteliers und Gastronomen aus Bad Teinach-Zavelstein die Regelung der Arbeitszeiten. "Es braucht faire Öffnungs- und Arbeitszeiten", sagt Berlin. "Denn die Mitarbeiter wollen Planungssicherheit." Da habe die Branche in der Vergangenheit Fehler begangen, gibt Berlin zu. Da müsse man umdenken. "Wenn geschlossen, dann geschlossen" – nach diesem festen Grundsatz müsse die Branche vorgehen. Aufweichungen dürfe es da nicht mehr geben. "Nur mit dieser Disziplin wird es funktionieren", ist Berlin überzeugt. "Sonst machen es die Mitarbeiter nicht mehr mit."

Auch bei der Berechnung von Leistungen gebe es Nachholbedarf. In der Vergangenheit habe man vieles aus Kulanz nicht berechnet. "Da müssen wir profimäßiger werden. Da braucht jeder Betrieb die nötige Konsequenz und Disziplin", mahnt der Dehoga-Funktionär.

Vor Pandemie einer der beliebtesten Berufe

Nicht gelten lassen will Berlin aber den NGG-Vorwurf, in der Branche ein unattraktiver Arbeitgeber zu sein. Vor der Corona-Krise sei man der Jobmotor Nummer eins im Land Baden-Württemberg gewesen. So sei die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in Hotellerie und Gastronomie von 102.000 im Jahr 2010 auf 137.000 im Jahr 2019 gestiegen.

Zudem seien die Leute aus der Hotellerie- und Gastrobranche auch in anderen Berufssparten besonders begehrt, gerade wenn es um solche Qualitäten wie Sozialkompetenz gehe.

Auch wenn er sich inhaltlich mit der Kritik der Gewerkschaft auseinandersetzt, so hält er deren Form und Zeitpunkt für unangemessen. Während der gesamten Coronakrise habe man nichts von der NGG gehört. Jetzt, da gerade in der Tagungshotellerie die Lage geradezu "tragisch" sei, mit solchen Vorwürfen an die Öffentlichkeit zu gehen sei unpassend. "Beschimpfungen helfen uns da nicht weiter", meint der streitbare Dehoga-Funktionär. Helfen würde der Branche etwa Planungssicherheit in Sachen Mehrwertsteuer. Das habe übrigens dann auch Auswirkungen auf die Löhne der Mitarbeiter, betont Berlin.