Hiobsbotschaft für die Lahrer Gastroszene: Peter Wochnig gibt das Bistro in der Marktstraße zum 30. April auf. Die Gründe sind vielfältig, sagt der Pächter. Wie’s weitergeht, ist derzeit völlig offen.
Es ist die Lahrer Kult-Kneipe schlechthin: Mitten in der Fußgängerzone war und ist der „Wolkenkratzer“ beliebter Treffpunkt für Generationen. Legendär sind die Aktionen an Heiligabend und Silvester, wenn sich Hunderte vor dem Lokal in der Markstraße tummeln, um gemeinsam bei Glühwein und Bier auf die Feiertage anzustoßen. Damit könnte nun Schluss sein – zumindest aber geht es im Bistro ohne Peter Wochnig weiter.
„Der Entschluss ist mir definitiv nicht leicht gefallen. Doch am Ende war die Trennung vom ,Wolkenkratzer’ leider alternativlos“, sagt der 62-Jährige, der das Bistro seit Mai 2015 führt. Im Gespräch mit der LZ klagt Wochnig vor allem über „eine zuletzt immer weiter zurückgehende Frequenz“. Zwar wirke die Marktstraße belebt. „Doch die Menschen haben entweder weniger Geld in der Tasche oder sind nicht mehr bereit, es auszugeben.“ Dabei habe er die in den vergangenen Monaten „in allen Bereichen drastisch gestiegenen Kosten“ gar nicht an die Kunden weitergeben, sagt Wochnig. Das Ergebnis von weniger Gewinn bei sinkendem Umsatz: „In manchen Monaten ist es schwer, überhaupt die Fixkosten zu decken.“
Dem Wirt fehlt das Personal
Um das Verhältnis von Ausgaben und Einnahmen zumindest annähernd in die Waage zu bringen, würden einzelne Schichten schon länger nur mit einer Servicekraft besetzt. „Das ist natürlich nicht optimal, andererseits wäre angesichts der allgemeinen Personalnot oft ohnehin nicht mehr möglich“, fügt der Gastronom mit einer Portion Sarkasmus an.
Wochnig macht keinen Hehl daraus, dass das Verhältnis zum Verpächter in den vergangenen Wochen und Monaten „nicht immer einfach“ gewesen sei, ohne ins Detail zu gehen. Indes – im Gespräch ist herauszuhören, dass man vor allem bei der Höhe der Pacht offenbar keinen Konsens gefunden hat. So hat Wochnig vor drei Monaten den Vertrag gekündigt, Ende April ist Schluss.
Wochnig macht sich Sorgen um seine Heimatstadt
Es ist dem Gastro-Quereinsteiger anzumerken, wie viel seines Herzblutes am Bistro hängt – und auch an seiner Heimatstadt: „Natürlich mache ich mir Sorgen um Lahr, ich weiß, dass auch andere Kollegen am Scheideweg stehen. Die Situation wird in Zukunft sicher nicht leichter.“
Wie es ab Mai im „Wolkenkratzer“ weitergeht? Unklar. Die Eigentümergesellschaft wollte in einer ersten Reaktion am Freitag noch keine Stellungnahme abgeben. Wochnig selbst hat nach eigenen Angaben noch keine Zukunftspläne geschmiedet. „Ich denke nach dem Motto: Wenn sich eine Tür schließt, geht irgendwo anders eine auf“, sagt der gelernte Produktfotograf.
Die Zeit vor Wochnig
Neben anderen Lokalen in Lahr, Offenburg, Kehl und Freiburg führte die Grünspan Pub GmbH 25 Jahre lang das Bistro „Wolkenkratzer“. Warum das Geschäftsführertrio mit Alexander Schanze, Rene Eick und Thomas Lösle die Kneipe in Toplage im März 2015 aufgab, wurde damals nicht kommuniziert. Es war aber ein offenes Geheimnis, dass man sich mit dem Vermieter nicht auf eine Fortführung der Geschäftsbeziehungen einigen konnte. Selbst ein Vermittlungsversuch des damaligen OB Wolfgang G. Müller brachte keinen Erfolg.