Die Auswirkungen der Gaskrise werden sich vollends erst im Winter zeigen, doch schon jetzt bekommen die Bürger die ersten Konsequenzen zu spüren. Eine Übersicht über die Spaß- und Hallenbäder in der Region. Welche müssen schließen? Welche öffnen ganz normal?
Deutschlandweit häufen sich die Berichte: Thermen müssen ganze Bereiche schließen, Spaßbäder senken die Wassertemperaturen. Die herrschende Gaskrise zeigt zum ersten Mal, welche Folgen auf die Bevölkerung zukommen können. Auch der Südwesten bleibt von den Entwicklungen natürlich nicht verschont. Deswegen stellt sich die Frage: Was passiert mit den Spaß- und Hallenbädern in der Region?
Kreis Rottweil
Im Sole- und Freizeitbad Aquasol in Rottweil werden die Einschnitte durch die Energiekrise für die Besucher deutlich spürbar: Nach der Sommerpause öffnet das Bad am 12. September nur noch mit eingeschränktem Angebot – und es wird kälter. Wie der Betreiber und Energieversorger ENRW mitteilt, werden Wasser- und Raumtemperatur um zwei Grad abgesenkt. Einige Saunen, ein Dampfraum und weitere Bereiche bleiben geschlossen.
Die ENRW macht deutlich: Sollte sich die Energiekrise weiter verschärfen, ist im Herbst eine Komplettschließung des beliebten Schwimmbads nicht ausgeschlossen. Ähnlich sieht es im benachbarten Schramberg aus: Auch im "Badschnass" wird es kälter – und ob der Betrieb aufrecht erhalten werden kann, ist offen. Unklar ist noch, wie es mit den Lehrschwimmbecken in kleineren Gemeinden weitergeht. Sie sind nicht zuletzt für Schwimmkurse wichtig.
Zollernalbkreis
Nach einer Entscheidung des Gemeinderats Balingen wird das Außenbecken des Balinger Eyachbads, das nach der Sommerpause am Sonntag, 12. September, wieder öffnet, nicht mehr geöffnet. Darüber hinaus entfällt der samstägliche Warmbadetag. Ferner werden die Duschlaufzeiten mit Warmwasser von 30 auf 20 Sekunden reduziert. Zurückgefahren werden zudem die Lufttemperatur in der Schwimmhalle auf 28 Grad sowie die Wassertemperatur auf 26 Grad.
Aufgrund der Schließung von zwei Lehrschwimmbecken wird das Schul- und Vereinsschwimmen in das Eyachbad und in das Lochenbad verlagert. Daher ist der öffentliche Badebetrieb nur noch eingeschränkt möglich.
Auch im Badkap in Albstadt ist die Energiekrise angekommen. Deshalb hat das Team um Geschäftsführer Marcus Eichstädt reagiert. Die Wassertemperaturen sind im Erlebnisbecken, im Wellenbad und im Freibad jeweils um zwei Grad abgesenkt und liegen jetzt zwischen 23 und 32 Grad. Auch die Lufttemperatur in der Halle haben die Verantwortlichen heruntergestellt um zwei Grad auf jetzt 31 Grad.
Was das finanziell an Einsparungen bringt, lässt sich nicht genau beziffern. Klar ist, dass durch diese Maßnahmen im Monat 100 000 Kilowattstunden an Gas eingespart werden. "Das hat aber letztlich keine finanziellen Auswirkungen", sagt Eichstädt: "Wir sparen nicht unerheblich Gas, sind auf der Kostenseite aber dadurch nicht günstiger, weil der Gaspreis ständig steigt und die Energie immer teurer wird."
In Sachen Strom sind im Badkap im technischen Bereich und in der Umkleide fürs Personal Bewegungsmelder eingebaut, so dass Licht nur bei Bedarf angeht, um Strom zu sparen.
Kreis Calw
Die Stadt Nagold ermöglicht weiterhin einen Badebetrieb. Allerdings mit Einschränkungen. Im öffentlichen Badepark endet die Sommersaison am 17. September. Am 4. Oktober startet dann die Wintersaison im dortigen Hallenbad. Um Energie einzusparen, bleibt das Warmaußenbecken gesperrt. Zudem sind die Öffnungszeiten etwas eingeschränkt. Geöffnet wird nach den Ferien zudem auch wieder das Lehrschwimmbecken für den Schul- und Vereinssport.
Bad Liebenzells Bürgermeister Roberto Chiari teilte mit, dass aktuell an einem Maßnahmenkatalog für die Paracelsus-Therme gearbeitet wird. Das gilt nach Auskunft der Stadtwerke von Bad Herrenalb auch für die Siebentäler Therme. Dort werden zudem verschiedene Szenarien durchgespielt. Das Palais Thermal und die Vital Therme in Bad Wildbad haben im Sommer die Wassertemperatur in den Außenbecken um ein bis zwei Grad Celsius gesenkt. Wahrscheinlich wird aber im Herbst und Winter diese Maßnahme wieder zurückgenommen.
Kreis Lörrach
Die Stadt Lörrach ist mit ihrem Hallenbad in gewisser Weise fein raus: Die Einrichtung wird im Wesentlichen via Holzhackschnitzel-Anlage beheizt - die direkte Abhängigkeit von Gasversorgung und -preisen fällt damit weg. Allerdings ist die Anlage aktuell defekt; die fast schon obligatorischen Lieferschwierigkeiten für die Ersatzteile sorgen nun dafür, dass die Hallenbadsaison später als üblich starten kann. Aktuell geht die Stadt Lörrach von einer Öffnung Mitte Oktober aus - keinesfalls aber steht sie grundsätzlich in Frage, versichert Betriebsleiter Klaus Schallenberger.
Gleichwohl werden im Zusammenhang allgemeiner städtischer Energiespar-Anstrengungen auch fürs Hallenbad Maßnahmen diskutiert - allen voran der Wegfall des Warmbadetags. Generell sollen tiefere Temperaturen im Bäderbetrieb helfen, den Energiebedarf der Stadt auf niedrigerem Niveau zu stabilisieren. Auch der vorübergehende Verzicht auf die Sauna sei nicht ausgeschlossen, sagte Oberbürgermeister Jörg Lutz.
Das Badeparadies Schwarzwald in Titisee
Da das Badeparadies Schwarzwald bereits sehr energieeffizient betrieben werde, seien aktuell keine Maßnahmen geplant, die sich auf die Attraktionen auswirken, sagt Pressesprecherin Bettina Tritschler. "Wir sichern unseren Energie- und Wärmebedarf bereits von Anfang an (also seit dem Jahr 2010) überwiegend durch regionale, regenerative Energieträger. Der hauseigene Biomassekessel wird mit regionalen Hackschnitzeln betrieben. Aus dem Stromnetz beziehen wir 100% Ökostrom. Zusätzlich unterstützt die Architektur und die Einstrahlung der Sonne die Erwärmung des Wassers."
Die Gäste können den Thermenbesuch daher ohne Einschränkungen genießen. "Die äußeren Umstände sind natürlich sehr dynamisch und auch wir beobachten die Situation sehr genau und aufmerksam", so Tritschler weiter.
Schwarzwald-Baar-Kreis
Aufgrund der hohen Energiekosten hat der Gemeinderat in Schönwald jüngst beschlossen, das Hallenbad über die Wintermonate zu schließen. In den anderen Bädern im Landkreis werden die Wassertemperaturen derweil angepasst. Im Solemar in Bad Dürrheim senkte die Kur und Bäder GmbH schon zum 1. Juni die Wasser- und Raumtemperaturen um ein Grad Celsius ab. Mit anderen Maßnahmen hofft man eine Million Euro einzusparen. Das Hallen- und Freizeitbad Minara in Bad Dürrheim bleibt ab Anfang November bis Ende Februar geschlossen.
Kreis Tuttlingen
Im Thermal- und Freizeitbad TuWass im Landkreis Tuttlingen finden seit 17. Juli Revisionsarbeiten statt. "Die Dauer der Schließung wird durch die aktuelle Entwicklung der Gasversorgung beeinflusst", teilen die Stadtwerke Tuttlingen in einer Pressemitteilung mit. Das Bad beziehe neben der geothermischen Wärme auch Fernwärme vom Blockheizkraftwerk (BHKW) Umläufle, welches mit Erdgas betrieben wird.
Auf Nachfrage der Redaktion, welche Energiesparmaßnahmen mit Blick auf den Winter geplant seien, erklärt die Pressestelle der Stadtwerke, dass man sich diesbezüglich noch in der Abstimmung befinde. Das Freibad hat derzeit wie gewohnt geöffnet.
Kreis Freudenstadt
Im Landkreis Freudenstadt haben die großen Bäder schon länger reagiert: Sowohl im Neckarbad in Horb als auch im Panoramabad in Freudenstadt wurde die Wassertemperatur bereits Mitte Juli gesenkt. Im Panoramabad ist im Innenbereich jedes Becken um ein Grad kälter, auch die Raumtemperatur in den Umkleidekabinen liegt lediglich bei 28 Grad Celsius. Im Vitalbereich liegt die Wassertemperatur damit bei 35 Grad, im Sportbecken bei 27.
"Andere Schwimmbäder haben das Sportbecken auf etwa 26 Grad. Es gibt sogar Sportschwimmer, denen es zu warm ist", erklärt Christian Schebetka von den Stadtwerken. Unabhängig von der Energiekrise habe man Maßnahmen zur Energieeinsparung ergriffen: Etwa Sparwasserköpfe und LED-Lampen. Im Außenbereich wurde die Temperatur auf 21 Grad gedeckelt – aber die Sonne tue ihr übriges, so dass im Freibad die Wassertemperatur bei 22 bis 23 Grad liege.
In Horb wurde das Schwimmbecken um zwei Grad auf 26 Grad Celsius abgesenkt, im Familienbereich um ein Grad auf 32 Grad. Ob die Gäste davon etwas bemerkt haben? Inge Weber, Pressesprecherin der Stadt Horb, glaubt das nicht. Immerhin sei die Umgebung im Sommer warm gewesen, das wirke sich auch auf die Wassertemperaturen aus.
Sowohl das Panoramabad als auch das Neckarbad hoffen, den Winter über geöffnet zu bleiben. Besonders die Schwimmkurse, die auch während der Pandemiezeit gelitten hätten, liegen den Bädern am Herzen. "Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass Kinder weiter schwimmen lernen können", sagt Weber. Auch Vereine, Schulen und der Reha-Sport müssten zurückstecken, sollten die Bäder geschlossen werden.
Ortenaukreis
"Das Thema Energie und vor allem der verantwortungsbewusste Umgang mit der Ressource hat einen hohen Stellenwert im Europa-Park", teilt der Europa-Park gegenüber unserer Redaktion mit. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen gebe es viele Ansätze und Maßnahmen, die derzeit intern geprüft werden. Der Europa-Park zeige sich zuversichtlich, auch im Winter das gewohnte Angebot in Rulantica aufrecht erhalten zu können.
In Offenburg hat man sich dazu entschieden in einzelnen Becken die Wassertemperatur um 1 Grad zu senken. Das trifft auf die Schwimmerbecken innen und außen, das Springerbecken, das Rutsche-Lande-Becken und das Erlebnisbecken Freibad zu. "Im Babybecken und dem Kurs- sowie Lehrschwimmbecken wird die Temperatur nicht gesenkt", teilt Geschäftsführer Tim-Niklas Hockenjos mit. Im Saunabereich wurde die Mühlbachsauna von 100 Grad auf 85 Grad reduziert, um auch dort Energie zu sparen.
Gleichzeitig wurde die Raumlufttemperatur in der gesamten Anlage um 1 Grad Celsius gesenkt. Von den Besuchern werden die Maßnahmen bisher sehr positiv aufgenommen, so Hockenjos. Auch prüfe das Freizeitbad-Stegermatt bereits weitere Maßnahmen um noch mehr Energie einsparen zu können.
Im Kinzigtalbad in Hausach gehe man derzeit von einem Normalbetrieb im kommenden Winter aus. Die dortige Hackschnitzelanlage, mit der die Räume und Wasserbecken beheizt werden, sei aktuell ein Vorteil und das Bad sei deshalb von der anstehenden Gasproblematik erst einmal nicht betroffen, erklärt eine Mitarbeiterin des Kinzigtalbads gegenüber unserer Redaktion. Deshalb seien in Hausach vorerst keine Einschränkungen im Hallenbadbetrieb geplant. Auch das Außenbecken könne im Winter normal betrieben werden.