Die Gas- und Strompreise steigen nicht nur. Mancher Anbieter gibt auch einfach auf – und verursacht damit Kollateralschäden, die nicht sein müssten. Foto: imago images/Sascha Steinach

Die Schieflage einiger Gas- und Stromversorger zieht Unbescholtene in Mitleidenschaft. Das muss künftig verhindert werden, findet Eva Drews.

Stuttgart - Die Verbraucher erleben gerade massive Preiswellen bei den Energiekosten. Vor allem die Gaspreise steigen bei so manchem Haushaltskunden um ein unerträgliches Maß. Natürlich ruft das Zorn hervor. Doch anders als in manchen Jahren mit eher moderaten Erhöhungen, in denen einen das Gefühl beschleichen konnte, die Versorger versuchten ihre Bilanz aufzubessern, ist die Lage für etliche Gas-, aber auch Stromanbieter derzeit tatsächlich dramatisch.

 

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Fein heraus ist, wer in der Vergangenheit eine konservative Beschaffungsstrategie verfolgt und sich Preise am Terminmarkt gesichert hat. Das hat zwar jahrelang dazu geführt, dass die vorderen Plätze in den Portalen von anderen besetzt waren, die mit ihrer Wette auf niedrige Kurzfristpreise lange das Rennen machten. Doch nun erweist es sich für die vorsichtigen Energieanbieter als Segen, dass sie sich so schwäbisch verhalten haben.

Die Ersatzversorger sind die Gekniffenen

Wer hingegen auf die lange gültige Regel „wer spät kauft, kauft günstig“ gesetzt hat, merkt, dass die Kalkulation seiner Schnäppchentarife nicht mehr passt, und muss die Reißleine ziehen: Das führt zu teilweise außertariflichen Kündigungen oder horrenden Preiserhöhungen.

In Mitleidenschaft gezogen werden dabei auch die Grundversorger, die wegen ihrer gesetzlichen Verpflichtung nicht Nein sagen können, wenn ein Kunde nach einer Insolvenz oder einem so unvermittelten Belieferungsstopp wie bei Gas.de bei ihnen in die Ersatzversorgung fällt. Dass manche von ihnen nun einen eigenen Tarif für solche Fälle auflegen, obwohl nicht klar ist, ob das rechtlich zulässig ist, ist wohl bei vielen eine Tat der Verzweiflung. Ohne Selbstverschulden drohen einigen Versorgern rote Zahlen, wenn sie zu den bisherigen Konditionen liefern und dafür Strom zu horrenden Preisen am Spotmarkt beschaffen müssen, obwohl sie für ihre Bestandskunden vernünftig eingekauft haben. Und in der Tat ist es auch nicht einzusehen, dass treue Kunden für diejenigen, die jahrelang von Schnäppchenpreisen profitiert haben, mitbluten müssen.

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Nötig ist nach diesen Erfahrungen eine Überprüfung der Regeln auf dem Strom- und Gasmarkt. Die Bundesnetzagentur sieht keine Handhabe gegen Anbieter wie Gas.de, obwohl es naheliegt, dass da ein Unternehmen die Risiken seiner Beschaffungsstrategie auf andere abwälzt. Diese Handhabe, das lehrt dieses Jahr, muss geschaffen werden.

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