Einmal wie ein Seiltänzer über das Seil balancieren, einmal wie ein Clown in der Manege Schabernack treiben oder wie ein Artist auf dem Trapez turnen: Beim Mitmach-Zirkus durften die Schüler der Gartenschule in den vergangenen zwei Wochen in die Zirkuswelt eintauchen – in einem richtigen Zirkuszelt.
Musik an, Licht aus, die Spannung steigt, dann heißt es: Manege frei für die jungen Artisten, die am Ende der Projektwoche ihr erlerntes Können in einer fulminanten Show des Zirkus Baldini unter Beweis stellen. In einem richtigen Zirkuszelt, mit zahlreichen Zuschauern. Und das hatte der Zirkus zwei Wochen lang im Hilben-Stadion aufgebaut.
Eine richtige Zirkusshow
Die Show ist gespickt mit allen Elementen, die ein Zirkus zu bieten hat: Da ist die Akrobatik-Gruppe, die verschiedene Menschenpyramiden bildet, da sind die Seiltänzer, die über ein Seil balancieren, da sind die Clowns, die es einfach nicht auf die Reihe bekommen, ein richtiges Foto zu schießen, da sind auch die Jongleure, die Teller und Tücher gekonnt in der Luft jonglieren. Durch den gezielten Einsatz von Musik und Licht bekommt die Show noch mehr professionelle Zirkus-Atmosphäre verliehen.
Bundesweit unterwegs
Denn Professionalität herrscht beim Zirkus Baldini durch und durch. Der Zirkus, der seinen Sitz in der Nähe von Eisleben hat, besteht bereits seit 1957 und wird inzwischen in der dritten Generation geführt, erzählt Tino Krämer, der nicht nur die Trainingsstunden, sondern auch die Abschlussshows leitet. Diente der Mitmach-Zirkus, bei dem die Schüler in die Zirkuswelt eintauchen und auf Basis der eigenen Fähigkeiten Acts erarbeiten und präsentieren, zunächst als zweites Standbein vom Zirkus Baldini, hat sich die Familie Krämer inzwischen ausschließlich darauf spezialisiert. Mit vier Erwachsenen und drei Kindern ist man somit überwiegend in Frühjahrs- und Sommerwochen an Schulen über die gesamte Bundesrepublik verteilt unterwegs. Auch an Schulen in VS und näherer Umgebung hat der Zirkus Baldini bereits in der Vergangenheit mit seiner Zirkuspädagogik von sich Reden gemacht.
Zwei Projektwochen
Um allen Schülern von Garten- und Rinelenschule gerecht zu werden, wurde das Projekt in Schwenningen auf zwei Wochen ausgeweitet. Die rund 550 Schüler wurden auf fünf Gruppen aufgeteilt – stets jede Jahrgangsstufe von eins bis vier abdeckend –, die sich an vier Tagen jeweils zwei Stunden lang auf den großen Auftritt am Ende der Woche vorbereiten haben.
An diesem zweiten Probentag aller C-Klassen der Gartenschule schnuppern die Schüler zunächst in alle Hauptacts, die die Zirkusfamilie in petto hat, – Jonglieren, Akrobatik. Trapez und Seiltanz – hinein und dürfen sich anschließend für eine Nummer entscheiden. Dann wird in der Gruppe geprobt, was das Zeug hält. Eine zweite Act-Reihe mit Nummern – Clown, Trampolin oder Tücherschwingen – , die etwas weniger Probenzeit in Anspruch nehmen, wird noch folgen.
„Nur Gewinner“
Von leicht bis anspruchsvoll – es seien verschiedene Schwierigkeitsgrade und Gruppen mit dabei, in denen jeder Teilnehmer mit seinen Fähigkeiten seinen Platz findet. „Es gibt nur Gewinner“, erklärt Tino Krämer das Konzept vom Mitmach-Zirkus, bei dem der Spaß im Vordergrund stehen soll – und das Miteinander im Zelt. Nicht nur bei der Abschlussshow, sondern auch während der gesamten Woche.
Fordern, aber nicht überfordern
Und dieses Prinzip sei für die Zirkuswelt allgemeingültig: „Wir sind Profi-Artisten und stützen uns gegenseitig als Team. Das wollen wir weitervermitteln.“ Beim Einstudieren der Acts nimmt sich die Familie Krämer so gut es geht heraus, um „mit wenig Erklären viel sagen zu können“, sagt der Zirkus-Chef. Inwieweit sich jeder Teilnehmer einbringt, dürfe jeder selber ausprobieren. „Wer anspruchsvolle Kunststücke machen möchte, den fordern wir, aber den überfordern wir nicht.“
„Corporate identity“
Das Ergebnis in den Abschlussshows überzeugt alle Gäste im Zelt. Auch Schulleiterin Katya Cankovski ist begeistert vom Projekt, welches sie aus Villinger Referendariatszeiten kennt und jetzt erstmals an die Gartenschule gebracht hat. Bereits damals habe sie es als gewinnbringend für die Schulgemeinschaft erlebt, erzählt sie. Ihre Erfahrung und Bilanz: „Die Kinder haben gestrahlt, weil sie als Akteure wahrgenommen wurden.“ So habe die Projektwoche nicht nur die „corporate identity“ der Schule, sondern auch das Selbstbewusstsein jedes Schülers geformt. „Es schreit nach Wiederholung“, freut sich Katya Cankovski, dass der Zirkus Baldini fortan im vier-Jahres-Rhythmus nach Schwenningen kommen möchte.