Der Weg ins Christophstal sorge im Gemeinderat für viel Diskussion. Foto: Beyer

Der Marktplatz und das Christophstal sollen für die Gartenschau neu gestaltet werden. Doch wie sollen die Besucher von der Innenstadt ins Tal kommen?

Freudenstadt - Je länger sich die Diskussion im Freudenstädte Gemeinderat hinzog, desto deutlicher merkte man Oberbürgermeister Julian Osswald (CDU) an, wie genervt er von der nicht enden wollenden Debatte war. Denn eigentlich war ja alles schon beschlossen:

Für die Gartenschau soll ein neuer Fußweg von der Adlersteige abzweigen und bequem ins Tal führen. Wie genau der Weg aussehen soll, ist noch offen. Mit der genauen Planung soll ein Büro beauftragt werden.

Mobilitätskonzept fehlt

Genau das hatte der Ausschuss bereits am vergangenen Donnerstag beschlossen –nach ebenfalls langer Diskussion. Allerdings war diese Sitzung nicht öffentlich. Grund genug für einige Stadträte, die ganze Diskussion nochmal durchzuspielen und dadurch in die Öffentlichkeit zu tragen. Ein Scheingefecht also.

Schon gleich zu Beginn der Debatte stellte Bärbel Altendorf-Jehle von der Bürgeraktion (BA) im Namen ihrer Fraktion einen Antrag, die Wegeführung erst zu beschließen, wenn das Mobilitätskonzept für die Gartenschau vorliegt. "So ein Mobilitätskonzept kann ungefähr aufzeigen, wie viele Leute kommen werden, wie viele mit der Bahn, wie viele gewandert und wie viele mit dem Auto", meinte Altendorf Jehle. "Bevor wir das nicht wissen, ist es schwer, eine Entscheidung zu treffen."

Die Zeit drängt

Doch das überzeugte Osswald nicht. Ein attraktiver Fußweg werde so oder so benötigt, denn: "Es wird nie einen Ausschlag des Pendels nur zum Shuttle oder nur zum Laufen geben."

Dabei mahnte Osswald zur Eile: "Uns läuft die Zeit davon. Wir müssen die Planung vorantreiben, denn die muss ja auch noch umgesetzt werden." So sah es auch die Mehrheit der Stadträte und lehnte den Antrag der Bürgeraktion mit 19 gegen neun Stimmen ab.

Bürgeraktion legt nach

Doch die "Bürgeraktion" ließ nicht locker und legte mit einem zweiten Antrag nach. Nun forderte die Fraktion, den Wiesenweg in seiner natürlichen Form zu belassen und gleichzeitig einen Teil der Fußgänger gemeinsam mit den Radfahrern über die Adlersteige zu leiten.

"Wenn dort kein Shuttlebus fährt, könnte man die Adlersteige zum Fußweg ausbauen", argumentierte Bernd Leix (BA) und ließ sich dabei auch von einem sichtlich verärgerten Oberbürgermeister nicht aus dem Konzept bringen. "Auch wenn sie die Augen verdrehen, ist das so."

Unterstützung für die Pläne der Stadtverwaltung kam hingegen aus den Reihen der SPD. So erzählte Anita Zirz, sie sei selbst schon die Adlersteige im Winter gelaufen. "Ich habe gedacht, ich komme unten nicht an."

Sorge um Trockenmauer

Allerdings äußerten nicht nur die Mitglieder der Bürgeraktion Bedenken mit Blick auf den Naturschutz. So wollte Carole Broermann (CDU) wissen, ob die "schönen Trockenmauern" erhalten bleiben. Gleichzeitig forderte sie, den Fußweg nicht zu teeren und stattdessen einen anderen Belag zu finden. Und auch Zirz stellte klar: "Ich kann mich mit dem Fußweg anfreunden, wenn die bestehende Trockenmauer und andere Sachen einbezogen werden."

Ein geschütztes Biotop?

Daraufhin erklärte Osswald, dass zumindest ein Teil der Trockenmauer für den Weg entfernt werden müsste, "aber nicht komplett". Die Bürgeraktion überzeugte das indes nicht. Vielmehr sah Leix in einem zugewachsenen Grundstück am Hang ein weiteres Hindernis, da dieses in seinen Augen ein geschütztes Biotop darstellt. "Ich kann mir nicht vorstellen, das es jemand genehmigt wird, das Gelände zu durchschneiden."

Doch je länger die Diskussion dauerte, desto mehr verloren einige Ratsmitglieder die Geduld. "Wir haben im Ausschuss zweieinhalb Stunden diskutiert. Die Verwaltung hat sich so viel Arbeit gemacht und jetzt wird die Verwaltung wieder verarscht", schimpfte Friedrich Volpp (FWW) und bekam dafür von einigen Ratsmitgliedern spontanen Applaus.

Schauspiel für die Presse

Auch Michael Müller (FWV) wunderte sich über das Verhalten seiner Ratskollegen: "Warum tut man das in den Ausschuss rein, wenn es dann nochmal diskutiert wird?" Auch Osswald zeigte nun ganz offen sein Unverständnis. Schließlich habe er die Ausschussmitglieder ausdrücklich darum gebeten, ihre Fraktionskollegen über das Beschlossene zu informieren. Sein Vorwurf: "Die unterlegene Seite nutzt die Gemeinderatssitzung, um das ganze nochmal aufzurollen."

Streit hinter verschlossenen Türen

Schließlich gab Elisabeth Gebele (BA) unumwunden zu, dass es ihrer Fraktion darum gegangen sei, die Diskussion in die Öffentlichkeit zu tragen. Denn bisher hatte der Streit nur hinter verschlossenen Türen stattgefunden.

So änderte das ganze auch nichts mehr an den bereits bestehenden Mehrheitsverhältnissen: Auch der zweite Antrag der Bürgeraktion wurde abgelehnt. Stattdessen stimmt der Gemeinderat schließlich mit einer Mehrheit von 18 zu neun Stimmen für den Weg.