"Die Bürger mitnehmen": Vertreter von städtischem Forst und Amt für Stadtentwicklung beim Rundgang im Gartenschau-Areal. Foto: Frey

Das Christophstal erwacht langsam aus seinem Dornröschenschlaf. Wie schön es einmal werden könnte, lässt sich zumindest schon mal erahnen.

Freudenstadt-Christophstal - Zusammen mit dem Friedrichstal bildet es das Terrain für die Gartenschau Freudenstadt/Baiersbronn im Jahr 2025. Bei einem Waldrand-Begang informierte das Gartenschau-Gremium Christophstal Besucher, wie weit die Forsteingriffe bereits fortgeschritten sind. Bewohner des Tals und Stadträte nutzen die Gelegenheit, einen Blick auf das zu werfen, was schon umgesetzt wurde.

Zehn Jahre Planung

Der Leiter des Forstbereichs Freudenstadt, Björn Waidelich, und der Leiter des Amts für Stadtentwicklung, Rudolf Müller, erläuterten die schon umgesetzten Eingriffe, aber auch, was in Zukunft noch geplant ist. Vom Ausgangspunkt Bärenschlössle – dort wird auch einmal einer der drei Veranstaltungsplätze der Gartenschau sein – ging es talabwärts an den Forellenteichen vorbei bis zum Spielplatz am ehemaligen Wilhelmshammer.

"Im Jahr 2011 begannen die Planungen, und die ersten Maßnahmen haben dem Tal schon gut getan", stellte Björn Waidelich zufrieden fest. Die Verschattung talabwärts konnte bereits deutlich reduziert werden, die Sichtachse tritt wieder hervor, und die Bewohner der Talstraße haben wieder Blickverbindung. Die Waldränder wurden zurückgesägt, sodass die Sonne nun wieder eine Chance hat, bis zum Talgrund durchzudringen.

Fünf Stunden mehr Sonne am Tag

Juliane Votteler, Anwohnerin und Mitglied im Gartenschau-Gremium, berichtete von fünf Stunden mehr Sonne, die sie nun schon im Winter täglich genossen habe. Rudolf Müller wies darauf hin, dass viele Fichten bei der alten Kniebissteige entfernt wurden. Am Wildgehege entlang soll im Rahmen der Gartenschau eine blühende Fläche entstehen. Eine dreiteilige Rutsche für alle Altersklassen, Balancierhölzer, Holztiere; die Fantasie lässt eine lebendige Tallandschaft vor dem inneren Auge entstehen.

Hinter dem Gasthof Bad Richtung Hofweg ist eine weitere Durchforstung geplant, es handle sich nicht im engen Sinn um eine Waldumwandlung, stellte Förster Waidelich klar. Denn das Gelände soll der Natur überlassen werden, wobei aber waldbauliche Interessen hier zurücktreten müssten.

Mächtige Tannen bleiben

Eindrucksvolle starke Tannen säumen den Weg, sie seien prägend für den Stadtwald um Freudenstadt herum. Auch sie würden viel Licht wegnehmen. Dennoch schlägt Waidelich vor, lieber die dahinter stehenden hohen Fichten zu entnehmen, die eine Art Barriere für die Sonneneinstrahlung darstellte.

Immer wieder erkunden Rudolf Müller und Björn Waidelich auch, wie sich die Bewohner ihr Tal in Zukunft vorstellen. Es ist deutlich zu spüren, dass sie sie auf dem Weg zu dieser Neugestaltung mitnehmen wollen. Sie hatten schon lange für eine Offenhaltung ihres Tals plädiert, das noch bis in die 1990er-Jahren an den Hängen durch regelmäßige Mäharbeiten freigehalten wurde. Danach wurde die mühsame Arbeit an den steilen Hängen aufgegeben, und die Natur eroberte sich das Gelände zurück. Zitterpapeln, Haseln und Schlehenbüsche haben zu einer dichten Verbuschung geführt.

Natursteinmauern leben

In der Folge waren die alten Natursteinmauern komplett zugewachsen. Sie sind allerdings Lebensraum für viele Tierarten im Tal und sollen nun wieder offengelegt werden. Zusammen mit alten Industriebrachen bilden sie reizvolle Kontraste zur überbordenden Natur. Auch historische Kanalverläufe sollen wieder sichtbar werden. Das Forstteam um Björn Waidelich hat da schon viel auf den Weg gebracht.

Nutzen über Schau hinaus

Dem Gartenschau-Gremium ist auch die Pflege über die Gartenschau hinaus ein Anliegen. Dazu gehören vor allem bessere Zuwege von der Stadt ins Tal- für Fußgänger und Radler gleichermaßen, eine alte Forderung der Talbewohner. Gremiumsmitglied Albert Koch wies auf die Fördermöglichkeiten des Landes Baden-Württemberg hin. Der Landschaftserhaltungsverband plane und organisiere ein Projekt, bei dem eine Beweidung freigelegter Flächen durch Schäfer für fünf Jahre vom Land gefördert werde.

Auffällig ist die immer noch starke Bewaldung an den Hängen zur Murgtalstraße. Da hatte das Forstteam von Waidelich schon mal einen Streifen talaufwärts von etwa fünf Metern markiert, auf dem die Fichten gefällt werden sollen. Allerdings müsse solche Maßnahme sorgfältig überlegt sein, erläuterte Björn Waidelich seinen Zuhörern. Denn durch zu viele Entnahmen könnten auch Folgeschäden entstehen, wie zum Beispiel Steinschlag oder gar ein Abrutschen des Hangs.

Noch viel Arbeit

Siegfried Schmidt, ebenfalls im Gremium Gartenschau, wünscht sich, "dass die Besucher wieder die Spannbreite der Kanäle wahrnehmen können". Als Fazit dieses Rundgangs bleibt: Das Projekt Gartenschau ist ein gutes Stück vorangekommen, aber es wir auch noch eine ganze Menge Arbeit auf die Verantwortlichen zukommen