Friedbert Meyer mit einem Teil seiner reichen Kürbisernte. Darunter sind, neben vielen verschiedenen Sorten an Deko-Kürbissen und essbaren Schlangenkürbissen, auch 50-Kilo-Kolosse der Sorte „Rainbow Surprise“ . Bei trockener Lagerung sind Kürbisse mehrere Monate haltbar. Foto: Claudia Bötsch

Der Lieler Friedbert Meyer investiert viel Zeit und Arbeit in den Anbau von Gemüse und Co. „Aber es lohnt sich“, ist der 66-Jährige überzeugt. Sein Motto: Kein Tag ohne Garten.

Das Glück liegt im Garten, heißt es so schön. Das kann Friedbert Meyer aus Liel nur bestätigen. „Wenn man sieht, wie alles gedeiht, dann geht einem das Herz auf“, erzählt der begeisterte Selbstversorger. Bei ihm kommen die Pommes nicht aus der Tiefkühltruhe, sondern aus dem eigenen Garten.

 

Das Gärtnern ist schon seit Kindesbeinen seine große Leidenschaft. „Meine Mutter war auch schon so – sie liebte ihren Garten.“

Zwischen Acker und Gemüsebeet ist der 66-Jährige in seinem Element. „Für’s Gemüt ist es auch gut“, sagt der Rentner im Gespräch mit unserer Zeitung und pflückt eine Kiwi-Beere vom Strauch. Im Garten könne er wunderbar abschalten.

Meyer genießt es, seit der Rente noch mehr Zeit für sein großes Hobby zu haben. Seit 2023 ist er im Ruhestand. Der gebürtige Lieler hat fast ein halbes Jahrhundert als Maler gearbeitet – beim örtlichen Unternehmen Sprich hat er seine Lehre gemacht und ist dem Betrieb sein gesamtes Berufsleben treu geblieben.

Neben seinem Garten am Haus bewirtschaftet Meyer mit seinem Schwiegersohn Manuel Waldkirch auch einen Acker am Hohlebach an der Straße nach Niedereggenen. Waldkirch ist selbst im Gartenbau tätig und bringt die entsprechenden Geräte mit.

Von Bohne bis Zucchini

„Früher habe ich auch mal einen Setzling gekauft – inzwischen ziehe ich alles selbst“, erzählt Meyer beim Besuch unserer Zeitung. Dabei probiere er gerne auch immer mal wieder Neues aus. Zum Beispiel hat er sich aus dem Uruguay-Urlaub im vergangenen Jahr Samen für sehr scharfe Paprika mitgebracht.

Der 66-Jährige pflanzt zig Sorten Obst und Gemüse an: Die Palette reicht von Kohlrabi und roter Beete, gelben und roten Tomaten, Paprika und Zucchini über Bohnen und Karotten bis hin zu Kräutern und verschiedenen Beerensorten. Außerdem gibt es Kirschen, Äpfel und Pfirsiche vom Baum.

50-Kilo-Kürbisse

Dass die Ernte mal kleiner oder größer ausfallen kann, sieht Meyer indes entspannt. „Wir müssen ja nicht davon leben.“ Trotzdem sei es natürlich schön, möglichst viele der eigenen Lebensmittel selbst zu produzieren – „und Verwandte und Nachbarn können sich auch freuen“.

In diesem Jahr sei die Ernte insgesamt sehr gut ausgefallen, abgesehen von Äpfeln und Kirschen, berichtet Meyer. Beispielsweise pflanzt er seit rund 15 Jahren Kürbisse an – „aber so viele und große hatten wir noch nie“, freut er sich. Darunter sind auch sieben 50-Kilo-Kolosse der Sorte „Rainbow Surprise“, die er neu im Garten hat. Einen davon und zahlreiche weitere Kürbisse hatte er dieser Tage den Riedmatteschlurbi für deren Herbstfest gespendet.

Im Garten von Friedbert Meyer gibt es sämtliche Obst- und Gemüsesorten, hier ein Kohlrabi. Foto: Claudia Bötsch

Üppig war das Ergebnis auch bei den Kartoffeln. „Letztes Jahr hatten wir nur eine kleine Kartoffelernte, in diesem Jahr haben wir 1,5 Tonnen vom Feld geholt“, berichtet Meyer. „Wir haben ganze sieben Stunden gebraucht, um die Kartoffeln nach Größe und Farbe zu sortieren“, erzählt Tochter Katharina Waldkirch, die mit ihrer Familie – ihrem Mann Manuel und den beiden Kindern – neben ihrem Elternhaus wohnt. Das Gärtnern sei zwar nicht ihre große Leidenschaft – „aber wir helfen natürlich alle mit, wenn es nötig ist“. Und ihre Mutter Claudia Meyer ergänzt mit einem Schmunzeln: „Wir dürfen Hilfsarbeiten übernehmen wie das Bewässern oder packen bei der Ernte mit an.“

Viel Freude, viel Arbeit

Für Friedbert Meyer gibt es hingegen keinen Tag ohne Garten. Und wenn er von einem Urlaub heimkommt, führt ihn der erste Gang nicht ins Haus, sondern dahinter - „um erst mal nach dem Rechten zu schauen“, wie er mit einem Augenzwinkern sagt.

Der Garten sei für ihn eine große Freude, aber eben auch viel Arbeit. Das fängt beim Unkraut jäten an und hört beim Schneckensuchen auf. „Dieses Jahr gibt es unglaublich viele Weinbergschnecken“, so Meyer, der auf das feuchte Wetter verweist. Bevor er ins Bett geht, geht es deshalb immer noch mal mit der Taschenlampe auf Schneckenjagd – die Schnecken bringt er dann aus dem Ort, an den Hohlebach, „damit sie den Heimweg nicht mehr finden“. Am Morgen wieder das gleiche Spiel.

Neben Trauben gibt es im Lieler Garten auch Kiwi-Beeren zu ernten. Die schmecken direkt vom Strauch besonders gut. Foto: Claudia Bötsch

Auch das Verarbeiten der Ernte koste viel Zeit – „aber es lohnt sich“, ist Meyer überzeugt. Wie es früher üblich war, wird viel Gemüse eingemacht: Zucchini, Paprika und rote Beete wandern aus dem Garten ins Einmachglas. Viel Gemüse und Obst wird auch eingefroren; Himbeeren beispielsweise werden zu Saft gepresst, Äpfel zu Apfelmus verarbeitet. Außerdem finden sich in der Vorratskammer von Familie Meyer viele Gläser mit Tomatensoße, selbst gemachten Marmeladen und Chutneys.

Saisonal und regional

Friedbert Meyer legt Wert auf „ehrliche Lebensmittel“ – frische, unverarbeitete Produkte, regional und saisonal produziert. Dieses Thema liegt der ganzen Familie am Herzen. So sagt Tochter Katharina Waldkirch: „Damit bin ich groß geworden und das habe ich auch meinen Kindern weitergegeben.“ Beispielsweise habe es für ihre Kinder immer nur Erdbeeren gegeben, „wenn es gerade welche in Opas Garten gab“, erzählt die 40-Jährige.

Da sie selbst in einem Supermarkt arbeitet, weiß sie indes, dass viele Menschen das anders sehen. Zum Beispiel hätten sich einige Kunden vergangenes Jahr beschwert, weil es kurz vor Weihnachten gerade keine Erdbeeren gab. Bei vielen entscheide zudem der Geldbeutel über den Einkauf. „Wo ein Lebensmittel herkommt, interessiert da nicht.“ Dennoch sei es für die Familie unverständlich, dass zum Beispiel Bio-Ware aus China gekauft werde anstelle von lokalen Produkten, zum Beispiel vom örtlichen Bauernhof.

Geld und Zeit

Bei manchem sei es vielleicht auch eine Frage der Prioritäten. Das Geld werde dann lieber in Handy, Urlaub oder Klamotten investiert. Dazu komme bei der Ernährung der Faktor Zeit: „Viele nehmen da lieber den gewaschenen Salat aus der Tüte und schieben die Fertig-Lasagne in den Ofen.“

Bei Meyers wird hingegen jeden Tag frisch gekocht – seit die Tochter mit ihrer Familie im Haus nebenan wohnt, wechseln sie sich ab. Dass sie dafür viele gute Lebensmittel aus dem eigenen Garten nutzen können, wissen alle sehr zu schätzen.

„Einfach loslegen“

Wer bisher nichts mit dem Gärtnern am Hut hatte, dem rät Friedbert Meyer vor allem „keine Scheu zu haben und einfach mal loszulegen und auszuprobieren“. Zum Einstieg böten sich beispielsweise Tomaten im Topf an. Und gerade auch für Kinder sei es eine schöne Sache, die eigenen Tomaten ernten zu können.

Das Gemüse aus Friedbert Meyers Garten kommt entweder direkt auf den Tisch oder ins Einmachglas. Foto: Claudia Bötsch

Nur Hasenmist

Das Schöne an der eigenen Ernte sei vor allem: „Man weiß, was man auf dem Teller hat“, betont Meyer und ergänzt: „Bei mir gibt’s kein Blaukorn oder irgendwelchen Dünger – in meinem Garten kommt höchstens der Mist unserer Hasen zum Einsatz.“

Namen haben die Hasen von Familie Meyer übrigens nicht, schließlich seien es keine Haustiere. „Die werden ja alle eines Tages gegessen.“ Das Schlachten übernimmt Meyers Bruder. „Wenn man Fleisch essen will, muss auch geschlachtet werden“, stellt er pragmatisch fest. Das würde von den meisten Leuten eben heutzutage ausgeblendet, wenn sie ihr Fleisch aus dem Supermarktregal ziehen – in früheren Zeiten gehörte das Schlachten hingegen zum Alltag der Menschen einfach dazu.

Im Dorf geschlachtet

Als er Kind war, habe der Vater die eigenen Gänse und Puten geschlachtet, und zu Silvester gab es traditionell Taube, blickt Friedbert Meyer zurück. „Ich bin damit aufgewachsen“, so der gebürtige Lieler. Noch bis in die 1960er-/1970er- und 1980er-Jahre hinein sei bei einigen Lieler Familien regelmäßig geschlachtet worden. „Wer wollte, konnte dafür auch den örtlichen Metzger bestellen.“