Ein Konzept des Gemeinderats sieht vor, die Grundschule in Eutingen zu einer Ganztagsschule zu machen. Foto: Daniel Begemann

Eltern sehen die Familienfreundlichkeit gefährdet, sollte Eutingen eine Ganztagsschule bekommen. Das würde zwar Kosten sparen, aber eine flexible Betreuung unmöglich machen.

Die Gemeinde Eutingen muss sparen. Über ein Konsolidierungskonzept – einen großen Sparplan, der unter anderem Kitas, die Grundschule und Vereine betrifft – soll der Gemeinderat am Donnerstag, 23. Oktober, ab 18 Uhr in der Korntalhalle in Göttelfingen abstimmen. Schon jetzt formiert sich Widerstand gegen das Konzept des Gemeinderats, eine Ganztagsschule in Wahlform zu beantragen. Diese Schulform würde der Gemeinde Geld sparen, da sie kein kommunales Betreuungsprogramm mehr finanzieren müsste.

 

Eltern schätzen Flexibilität

Viola Koch, Elternbeiratsvorsitzende des Schuljahrs 2024/ 25, erklärt unserer Redaktion, was eine Ganztagsschule in Wahlform bedeuten würde: „Bei der Wahlform können Eltern entscheiden, ob ihr Kind für ein Jahr am Ganztagsbetrieb verbindlich teilnimmt (verschiedene Zeitmodelle: drei, vier oder fünf Tage mit sieben oder acht Zeitstunden, legt der Schulträger fest). Das heißt, die Eltern wählen zu Beginn des Schuljahres, ob sie eine Betreuung benötigen, die dann aber verbindlich ist für das gesamte Schuljahr, da das Kind auch nachmittags Schulpflicht hat. Es kann dann nicht zum Beispiel für einen Kindergeburtstag oder einen Zahnarzttermin abgemeldet werden.“

Bislang schätzen die Eltern von Grundschulkindern in Eutingen die Flexibilität der Betreuung, die derzeit über die Awo organisiert wird. In einer siebenseitigen Stellungnahme schreibt der Elternbeirat: „Wir sehen hier das Risiko, dass dieses Vorgehen an den Bedürfnissen und Vorstellungen der Eutinger Elternschaft vorbeigeht. Dies spiegelt sich auch in den aktuellen Anmeldezahlen der Awo wider: Nur wenige Familien melden ihre Kinder vollumfänglich für fünf Tage pro Woche an. Familien, die weniger Betreuung wünschen oder brauchen, werden gezwungen, zusätzliche Betreuung in Anspruch zu nehmen.“ Sie sehen in der Ganztagsschule einen „Einschnitt im Familienleben“: Eine Ganztagsschule verändere den Tagesrhythmus der Kinder und schränke Freizeitaktivitäten ein.

Betreuung in Weitingen

Elternbeiratsvorsitzende Koch kritisiert darüber hinaus, dass die Ganztagsschule eine Mindestzahl an zu betreuenden Kindern voraussetzt. Sie sagt: „Erst bei 25 angemeldeten Kindern wird eine Ganztagsschule angeboten. Wenn es weniger Kinder sind, dann gibt es keine Ganztagesangebote für ein ganzes Schuljahr für keine Familie.“

Anders als in Eutingen würde es laut Vorschlag des Gemeinderats in der Außenstelle in Weitingen weiterhin eine Ganztagsbetreuung geben. In dem Konzept heißt es: „Da bei Umstellung auf das Ganztagsschulkonzept der Gemeinderat nicht davon ausgeht, dass mindestens 25 Kinder am Schulstandort Weitingen davon Gebrauch machen würden, beschloss der Gemeinderat eine kommunale Schulkindbetreuung ohne Landeszuschüsse daneben zu stellen, um den Schulstandort Weitingen attraktiv für berufstätige Eltern zu halten. Hier beträgt der Abmangel (Stand August 2025) 68.000 Euro/Jahr.“ Der Kritikpunkt von Koch lautet hier allerdings: „Das kostenpflichtige Angebot in Weitingen wird aber künftig nur bei mindestens zehn angemeldeten Kindern pro Stunde angeboten.“

In Eutingen würden durch das Anbieten einer Ganztagsschule ohne kommunales Betreuungsangebot Kosten gespart werden. In dem Konsolidierungskonzept heißt es: „Falls nur der Ganztagsschulbetrieb angeboten werden soll, ohne zusätzliche Schulkindbetreuung, würde der Abmangel entfallen. Dieser beträgt gemäß Planung der Awo für 2026 abzüglich von Elternbeiträgen und Zuschüssen näherungsweise 200.000 Euro.“