Die Hochzeitsnacht von Reifen-Göggel-Inhaber Bruno Göggel endete wegen seines Feuerwerks im Großbrand-Desaster. Foto: Kohls

Vergeblich haben die Anwohner der Gammertinger Firma Reifen-Göggel versucht, rund um das Betriebsgelände ein Verbot des Silvesterfeuerwerks zu erreichen. Weder Stadtverwaltung, noch Landratsamt oder Feuerwehr teilen die Sicherheitsbedenken.

Gammertingen - In einer Ausschusssitzung versuchten Anwohner des Reifengroßhändlers die Stadtverwaltung, allen voran Bürgermeister Holger Jerg, zu einem Böllerverbot an Silvester rund um das Firmengelände zu bewegen. "Wir sitzen auf einem Pulverfass", argumentierte da eine Bürgerin, der wie vielen anderen noch der Feuerwerks-Supergau vom Juli in den Knochen steckt.

Damals war bei der Hochzeitsfeier des Firmenchefs Bruno Göggel ein professionelles Feuerwerk abgebrannt worden, das wohl auf mehreren Reifenstapeln einen Großbrand auslöste. Rund 400 Feuerwehrleute kämpften gegen die Flammen, der Schaden betrug rund 25 Millionen Euro und die Gammertinger diskutierten wochenlang die Verschmutzung durch die verkohlten Gummi-Partikel, die niedergingen.

Kommune kann Böllern untersagen

Das sollte zum Jahreswechsel Konsequenzen haben, fanden einige nahe am Betrieb wohnende Gammertinger und baten Jerg darum, sein kommunales Recht "in der Nähe besonders brandempfindlicher Gebäude oder Anlagen allgemein oder im Einzelfall" das Zünden von Silvesterfeuerwerk zu untersagen.

Holger Jerg war vor Ort

Er nehme die Sorgen der Anlieger ernst, ließ Bürgermeister Holger Jerg gegenüber lokalen Medien verlauten, und besuchte mit der Kamera im Gepäck zusammen mit Ordnungsamtsleiter Dominik Früh das Betriebsgelände des Reifengroßhändlers, um die aktuelle Situation zu dokumentieren. Er schaltete sowohl das Landratsamt als auch die Feuerwehr ein. Niemand hatte Bedenken.

Keine Reifen mehr gelagert

Zum einen würden auf dem Gelände mittlerweile nur noch leere Gitterboxen gelagert, zum anderen reduziere das nasskalte Wetter die Brandgefahr. Und Maximilian Sigg, Sachgebietsleiter der Kreispolizeibehörde gab in einem E-Mail an Holger Jerg zu bedenken, dass die bei der Hochzeitsfeier gezündete professionellen Pyrotechnik mit ihrer Spreng- und Brandstofflast nicht mit frei erwerbbarem Silvesterfeuerwerkskörpern zu vergleichen sei. Bürgemeister Holger Jerg bewertet also "die potenzielle Brandlast damit deutlich geringer".

Trotzdem ruft das Gammertinger Stadtoberhaupt seine Bürger beim Böllern zum Jahreswechsel zur gegenseitigen Rücksichtnahme auf und appelliert dazu, sich zu beschränken. Er erinnert an ängstliche Kinder, Senioren oder verstörte Tiere und "die nicht unerheblichen Umweltbeeinträchtigungen".