Zwei der insgesamt 350 Helfer, die an der Übung beteiligt waren. Foto: Schauer

An der Staustufe Gambsheim proben Rettungskräfte den Ernstfall. Szenario: 144 Passagiere müssen vom Schiff "Leonardo da Vinci" gerettet werden.

Gambsheim - Feuerwehr, Rotes Kreuz und Polizei proben unter dem Titel "Passagierschiff" auf dem Rhein an der Staustufe Gambsheim den Ernstfall. Es gilt, 144 Passagiere vor einem Feuer zu retten.

Die Feuerwehr ist um 10 Uhr vor Ort. Die Gendarme der Wasserschutzbrigade nur Minuten danach. Kurz darauf Ärzte, Sanitäter und das Rote Kreuz. Keine 50 Meter von der Staustufe entfernt liegt die "Leonardo da Vinci". Um 9.30 Uhr hat das Schiff Alarm gegeben. Motorschaden, ein Motor ist explodiert und brennt. Zwei Tote werden vermutet und viele Menschen sind verletzt.

Rund 350 Einsatzkräfte in 40 Fahrzeugen sind in Gambsheim vor Ort

An Bord sind 144 Passagiere und 25 Besatzungsmitglieder, so das Szenario. Noch herrscht keine Panik auf dem Schiff. Insgesamt sind rund 350 Einsatzkräfte in 40 Fahrzeugen gekommen. Die Feuerwehr legt sich die Feuerlöscher zurecht, Sanitäter bauen die Zelte für Notärzte auf, die Polizei lässt Schlauchboote zu Wasser. Um 10.15 Uhr taucht das Feuerlöschboot "Europa 1" aus Straßburg im Nebel auf. Der Rettungshubschrauber "Dragon 67" muss auf dem Flughafen Straßburg-Entzheim wegen schlechter Sicht auf dem Boden bleiben.

Es war die erste Großübung dieser Art mit Passagieren auf dem elsässischen Rhein. "Diese Übung war unumgänglich", sagt Stephane Fratacci, Präfekt des Elsass und des Bas-Rhin, der die Übung koordiniert. "Alle, die bei einem Unfall auf dem Rhein oder einem Zwischenfall an Bord eines Passagierschiffs zur Stelle sein müssen, können so gemeinsam den Ernstfall üben", betont er.

2014 sei die Zahl der Passagiere auf dem Rhein im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent gestiegen. Damit seien es weit mehr als 220 000 Passagiere pro Jahr. "Da müssen wir vorbereitet sein", argumentiert Fratacci. Vorbereitet wurde die Übung vom Kabinett des Präfekten.

Den Rheinkreuzer, die 105 Meter lange doppelstöckige "Leonardo da Vinci", hatte der Veranstalter von Flusskreuzfahrten "Croisieurope" gestellt. Dargestellt wurden die 144 Passagiere von Azubis der Flussschifffahrt des Lycée Emile Mathis in Schiltigheim und von Studentinnen des Instituts für Krankenschwestern in Haguenau. Nach rund zwei Stunden ist das Schiff evakuiert – trotz Nebel und simuliertem Rauch an Bord. Zwei tote Maschinisten, vier schwer verletzte Passagiere und ein Dutzend Leichtverletzter werden notiert.

Seit 2010 gab es 23 Zwischenfälle mit Schiffen

"Es hat alles geklappt", stellt Kapitän Jérôme Sotty von der regionalen Behörde für Zivilschutz am Ende der Übung beruhigt fest. Alle Hilfskräfte mussten bei der Übung spontan und koordiniert zusammenarbeiten, sagte er.

Seit 2010 seien nur acht der 23 Vorfälle auf dem elsässischen Rhein solche mit Passagierschiffen gewesen, meistens kleinere Kollisionen, erklärt Sotty. Aber der Präfekt betont auch, dass man bei dem schnell wachsenden Passagierbetrieb auf dem Rhein auch für mehr bereit sein müsse. Er weist darauf hin, dass eine Übung mit Passagieren auch als grenzüberschreitende Erfahrung in den Teams zu wünschen sei. Auch drei badische Polizeiboote waren in die Übung integriert, und vier Beamte der Wasserschutzpolizei nahmen als Beobachter teil.

"Der Rhein ist unsere gemeinsame Verantwortung"

"Der Rhein ist zum gemeinsamen Nutzen, aber auch zur gemeinsamen Verantwortung in unserer Mitte", waren sich die Helfer, die sich an der Großübung beteiligt hatten, am Ende einig.