2007 revolutionierte Apple mit dem iPhone das Telefonieren. Läuten Computeruhren wie Samsungs Galaxy Gear die Revolution am Handgelenk ein? Wir haben den Schnelltest gemacht.
Berlin - 2007 revolutionierte Apple mit dem iPhone das Telefonieren. Läuten Computeruhren wie Samsungs Galaxy Gear die Revolution am Handgelenk ein? Fest steht: Sie sind ein Hoffnungsträger der Branche. Wir haben den Schnelltest gemacht.
Der erste Eindruck
Dafür, dass die Galaxy Gear am Mittwochabend mit einem weltweiten Medienecho auf der Berliner Funkausstellung präsentiert wurde, fühlt sie sich recht normal an. Sie ist etwas dicker und mit einer Bildschirmdiagonalen von 4,1 Zentimeter größer, aber mit 74 Gramm nicht schwerer als eine Standardruhr. Sie sitzt gut. Mit ihrem Plastikarmband, das es in sechs verschiedenen Farben gibt, und dem eckigen Gehäuse aus rostfreiem Stahl hat sie allerdings die Anmutung der Digitaluhren der 80er Jahre, ist also nur leidlich schick. Hier ist noch Potenzial nach oben, denn das Aussehen spielt bei Computeruhren mit die größte Rolle: Sie sind immer auch ein Modestatement, möglicherweise noch mehr als heute die Smartphones.
Die Voraussetzungen
Der Voraussetzungen
Wichtig ist, dass die Smartwatch nur als Gefährte eines aktuellen Samsung-Smartphones oder Tablet-PCs nützlich ist. Mit diesem ist sie drahtlos verbunden und übernimmt Funktionen davon, zum Beispiel das Lesen von Mails und SMS, Anrufe oder die Aufnahme von Bildern. Da der Bildschirm klein ist, wird man eher eine SMS lesen als eine Mail mit Anhang. Auch andere Computeruhren wie die des italienischen Herstellers I’m Watch - die allerdings weniger Funktionen und Chic bietet – sind an ein Smartphone gekoppelt. Für die Galaxy Gear hat Samsung sein neues Smartphone Galaxy Note 3, das ebenfalls auf der Ifa in Berlin präsentiert wurde, optimiert. Aber auch mit dem Samsung S 4 und weiteren Samsung-Modellen soll die Uhr nach einem Software-Update zusammenarbeiten, heißt es.
Die Handhabung
Die Handhabung
Die Bedienung ist einfach: Mit einer seitlichen Wischbewegung auf dem Bildschirm lassen sich gut zehn verschiedene Funktionen abrufen wie Uhrzeit, Wetter, Benachrichtigungen, Telefonliste und Kontakte, die Sprachsteuerung S-Voice, eine Bildergalerie und mehr als ein Dutzend vorinstallierter Apps. Gut: Sie sind speziell auf den winzigen Bildschirm abgestimmt. Streicht man über das Menü nach oben, zeigt sich das Telefonmenü, streicht man unten, wird die Kamera aktiviert. Das Besondere an einer Computeruhr wie der Galaxy Gear ist, dass sich SMS und E-Mails auf einen Blick erkennen und ablesen lassen. Besonders dezent lassen sich unerwünschte Anrufer behandeln. Mit einer kleinen Handbewegung ist der Versuch gestoppt – oder das Telefonat angenommen. Dieser schnelle Überblick am eigenen Handgelenkt ist wohl für viele das größte Plus. Der Nachteil: Texte lassen sich nicht eingeben – dafür ist der Bildschirm einfach zu klein.
Die Kamera
Die Kamera
Sie ist in das Armband eingebaut und sicherlich der Clou der Uhr. Die Bildqualität von 1,9 Mega-pixeln ist mäßig und entspricht jener der ersten Fotohandys. Mit einem Klick auf den Bildschirm wird sie fast verzögerungsfrei ausgelöst. Auch Videos in der Länge von zehn Sekunden sind möglich. Beides geht ziemlich unbemerkt – nicht jeden wird das freuen. Einen Zoom gibt es nicht. Die aufgenommenen Bilder lassen sich aber vergrößern und auf das Smartphone überspielen, aber nicht umgekehrt. Als Fotoalbum ist die Uhr also weniger zu gebrauchen – dafür ist ihr Speicher ohnehin zu klein.
Das Telefonieren
Das Telefonieren
Mit der Galaxy Gear kann man auch telefonieren, dazu braucht es bei einem eingehende Anruf nur eine Armbewegung zum Ohr – diese Bewegung wird sich künftig wohl noch häufiger in der Öffentlichkeit beobachten lassen. Etwas Aufmerksamkeit ist dem Nutzer gewiss. Das Mikrofon ist in die Uhrenschnalle eingebaut, der Lautsprecher auf der Rückseite. Beim Telefonieren hören auch andere mit. Wer das nicht möchte, kann ein Headset benutzen oder doch das Smartphone zücken – zum Beispiel nachdem man über die Computeruhr gewählt hat. Das ist im Übrigen auch mit der Spracherkennung („S-Voice“) möglich, die im Schnelltest leidlich funktioniert. Die Sprachqualität bei Anrufen ließ sich noch nicht testen.
Die Extras
Die Extras
Beliebt dürfte ein Schrittezähler sein, der über einen eingebauten Sensor und Satellitensteuerung funktioniert. Solche Extras sind auch Teil eines allgemeinen Trends, der sich „Wearables“ nennt: Dabei werden immer mehr Technik-Geräte direkt am Körper betragen und Körperdaten aufgezeichnet. Musikliebhaber dürften es schätzen, über die Uhr und die Dateien auf dem Smartphone die heimische Musikanlage zu steuern. Der Akku der Uhr soll im Übrigen 25 Stunden halten. Was eine Mogelpackung ist – da sich die Uhr nur im Zusammenhang mit einem Samsung- Smartphone nutzen lässt. Dieses hält aber bei intensiver Nutzung wohl nur die Hälfte der Zeit durch.
Das Fazit
Das Fazit
Die Galaxy Gear, die voraussichtlich am 25. September in den Handel kommt, wird dem Geschäft mit den Computeruhren sicherlich Schwung verleihen. Sie bietet viele Extras, trägt sich gut und ist immerhin leidlich schick. Es bleibt abzuwarten, wie viele Zusatzprograme (Apps) es noch für sie geben wird – derzeit sind 70 zu haben. Auch steht noch der Preis nicht fest. Außerdem müssen Kunden dafür das passende Samsung-Smartphone haben. Doch künftig dürften Computeruhren noch mehr technische Finessen bieten und sich auch in punkto Design glänzen. Vielleicht legt Apple hier bald nach. Die Kalifornier haben sich zumindest den Namen schon schützen lassen: „iWatch“.