Hans Gühring war lange Zeit im Musikverein aktiv und brachte sich als Stadtrat in die Kommunalpolitik ein. Demnächst geht es für ihn und seine Familie jedoch in die USA. Zeit für den Sulzer, ein Fazit über seine ehrenamtlichen Tätigkeiten zu ziehen.
Es sei im wahrsten Sinne des Wortes eine „Bauchentscheidung“ gewesen, dass er sich für die Kommunalpolitik entschieden habe, erklärt Stadtrat Hand Gühring (SPD/GAL) schmunzeln.
Denn 2018 sei er mit seinen Kindern im „Hecht“ essen gewesen, als ihn Jürgen Herbst, ein GAL-Urgestein, deswegen angesprochen hätte. Und als sie sich das nächste Mal beim Mittagessen getroffen hätten, habe er „Ja“ gesagt.
Eine gute Zusammenarbeit
Mit Heidi Kuhring habe er als Neuling eine Koryphäe in Sachen Kommunalpolitik an der Seite gehabt, ist Gühring heute noch dankbar. „Sie war einfach nicht zu toppen“, zollt er der inhaltlichen Versiertheit seiner Ratskollegin Respekt.
Ihr Engagement habe ihn motiviert, sich im Gemeinderat einzubringen, auch wenn es manchmal doch sehr kleinschrittig gewesen sei, blickt er zurück. Positiv ist ihm die überfraktionelle Zusammenarbeit in Erinnerung. „Es geht nicht um Parteipolitik, sondern um inhaltliche Sachen für die Gemeinde“, lobt er das Miteinander im Gremium.
Mahner für Inklusion
Seine Aufgabe sehe er darin, in den großen Themen auf die kleinen Punkte aufmerksam zu machen. „Barrierefreiheit sprechen wir seit Jahren an“, nennt er ein Beispiel. Und nun sei die Inklusionsgruppe im Verwaltungsausschuss gewesen und konnte ihre Expertise einbringen.
„Das war ein richtiger Spießrutenlauf“, erinnert er sich an die Sulz-Barrierefrei-Tour, an der er gemeinsam mit seiner Kollegin Johanna Schrön auf Anregung der Gruppe teilgenommen hatte. Zwei Stunden habe die Fahrt mit dem Rollstuhl gedauert – jetzt ist es ein öffentliches Thema.
Einzelinteressen oder Gemeinwohl?
„Das ist das Salz in der Suppe“, freut sich Gühring über Momente, in denen die Folgen des kommunalen Einsatzes direkt erlebbar sind.
Allerdings wünsche er sich dabei mehr Menschen, die sich für die Gemeinschaft einbringen wollen. „Bei Einzelinteressen oder eng begrenzten Themen gibt es eine riesen Bereitschaft“, zieht er Bilanz.
Sulz immer noch verbunden
Wenn es jedoch über eine Amtszeit von fünf Jahren um das Wohl der Gemeinschaft gehe, sei es vorbei. „Es ist eine unglaublich zähe Arbeit, Menschen für das kommunale Ehrenamt zu begeistern“, hält Gühring fest. Denn wenn man sich mit seinen Ideen einbringen könne, mache die Tätigkeit als Stadtrat wirklich Spaß, erklärt er.
Für ihn wird es mit dem Umzug nach Illinois/USA damit allerdings vorbei sein – jedenfalls mit dem aktiven Ehrenamt in Sulz. „Per Online-Ausgabe und Chat-Gruppe bin ich immer noch auf dem Laufenden“, sagt er mit Blick auf die Lokalzeitung und Musikverein- und Parteikommunikation.
Instrumente sind schon drüben
Während seine Frau berufsbedingt schon im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ sei, dauere es für ihn und die Kinder noch etwas. Aber dass es überhaupt möglich ist, freut ihn doch sehr. „Wer hat sonst schon einmal die Chance, nach Amerika zu ziehen?“, fragt der 60-Jährige.
Was er in dem vom Demokraten Jay Pritzker geführten Bundesstaat machen werde? „Golf spielen und Rasen mähen“, erklärt er lachend. Zwar seien die Musikinstrumente schon in Übersee, aber Priorität hätten dann erstmal die Kinder, die sich in das dortige Schulsystem eingliedern müssten.
Sulzer wollen kommen
„Da gibt es auch zahllose Bands“, sondiert der Noch-Vorsitzende des Sulzer Musikvereins schonmal das Terrain. „Aber auch wenn ich 50 Jahre Musik mache, heißt das nicht, dass ich auch ein Talent bin“, gibt er sich selbstkritisch.
„Innenpolitisch wird es spannend“, sieht er auf die Regierung unter Donald Trump. Aber nicht nur wegen dem polarisierenden Präsidenten werde es ihm dort nicht langweilig.
„Wenn alle Freunde, die ihren Besuch angekündigt haben, kommen, wird unser Haus immer voll sein“, sagt er.