Mitten in der Debatte um die drohende Gäubahn-Kappung hat die Deutsche Bahn am Donnerstag bei einem Termin in Sulz über den Sachstand des geplanten Gäubahn-Ausbaus informiert. Man hat große Ziele.
Zu einem „Blick in die Werkstatt“ in Sulz hatte die Deutsche Bahn (DB) laut Mitteilung eingeladen. Die Bahn plant, die Gäubahn im südlichen Abschnitt von Böblingen bis zur Schweizer Grenze auszubauen. Der Ausbau im Sinne des Deutschlandtakts sei „elementar für die Mobilitätswende im Südwesten“, heißt es in der Mitteilung.
Reisezeit verkürzt sich
Vielfältige Maßnahmen auf der 155 Kilometer langen Strecke, darunter der Bau eines neuen Tunnels sowie die Erweiterung einiger Abschnitte auf zwei Gleise, trügen laut Deutscher Bahn dazu bei, dass sich die Reisezeit zwischen Stuttgart und Zürich verkürzt. „Fahrgäste im Regionalverkehr profitieren von attraktiven Anschlüssen“, heißt es. Auch für die Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene sei der Ausbau wichtig, weil er dafür sorge, dass die Vorgaben für internationale Güterverkehrslinien auf der Gäubahn durchgehend umgesetzt werden.
In Sulz gab die Bahn nun einen Ausblick auf die weitere Planung: Das Projekt befinde sich am Anfang des Planungsprozesses. Der Abschluss dieser Planungsphase erfolge stufenweise ab 2024 bis 2028. Zurzeit analysiere das Projektteam die Fauna im Planungsraum und führe erste Umweltuntersuchungen durch. Es entstehe außerdem ein digitales 3-D-Modell der Bestandsstrecke. Ab 2025 sollen die Baugrundbegutachtung und -erkundung sowie umfangreiche Vermessungsarbeiten beginnen, welche sich aktuell in der Ausschreibung befänden.
Clarissa Freundorfer, DB-Konzernbevollmächtigte für das Land Baden-Württemberg sagt: „Der Gäubahn-Ausbau leistet einen wichtigen Beitrag zu den Zielen der DB-Konzernstrategie Starke Schiene, und zwar gleichermaßen regional wie überregional.“ Mit attraktiven Verbindungen im Deutschlandtakt und möglichst kurzen Fahrzeiten zwischen Stuttgart und Singen könne man „künftig noch mehr Menschen vom Reisen mit der Bahn begeistern“. Man wolle über die Planungen für den Ausbau der Gäubahn zwischen Böblingen und der Schweizer Grenze transparent informieren.
Investition in die Zukunft
Laut Gero Hocker, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, profitiere gleichermaßen der Personennah- und Fernverkehr sowie der Güterverkehr. „Durch die neue Führung für den Personennah- und Fernverkehr über den Pfaffensteigtunnel zum Flughafen kann die S-Bahn zwischen Rohr und Flughafen auch künftig unabhängig von den Zügen der Gäubahn verkehren. Es sei „eine Investition in die Zukunft der Region, die sich lohnen wird.“
Dialog wichtig
Wie Guido Wolf, Verbandsvorsitzender Interessenverband Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn, erklärt, sei zu begrüßen, dass die Planfeststellungsunterlagen für den Pfaffensteigtunnel bereits dem Eisenbahn-Bundesamt eingereicht wurden, damit der Zeitraum des Unterbruchs der Gäubahn möglich gering gehalten werden kann. „Ebenso ist es wichtig, dass die Deutsche Bahn für die weiteren Ausbauabschnitte frühzeitig den Dialog mit den Anliegern sucht, wie dies beim heutigen Termin in Sulz geschehen ist.“
Laut Hans-Peter Fauser, Erster Beigeordneter Stadt Sulz, begleite die Stadt Sulz den Gäubahn-Ausbau seit vielen Jahren im Rahmen ihrer Möglichkeiten konstruktiv mit. Bund und Stadt hätten den Bahnhof Sulz samt Umfeld gemeinsam stark aufgewertet.
Tunnel ein wesentlicher Punkt
Insbesondere die Planung und Linienführung des Tunnels auf Sulzer Gemarkung sehe die Stadt Sulz als wesentlichen Punkt der Planungen. Er betont auch: „Die Attraktivität der ‚kleineren Bahnhöfe‘ entlang der Gäubahn darf durch alle geplanten Maßnahmen nicht beeinträchtigt werden. Die Anbindung der Stadt Sulz an den Fernverkehr darf sich nicht verschlechtern.“
Zum aktuellen Projektstatus informiert die Deutsche Bahn online unter www.gaeubahn.de/abschnitt-sued. Dort ist in der Mediathek die Präsentation abrufbar. Anwohner und Interessierte können Fragen und Anregungen per E-Mail an gaeubahn@deutschebahn.com richten.