Dieser neue Doppelstock-IC soll ab 2017 rund um Stuttgart unterwegs sein Foto: Jan Reich

Die Strecke Stuttgart–Zürich ist seit Jahren ein Sorgenkind von Bahn und Politik. Nun haben das Land und der Schienenkonzern ein Konzept vorgestellt, das Besserung verspricht.

Stuttgart - Mehr als zehn Jahre lang konnten die Böblinger den Intercity-Zügen auf der Durchfahrt nur zuwinken, seit dem Fahrplanwechsel im Dezember halten sie wieder in Böblingen. Die nächste Stufe soll im Dezember 2015 zünden: Dann wird der Fahrplan um 30 Minuten verlegt, so dass die Fahrgäste sowohl in Stuttgart als auch in Zürich wieder besser Anschluss in Richtung Köln, Frankfurt, Berlin, Nürnberg oder München bekommen. Während die Fahrgäste, die umsteigen wollen, bisher oft mehr als eine halbe Stunde warten müssen, werden sie laut Berthold Huber, Vorstandsvorsitzender der Bahntochter DB Fernverkehr, künftig eine halbe Stunde einsparen.

Eine noch größere Verbesserung haben Huber und Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Böblingen für Dezember 2017 versprochen. Dann sollen die ICs im Stundentakt nach Zürich fahren und nicht mehr im stündlichen Wechsel mit den Interregio-Express-Zügen, die an viel mehr Bahnhöfen halten. Die Intercitys werden aber die Rolle übernehmen, alle zwei Stunden an den meisten kleineren Bahnhöfen wie Herrenberg, Gäufelden-Nebringen und Bondorf (alle Kreis Böblingen) zu halten, und die Fahrgäste können auf der gesamten Strecke bis Singen zum günstigeren Nahverkehrspreis einsteigen. Der schnellere IC wird wie bisher knapp drei Stunden von Stuttgart nach Zürich brauchen, der langsamere drei Stunden und acht Minuten. Bahn-Fernverkehrschef Huber gab auch bekannt, dass ab Dezember 2017 neue Züge auf der Gäubahn sowie zwischen Nürnberg, Stuttgart und Karlsruhe unterwegs sein werden. Die Bahn hat 17 neue und komfortable Doppelstockzüge im Wert von rund 280 Millionen Euro beim Hersteller Bombardier bestellt. Die ersten 27 Züge des sogenannten IC Dosto sollen 2015 in Norddeutschland unterwegs sein.

Minister Hermann machte deutlich, dass das Land nicht länger alles auf den Ausbau der sogenannten Gäubahn ankommen lassen wollte. Viele Jahre hatten die Beteiligten darauf gesetzt, dass der Bund die Strecke von einem auf zwei Gleise erweitert. Inzwischen geht es nur noch um drei Abschnitte, die ausgebaut werden sollen, damit sich Züge dort begegnen können. Außerdem geriet der Verkehr auf der Gäubahn ab 2008 ins Stocken, weil die Bahn bei den ICE-Neigezügen wegen technischer Probleme zunächst die Neigetechnik abschalten und 2010 vollends aus dem Verkehr ziehen musste. Damit brauchten die Züge wieder 15 Minuten länger, und der Fahrplan geriet durcheinander.

„Seitdem ist das Fahrgastaufkommen so zurückgegangen, dass man schon begonnen hat, den Fahrplan auszudünnen“, sagte Hermann. Die einzige Zahl, die eine Bahnsprecherin dazu nannte: Im Durchschnitt sitzen weniger als 150 Fahrgäste in einem Zug auf der Gäubahn. Drei Jahre gingen ins Land, und die Hoffnung auf die Rückkehr der Neigetechnik erfüllte sich nicht. Nun haben Hermann und Huber ein Paket geschnürt, von dem der Minister nicht sagen will, was es das Land kostet. Hermann nennt es „eine gute Interimslösung“ und betont, dass der Ausbau der drei Abschnitte mit zwei Gleisen und die Verkürzung auf eine Fahrzeit von zwei Stunden und 15 Minuten mittelfristig trotzdem Wirklichkeit werden soll.