Beim Thema Gäubahn verstärkt Michael Theurer den politischen Druck. Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion wirft Land und Bund eine Vertragsverletzung vor. Den geplanten Umsteigehalt für Gäubahnpassagiere in Vaihingen hält Theurer für "absolut inakzeptabel".
Horb - Als OB von Horb war Theurer langjährig Vorsitzender des kommunalen Interessenverbands Gäu-Neckar-Bodenseebahn. "In diesem Zusammenhang ist es uns gelungen, die internationale Schienenfernverkehrsverbindung Stuttgart-Singen-Zürich (-Mailand) in den Bundesverkehrswegeplan zu bringen."
Das Ziel bis heute: Durch verschiedene Doppelspurinseln zwischen Horb und Singen soll die durch die Demontage des 2. Gleises während der französischen Besatzung entstandene Verspätungsanfälligkeit beseitigt und dadurch sowohl Kapazität und Reisegeschwindigkeit der Strecke verbessert werden.
Pendler fürchten längere Fahrzeiten
Doch seit Monaten müssen Bahnanlieger, darunter viele Berufspendler nach Stuttgart, eine Verschlechterung befürchten: Längere Fahrzeiten, Umsteigen in Vaihingen, das alles im Zuge der Stuttgart-21-Planung.
Theurer befürchtet, dass ein weiter Teil des Landes von einem modernen Bahnverkehr abgeschnitten wird: "Über die ICE/IC-Verbindung auf der Gäu-Neckar-Bodenseebahn werden zirka zwei Millionen Einwohner im Süden Baden-Württembergs an die Region Stuttgart angebunden und über den Hbf. Stuttgart an das ICE-Netz angebunden.
Die Anbindung dieses wirtschaftsstarken Südens des Landes war stets integraler Bestandteil des Konzepts von Stuttgart 21. Es kann nicht sein, dass der gesamte Süden vom ICE-Knoten Stuttgart abgeschnitten wird."
Landes- und Bundesregierung sowie die Bahn haben die Anbindung des Südens Baden-Württembergs über eine umsteigefreie Verbindung über die Gäubahn zugesichert. "Dies war die Grundlage aller Vereinbarungen und auch die Ausgangslage bei der Volksabstimmung", argumentiert Theurer, der bekräftigt: "Als FDP-Landesvorsitzender und stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion fordere ich Bundes- und Landesregierung auf, zu diesen Vereinbarungen zu stehen. Eine jahrelange Unterbrechung der Strecke durch einen Umsteigehalt in Vaihingen macht die Strecke für den ICE/IC-Fernverkehr noch unattraktiver und ist absolut inakzeptabel."
Schweiz hat Maßnahmen längst umgesetzt
Während die Schweiz die im internationalen Vertrag mit Baden-Württemberg und Deutschland zugesicherten Maßnahmen längst umgesetzt hat, "hinkt die deutsche Seite mit der Umsetzung Jahrzehnte hinterher und nimmt eine Vertragsverletzung offenbar bewusst in Kauf", so Theurer weiter. Die Leidtragenden seien die Menschen und Unternehmen an der Strecke.
Der FDP-Politiker ist sich sicher: Eine ausgebaute Bahnstrecke, die den Raum Zürich und dem Süden des Landes mit umsteigefreien Fernverkehrszügen an die Flughafen/Messe sowie an den Hauptbahnhof Stuttgart anbindet, bietet große Entwickungschancen und steigert eindeutig die Attraktivität des ländlichen Raums.
"Die Reisezeiten zu anderen Zielen wie nach Frankfurt, zum Flughafen Frankfurt/Main, oder auch nach Berlin und München verkürzen sich dadurch erheblich, was die Strecke noch attraktiver macht", so Michael Theurer.
Er erinnert auch an die Gelder, die Kommunen schon bezahlt haben: "Die Städte und Landkreise entlang der Strecke sind erheblich in Vorleistung gegangen. So wurden die Planungskosten für die Doppelspurinseln aus den kommunalen Haushalten vorfinanziert. In vielen Städten wurde erheblich in die Aufwertung der Bahnknoten investiert, etwa in Horb mit Investitionen von über zwei Millionen Euro in ein Park & Ride-Parkhaus."