Ein Abbinden der Gäubahn hält FFR für einen "energie- und klimapolitischen Witz". Foto: Schulz

Ein Abklemmen der Gäubahn hält die politische Wählervereinigung Forum für Rottweil (FFR) für einen "energie- und klimapolitischen Witz".

Rottweil - Das Forum für Rottweil (FFR) stellt sich hinter den gemeinsame Protest der sieben Oberbürgermeister von Rottweil, Singen, Tuttlingen, Villingen-Schwenningen, Horb, Herrenberg und Böblingen gegen die geplante Abbindung der Gäubahn vom Stuttgarter Hauptbahnhof, solange die Trasse über den Flughafen nach Stuttgart nicht fertig gestellt ist. "In einer Zeit, da das Thema Mobilität jeden Tag mehr an Aktualität gewinnt, wäre es kontraproduktiv, die Gäubahn auf Jahre auf Eis zu legen", schreibt FFR in ihrer Pressemitteilung.

Über Jahre abgekoppelt

Der VCD-Landeschef Matthias Lieb hatte Anfang Mai geäußert: "Die Frage, ob man die Gäubahn als kleinste Lösung weiter über die Panoramabahn in Stuttgart eingleisig zum Hauptbahnhof fahren lässt, bleibt höchst aktuell." Sollte die Panoramastrecke geschlossen werden, könnten Bahnreisende ab Stuttgart-Vaihingen nur noch per S-Bahn nach Stuttgart fahren. Die Stadtoberen äußerten nun in einer gemeinsamen Presseerklärung die Befürchtung, dass dieses Provisorium über Jahre andauern könnte und damit die Attraktivität der Gäubahn massiv beschädige. Rottweil sieht sich zudem im Jahr der Landesgartenschau 2028 von Fernbahnverkehr und der Landeshauptstadt abgekoppelt.

"Die Zeche zahlen die Pendler"

"Wenn die Politik es mit der Stärkung des ÖPNV wirklich ernst meint, sollten die Verantwortlichen der Bahn und des Bundes die Vorschläge von Anrainerstädten, VCD sowie weiteren Verbänden und Vereinen nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern entsprechend handeln", fordert der ehemalige FFR-Stadtrat Michael Leibrecht. Es könne nicht sein, dass allein die Interessen der Stadt Stuttgart den Maßstab allen Handels bildeten. "Die Zeche zahlen die vielen Pendler, die täglich auf eine funktionierende Verbindung zwischen Stuttgart und Zürich angewiesen sind."

FFR-Stadträtin Elke Reichenbach verweist zudem auf die Schwächung des ländlichen Raums, der ohne attraktiven ÖPNV immer verstärkt auszubluten drohe. "Mit dem Abklemmen der Gäubahn wird eine zentrale Achse, ein Lebensnerv im südlichen Schienennetz, lahmgelegt", pflichtet FFRler Johannes Dürr bei, der als Unternehmensberater beruflich wie privat in Deutschland und der Schweiz vielfach per Bahn unterwegs ist. "Jedes Mal, wenn ich frühmorgens in Rottweil in die Bahn steige, sehe ich dort die große Zahl an Pendlern, die in Richtung Stuttgart oder Tuttlingen und Zürich unterwegs sind. Es ist doch ein energie- und klimapolitischer Witz, wenn aufgrund der Bausünde Stuttgart 21 über Jahre hinweg Pendler auf die Straße gezwungen werden und als Trostpflaster Tankgutscheine oder 9-Euro-Tickets ausgegeben werden."