Nach dem Abitur in Schorndorf ist der Zukunftswunsch endlich klarer. Die Schwäbin, die eigentlich in Berlin aufgewachsen ist, entscheidet sich gegen einen Selbstfindungstrip in der Ferne und für ein Lehramtsstudium in Tübingen. Dort trifft die junge Studentin Altbekannte und Konkurrenten zugleich: Auch viele der G8er drängt es unmittelbar nach dem Abi an die Universitäten, ihnen steckt noch immer der Leistungsdruck im Kopf, der dazu anspornt, einfach weiter zu rennen.
Die G8ler in Australien
Und wieder sind die Jüngeren scheinbar besser: Englisch sprechen sie betont akzentfrei und fließend – schließlich haben sie ihre Sprachkenntnisse innerhalb von drei Monaten mit einem Auslandsaufenthalt zwischen Abitur und Studienbeginn aufgebessert. Aber auch bei Manuela Aust wächst der Drang, doch ins Ausland zu gehen – am Ende wagt die Studentin im zehnten Semester die Reise nach Australien.
Als Au-pair hat sie dort trotz Kinderbetreuung viel Freizeit und trifft wieder auf G8er: Die hat es direkt nach dem Abi in die Welt verschlagen, aber zum ersten Mal fühlt sich Manuela Aust den deutlich Jüngeren überlegen. „Die hatten nicht viel Lebenserfahrung und konnten das gar nicht richtig begreifen“, sagt sie und lächelt in sich hinein. Für sie war die verspätete Auszeit ein Herzenswunsch, den sie trotz Bedenken aus dem Freundeskreis und der eigenen Familie verwirklicht hat.
„Meine Eltern haben immer gesagt: Du bist schon 25 und musst bald mal fertig werden, du studierst schon über fünf Jahre“, sagt Aust. Davon hat sich die Studentin nicht beeindrucken lassen. Sie weiß: „Ich bin nur einmal jung und habe nur jetzt Zeit, mein Leben zu genießen.“
Glückliche Berufswahl
Aust hat ihren eigenen Weg in der Heimat gefunden, die voreilige Auszeit in der Fremde, sagt sie, verschiebe nur die Entscheidungsfindung . Die angehende Lehrerin ist mit ihrer Berufswahl glücklich. Von G8 hält sie nicht viel. Das Abitur mit 17 überfordere viele, glaubt sie. „Man darf in diesem Alter nicht mal wählen gehen, soll aber über die eigene Zukunft entscheiden“, sagt sie. Durch den Vergleich von G8 mit ihrer Schulzeit ist der Studentin klar geworden: „Mit 17 wusste ich nicht, was ich später machen will. In der elften Klasse wusste das bei uns eigentlich niemand.“
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