Antikapitalisten in Hamburg: Nur gut, dass keiner einen einlädt, es besser zu machen Foto: dpa

Seit über einem Jahr fiebert die linke Szene dem G-20-Gipfel entgegen. Kein Wunder, meint unser Kommentator Rainer Wehaus, denn das Dagegensein ist für die Linken das Schönste.

Stuttgart - Im „Spiegel“ war kürzlich eine schöne Szene beschrieben: Der scheidende Bundestagsabgeordnete Jan van Aken (56) ist zu Gast beim Linken-Ortsverband Norderstedt und berichtet von den geplanten G-20-Protesten, die er mit organisiert. Alle sind von dem Linken angetan, und am Ende des Abends wird er gefragt, ob er nicht Bürgermeister von Norderstedt werden wolle. Doch van Aken winkt ab. Er sei gut im Dagensein, wird er zitiert, regieren könnten andere besser.

Flucht vor der Verantwortung

Ja, dass Regieren ist nicht so die Sache der Linken. Einer ihrer bekanntesten Vertreter, Gregor Gysi (69), brachte es im Laufe seines langen Politikerlebens gerade mal auf fünf Monate Amtszeit als Wirtschaftsminister von Berlin. Als Vorwürfe wegen Bonusmeilen gegen ihn erhoben wurden, schien er froh zu sein, schnell von seinem Amt zurück treten zu können. Auch Oskar Lafontaine flüchtete recht schnell aus dem Amt des Bundesfinanzministers. Opposition ist Mist? Nicht für einen echten Linken.

Klug daherreden

Bei Regierungstreffen wie dem G-20-Gipfel in Hamburg sind die Linken ganz in ihrem Element. Da kommt ein Trump, da kommt ein Erdogan – und liegt nicht ganz arg vieles auf dieser Welt im Argen? Da kann man wunderbar klug daher reden, es besser wissen. Nur gut, dass keiner einen einlädt, es besser zu machen.

Worum geht es eigentlich?

Das freilich ist alles noch harmlos im Vergleich zu den sogenannten Linksautonomen, die sich Gewalt auf die Fahnen geschrieben haben. Am Vorabend des Gipfels wollen sie unter dem Motto „Willkommen in der Hölle“ ihre Art des Protests ausleben. Man kann nur hoffen, dass dabei nicht Dinge passieren, die alles andere überschatten werden. Apropos. Weiß eigentlich irgend jemand, um was es beim G-20-Gipfel eigentlich geht?

rainer.wehaus@stuttgarter-nachrichten.de