Es gibt sie, die Fußgänger im Lauterbacher Benatweg. Allerdings hat sich der Gemeinderat gegen einen nur aufwendig herstellbaren Gehsteig ausgesprochen. Foto: Wegner

Soll die Gemeinde für rund 370.000 Euro einen Gehweg im Benatweg bauen, der dann doch nicht durchgängig wäre? Der Gemeinderat sagt mehrheitlich Nein.

Lauterbach - Hauptamtsleiter Andreas Kaupp erinnerte in der Ratssitzung am Montag an die im November im Rat vorgestellte circa 1,22 Millionen Euro teure Straßensanierungsmaßnahme "Wiesenwegle/Eichbusch/Benatweg/Imbrand". Dabei sei vereinbart worden, zu prüfen, ob entlang des Benatwegs ab der Einmündung Eichbusch bis in den Bereich Imbrand Gehwege angelegt werden könnten und welche zusätzliche Kosten anfielen.

Immense Kosten

Laut Reinhard Seibold vom Ingenieurbüro Gfrörer sei es äußerst schwierig, einen durchgängigen Gehweg anzulegen – egal auf welcher Straßenseite. Teilweise stünden Mauern und Stützmauern im Weg, teilweise müsse stark in den Hang eingegriffen werden, wodurch enormer Felsabtrag und Grunderwerb erforderlich wären. Eine erste Kostenschätzung liege bei circa 370.000 Euro, so der Planer. Bürgermeister Norbert Swoboda erklärte, die Verwaltung habe sich die Situation vor Ort angesehen. "Wir haben ein Interesse an einem Gehweg, um die Sicherheit der Fußgänger zu verbessern. Weil wir aber keinen durchgängigen Fußweg hinbekommen, wird es weiterhin Gefahrenstellen geben. Besonders im Bereich des Schießstands, wo man um die Kurve kommt. Wir haben in der Gemeinde auch in anderen Straßen keinen Gehweg. Aus Sicht des Kosten-Nutzen-Verhältnisses macht es keinen Sinn. Das Geld dazu haben wir nicht und müssten es mit Krediten finanzieren. Wir haben jetzt schon eine Neuverschuldung im Haushalt drin und es ist fraglich, ob die Kommunalaufsicht da mitgeht. Ich befürchte auch, dass wir für diese Maßnahme keinen erhöhten Zuschuss bekommen werden", urteilte der Bürgermeister.

Kosten "erschlagen"

Stefan Weinmann erneuerte seine feste Absicht für den Bau eines Gehwegs, wenngleich er sich hinsichtlich der Kosten schwer tue. Dennoch sollte daran festgehalten werden. Ralf Schlögel gab zu bedenken, dass wenn in den Fels eingegriffen werde, Felssicherungen hinzukämen, die die Kosten weiter nach oben trieben. Doris Moosmann sagte, die Sicherheit der Fußgänger stehe bei ihr an erster Stelle. Sie wollte wissen, wie viel ein circa 100 Meter langes Teilstück im oberen Bereich des Benatwegs kosten würde. Dort wohne ein Großteil der Anlieger. Planer Seibold sprach von knapp 1000 Euro pro laufendem Meter. Sonja Rajsp räumte ein, die Zahlen hätten sie erschlagen. Je schmaler und steiler der Weg, desto gefährlicher werde er für Kinder. Traurig sei, dass genau an den gefährlichen Stellen kein Gehweg möglich sei. Sie forderte einen guten Kompromiss.

Parkstreifen am Sportplatz

Ansgar Fehrenbacher verwies auf eine "Entscheidung für die nächsten 40 Jahre". Das müsse gut überlegt werden. Klartext rede Erich Fehrenbacher: "Ich bin für den Gehweg, aber nicht für diese Summe. Wenn er gebaut wird, muss in diesem Zusammenhang auch die Wasserleitung auf die andere Seite verlegt werden. Man könnte eine Markierung für Fußgänger auf die Fahrbahn anbringen. So etwas respektieren die Autofahrer." Mit jeweils deutlicher Mehrheit von neun Nein-Stimmen wurden die Anträge von Weinmann – durchgehender Gehweg und Gehweg in Teilbereiche mit Fahrbahnmarkierung – abgelehnt. Einstimmig votierten die Räte, auf einen seitlichen Parkstreifen im Bereich Eichbusch zu verzichten. Dort wäre die Herstellung von fünf bis sechs Stellplätzen möglich, allerdings kosteten diese rund 67 000 Euro. Der Vorschlag der Verwaltung, beim Sportplatz einen Parkstreifen mit sieben Stellplätzen für rund 83 000 Euro anzulegen, damit künftig nicht mehr auf dem Gehweg geparkt wird, wurde dagegen mit zehn Ja- und zwei Neinstimmen bei einer Enthaltung mehrheitlich befürwortet.

Kommentar: Anderer Weg

Von Stephan Wegner

Eng, enger Benatweg. Eine der schmälsten Straßen des Orts mit einem Gehweg versehen? Die Idee war eigentlich nicht ganz falsch. Denn Autofahrer, die nach der Steilstrecke um die Kurve kommen, sehen Fußgänger erst ziemlich spät. Doch ein aufwendiger, teurer Gehsteig ist für das chronisch klamme Lauterbach nicht der beste Weg, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Auch eine Einbahnstraße ist, wenn man an rutschige Winterzeiten denkt, keine Option, zumal sich Fußgänger und Autofahrer weiterhin die Straße teilen. Entschärft werden könnte die Situation über einen verkehrsberuhigten Bereich. Dort sind alle Verkehrsteilnehmer Partner, und Autos dürfen nur mit Schrittgeschwindigkeit fahren. Wem dafür der Benatweg zu lang erscheint, kann ja immer noch an geeigneter Stelle zwischendurch ein Trottoir bauen, um Tempo 30 zu ermöglichen.