Ein klares "Ja" für den Fußballbezirk Böblingen/Calw in den bisherigen Strukutren: Die Vertreter der Vereine möchten ihren Bezirk nicht ohne Gegenwehr aufgeben und wollen ihr Anliegen beim Württembergischen Fußballverband vorbringen. Foto: Kraushaar

Die "Totengräber" des Fußballbezirks Böblingen/ Calw müssen sich warm anziehen. Selten hat man solch eine Einigkeit gesehen, wie beim Staffeltag am Donnerstagabend in Möttlingen.

Was die Strukturreform des Württembergischen Fußballverbands (WFV) angeht, ist es fünf vor zwölf, wenn die Vereine oder Bezirke noch etwas erreichen möchten.

Konfrontation oder Dialog, beides ist möglich. "Es ist fünf vor zwölf. Die Vereine müssen sich jetzt wehren." Die Worte des neuen Ehrenvorsitzenden des Bezirks, Richard Armbruster, schlugen sich in einer Unterschriftenaktion nieder. Als letzter Ausweg käme ein Wechsel in den Badischen Fußballverband in betracht.

Nach zwei abgebrochenen Runden ist der Frust bei den Fußballern im Bezirk Böblingen/Calw groß. Bezirksvorsitzender Roland Ungericht aus Rotfelden spricht von zwei verlorenen Jahren.

"Darum ist es ganz wichtig, dass die kommende Runde gespielt wird – sonst gute Nacht", pflichtete ihm Amtsvorgänger Richard Armbruster bei. Der Bondorfer ging vor seiner Verabschiedung kurz auf die 56-jährige Geschichte des Fußballbezirks ein. Die Chemie habe von Beginn an gepasst, der Bezirk sei harmonisch zusammengewachsen und heute gut aufgestellt. 21 Jahre hatte Richard Armbruster dessen Geschicke geleitet, im Frühjahr 2021 hatte er die Führung im virtuellen Bezirkstag an Roland Ungericht weitergegeben.

"Das ist wie eine Rote Wurst auf dem Sportplatz ohne Senf"

Zu Videokonferenzen hat Richard Armbruster inzwischen einen gespaltenen Bezug. "Das ist wie eine Rote Wurst auf dem Sportplatz ohne Senf", so der engagierte Funktionär. Wie sehr sein Herz am Fußballbezirk Böblingen/Calw hängt, wurde an seinen Ausführungen zur Strukturreform hörbar. Er stufte die Regionalversammlungen aufgrund der eher geringen Resonanzen als nicht aussagekräftig ein und kritisierte die von einer Kommission ausgearbeitete 1-4-12-Regelung (eine Verbandsliga, vier Landesligen, zwölf Bezirksligen), an deren Ende der Fußballbezirk Böblingen/Calw zerrissen würde.

Sollte die Reform so kommen wie vom Verband vorgeschlagen, müssten sich die Böblinger Vereine künftig Richtung Stuttgart orientieren, die Calwer Vereine würden eine sportliche Einheit mit den Vereinen des jetzigen Bezirks Nördlicher Schwarzwald bilden.

Eine Entscheidung soll bei einem außerordentlichen Verbandstag am 22. März 2022 fallen. "Sie als Vereinsvertreter müssen aktiv werden. Sie müssen sich positionieren und argumentieren, sonst fährt der SV Deckenpfronn zukünftig nach Zuffenhausen", fand Richard Armbruster deutliche Worte. Er kritisierte die Salamitaktik in den WFV-Hinterzimmern. Aber: "Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen."

Auswirkungen der Pandemie abwarten

Eine Strukturreform sei angesichts von schwindenden Zahlen beim Nachwuchs notwendig, aber Roland Ungericht plädierte wie sein Vorgänger für die 1-3-9-Regelung (eine Verbandsliga, drei Landesligen, neun Bezirksligen) bei der die Vereine des Bezirks Nördlicher Schwarzwald zum Bezirk Böblingen/Calw kommen würden. "Wir sind ein gut funktionierender Bezirk mit 160 Mannschaften. Der sollte nicht geteilt werden", legte sich Roland Ungericht fest.

Roland Ungericht plädierte dafür, die Erfahrungen aus dem Jugendspielbetrieb (läuft im 1-3-9-System) abzuwarten und eine Entscheidung auf 2024 zu verschieben. Hier liegt bereits ein Antrag vor. Die Zahl der Unterstützer wächst stetig. Unter den vielen Wortmeldungen und Argumenten wie weite Anfahrten, Probleme nach Stuttgart zu kommen, kaum noch Chancen auf Spiele unter der Woche und gewachsene Bindungen zerreißen brachte Danny Wohlgemuth vom TSV Möttlingen die ganze Geschichte auf den Punkt: "Die Entscheidung der Kommission ist aus meiner Sicht nicht mehr tragfähig. Alles wurde vor Corona geplant. Wir sollten jetzt erst einmal die ganzen Auswirkungen der Pandemie abwarten."

Eine von Werner "Charly" Mann vom VfL Stammheim angeregte Probeabstimmung fiel ohne Gegenstimme pro Erhalt des Fußballbezirks Böblingen/Calw aus. In einer von Roland Ungericht vorbereiteten Unterschriftsaktion wurde das mögliche 1-4-12-System abgelehnt und eine Verschiebung der Abstimmung auf Verbandsebene auf 2024 gefordert. Vereine, die beim Staffeltag in Möttlingen nicht anwesend waren, können ihre Position noch schriftlich nachreichen.