Gruppe H: Marc Wilmots peilt mit Belgien auch gegen Russland einen Sieg an. Sorgen um Vincent Kompany.

Belgien hält den Atem an. Vor dem zweiten WM-Spiel der Roten Teufel gegen Russland musste ausgerechnet Kapitän Vincent Kompany aufgrund von Leistenproblemen eine zweitägige Pause einlegen.

Doch Coach Marc Wilmots gab am Freitag auf einer Pressekonferenz im Trainingszentrum der Nationalmannschaft in Mogi das Cruzes Entwarnung. "Es ist eine Überlastung. Heute arbeitet er individuell mit Physiotherapeut Lieven Maesschalck. Am Samstag soll er wieder normal mit der Mannschaft trainieren", sagte Wilmots.

Bis zuletzt hatte der Ex-Schalker vor dem Duell mit Startrainer Fabio Capello und dessen Russen ein Geheimnis um den Gesundheitszustand des Abwehrchefs gemacht. Vor der Partie am Sonntag (18.00 Uhr/MESZ) im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro drohte er sogar, ein Interview abzubrechen, falls weitere Fragen nach Kompany gestellt werden sollten. Am Freitag sagte er dann, er habe den Kicker von Manchester City bloß aus dem Training genommen, um kein Risiko einzugehen.

Anführer Kompany ist dafür bekannt, dass er auf die Zähne beißt. In der WM-Qualifikation gegen Serbien spielte er mit einer gebrochenen Nase. Sollte er wider Erwarten dennoch nicht rechtzeitig fit werden, würde Arsenal-Verteidiger Thomas Vermaelen neben Daniel van Buyten in die Innenverteidigung rücken. Es wäre ein herber Rückschlag. Kompany, der 28 Jahre alte Profi vom englischen Meister, der wegen seiner Verletzungsanfälligkeit beim Hamburger SV einst den Beinamen "Der Mann aus Glas" trug, ist nicht gleichwertig zu ersetzen.

Belgien und Russland sind nach zwölf Jahren zum ersten Mal wieder bei einer WM dabei. 2002 trafen sie in Japan und Südkorea im letzten Gruppenspiel aufeinander. Belgien siegte nach einem Wilmots-Treffer 3:2 und zog ins Achtelfinale ein, die Sbornaja schied damals aus. Diesmal würde Belgien nach dem Auftaktsieg gegen Algerien ein weiterer Erfolg bereits in die nächste Runde bringen. Russland steht nach dem 1:1 gegen Südkorea schon unter Druck. Interessant: Capello nominierte für seinen Kader ausschließlich Spieler aus der russischen Liga. Bei Belgien sind hingegen gerade mal drei Akteure im eigenen Land aktiv. Allein elf kicken in der englischen Premier League.

Auch die Trainer könnten unterschiedlicher kaum sein. Capello ist 68 Jahre alt. Er hat mit seinen Teams fast alles gewonnen. Höhepunkt seiner Laufbahn als Vereinscoach war der Champions-League-Sieg mit dem AC Mailand 1993/94. Der 23 Jahre jüngere Wilmots konnte vor seinem Engagement als Nationalcoach der Roten Teufel kaum Erfahrung als "Chef" sammeln. Die Qualifikation für das Endturnier ist sein bislang größter Erfolg. Er soll für seine Dienste beim Verband pro Jahr 600 000 Euro verdienen, Capello laut "Daily Mail" rund acht Millionen Euro. Beide haben einen Vertrag bis 2018.

Wilmots’ Mannschaft geht gegen die Russen als Favorit in die Partie. "Der Gegner hat viel Erfahrung. Wir müssen auch gegen sie das Spiel machen. Wir werden unsere Philosophie nicht verändern. Verlieren steht nicht in unserem Wörterbuch", machte der belgische Coach klar.