Halbfinale: Beim 7:1 gegen Brasilien gelingt das 16. WM-Tor.

Nach dem nächsten Rekordtor nahm Miroslav Klose seinen Sturmpartner Thomas Müller besonders gerne in den Arm.

Mit 16 WM-Toren alleiniger Weltmeisterschafts-Bester, die 2:0-Führung im Halbfinale gegen Brasilien geschossen und auf dem Weg zum ersehnten Turniertriumph – eine so schöne letzte WM hatte Klose nicht erwarten dürfen.

Nach Zuspiel von Toni Kroos hatte Müller fein auf Klose abgelegt, und der 36-Jährige schloss im zweiten Versuch ab. Ausgerechnet in der Heimat des Brasilianers Ronaldo, der am Mikrofon mit Hemd und Krawatte bekleidet nicht gerade fröhlich wirkte, krönte sich Klose zur alleinigen Nummer 1 des weltweiten Fußball-Spektakels. "Ich bin ein Stürmer – und Stürmer wollen Tore erzielen. Und natürlich will ich diese Liste so lange wie möglich anführen", sagte Klose, für den der alleinige Spitzenrang das erklärte "Ziel" war.

Müller bereitete durch die schöne Vorarbeit nicht nur den Weg für Klose (23. Minute) beim Rekordtor, sondern sorgte auch für den ersten Schritt des Triumphmarsches ins WM-Finale im Fußball-Heiligtum Maracanã. Sein zehntes Weltmeisterschaftstor (11.) und das fünfte bei diesem Turnier war der erste schwere Wirkungstreffer am Dienstag beim 7:1 (5:0) in Belo Horizonte gegen die Seleção.

Eckball Kroos – und dann stand Müller mutterseelenallein vor Torhüter Júlio César. Der WM-Torschützenkönig von 2010 ballerte sich mit seinem fünften Turniertor wieder ein Stück weiter nach vorne in der aktuellen Bestenliste, die Kolumbiens Sunnyboy James Rodríguez mit sechs Treffern anführt. Das Tor Müllers war gleichzeitig das 2000. in der deutschen Länderspielgeschichte.

Gemeinsam feierten die beiden deutschen Stürmerstars schon zur Pause, als Lukas Podolski seinem polnischen Kumpel Klose noch einmal ganz herzlich gratulierte. Bald aber wird der 24-jährige Müller den Team-Oldie Klose jagen. "Wer Thomas sieht und tagtäglich erlebt, der merkt, welche Fähigkeiten er hat. Ohne Frage – Thomas hat das Zeug dazu", erklärte Klose kürzlich mit Blick auf seinen Rekord. "Es gehört aber sehr viel dazu, bei Weltmeisterschaften so erfolgreich zu sein, auch Glück. Vor allem das Glück, bei den Turnieren immer fit zu sein."

Müller ist auf einem bemerkenswerten Weg, aber ob er ein so herausragender WM-Angreifer wie Klose wird? Der Angreifer von Lazio Rom ist der erste Profi der WM-Geschichte, der in vier Halbfinals zum Einsatz gekommen ist. Schon 2002 war er in Seoul beim 1:0 gegen Südkorea dabei, danach folgten zwei Niederlagen gegen Italien (2006) und Spanien (2010). Jetzt steht das zweite Finale für Klose an, der bei seiner Auswechslung in der 58. Minute von der deutschen Fangruppe lautstark gefeiert wurde. Der Team-Oldie winkte ins Publikum und nahm dann zufrieden auf der Bank Platz.

Der Treffer im Estádio Mineirao war das insgesamt 71. Länderspieltor für Klose. Er hält die deutsche Bestmarke vor Gerd Müller (68 Treffer). Gerd Müller hatte die langjährige Rekordmarke mit seinem letzten Treffer zum deutschen WM-Titelgewinn 1974 in München gegen die Niederlande aufgestellt. Der "Bomber der Nation" benötigte dafür nur 62 Länderspiele, für Klose war es am Dienstag Spiel 136. Bei einer WM lief er 23 Mal auf und ist die Nummer zwei hinter Rekordmann Lothar Matthäus (25 Einsätze), den er in Brasilien nicht mehr einholen kann.

Das kann Müller vielleicht eines Tages schaffen, erst einmal darf der Bayern-Profi aber zum ersten Mal in einem Weltmeisterschafts-Endspiel ran. Dort könnte er als erster Torjäger der WM-Historie die Torjägerkrone verteidigen. Drei Torschützenkönige nacheinander aus einem Land – 2006 beim Sommermärchen in Deutschland war Klose Branchenbester – gab es auch noch nie. "Im Endeffekt ist das eine Sache, die läuft so mit beim Vorhaben, erfolgreich Fußball zu spielen", bekundete Müller.