Beim Schwarzwälder Boten wird fleißig ausgewertet: Peter Flaig, Leiter der Sportredaktion (links) und Chefredakteur Hans-Peter Schreijäg analysieren die Tipps der einzelnen Mitarbeiter. Foto: (skue)

Nicht nur beim Schwarzwälder Boten wird fleißig getippt und über künftigen Weltmeister diskutiert. Ein Überblick

Oberndorf/Kreis Calw - Während der Fußball-WM kochen die Emotionen hoch. Nicht nur zu Hause vor dem Fernseher oder in den Biergärten vor den Leinwänden, sondern auch am Arbeitsplatz. In der Kantine wird über den künftigen Weltmeister diskutiert, Spiele werden analysiert und es wird über "Jogis Jungs" sowohl gewettert als auch gejubelt. Und, vor allem: Es wird getippt.

Unternehmen haben oftmals hausinterne WM-Tippspiele organisiert, bei der es alles zu gewinnen - oder zu verlieren gibt. Auch beim Schwarzwälder Boten wird getippt. "Diesmal sind mit 77 Teilnehmern so viele dabei wie noch nie", erzählt Peter Flaig, Leiter der Sportredaktion. Das Ganze sei allerdings ein enormer planerischer Aufwand. "Zuerst einmal muss man alle Leute zusammenbekommen, dann natürlich das Geld einsammeln und zum Schluss noch die Ergebnisse auswerten." Letzteres wird beim Schwarzwälder Boten noch in Handarbeit gemacht: Peter Flaig hat sich die Tipps sämtlicher Mitarbeiter in einer Tabelle notiert, in die er jeden Tag die neue Punktzahl einträgt. Fast täglich gibt's per E-Mail den aktuellen Zwischenstand - "das erhöht den Spaßfaktor".

Der Einsatz pro Mitarbeiter waren übrigens fünf Euro, doch wie wird am Ende ausgezahlt? "The Winner takes it all", so Flaig. Oder zumindest fast: "Der Allerletzte bekommt zum Trost seinen Einsatz zurück."

Wir haben uns bei großen Firmen in der Region umgehört, wie sie es mit WM-Tippspielen handhaben und ob dort schon die große Fußball-Euphorie ausgebrochen ist!

Kreis Calw

Ein firmenübergreifendes WM-Tippspiel gibt es bei Boysen Innovationstechnik in Altensteig nicht, war von Pressesprecher Martin Stuka zu erfahren. "Dafür aber gab's von Boysen für alle Boysianer einen WM-Turnierplaner", fährt er fort. Getippt wird bei Boysen teilweise abteilungsintern. Eine so große Begeisterung wie bei der WM in Brasilien vor vier Jahren konnte Stuka im Unternehmen bislang nicht ausmachen. "Aber je nachdem, wie das nächste Deutschland-Spiel ausgeht, wird sich das noch ändern."

Firmenübergreifend wird auch bei Wagon Automotive in Nagold nicht getippt. Allerdings "sicherlich was in den einzelnen Fertigungsbereichen", vermutet eine Mitarbeiterin auf Nachfrage. Das Anlaufen neuer Projekte und die dadurch bedingte Mehrarbeit gäben zudem aktuell kaum Raum für große Fußball-Euphorie. "Was allerdings nicht negativ zu verstehen ist: Wir sind ein tolles Team, das gemeinsam Dinge vorantreibt."

"Bei der WM vor vier Jahren hatten wir tatsächlich ein Tippspiel", erinnert sich Peter Courtin von der Firma Häfele in Nagold. Diesmal hat er allerdings noch von keinem gehört. Bei der letzten WM gehörte das Unternehmen auch zu den Sponsoren des damaligen Public Viewings am Nagolder Anker-Beach - "da hat man bei den Spielen regelmäßig Mitarbeiter angetroffen." Die Freude an der WM sei bislang verhalten, findet er. "Aber die Begeisterung wächst vermutlich mit dem Vorankommen der deutschen Mannschaft." Immerhin: Die Betriebssportgruppe, die sich eigentlich mittwochs trifft, frage derzeit unter den Mitarbeitern herum, ob ein Sporttreffen zum Termin des dritten Gruppenspiels überhaupt Sinn mache.

Abteilungsintern wird bei der Robert Seuffer GmbH & Co. KG in Calw getippt, nicht aber im ganz großen Stil. Auch dort ist die Begeisterung bislang verhalten. "Ein paar Fähnchen hängen am Auto, aber gesprochen wird hier kaum über die WM", erzählt Sylvia Fricker auf Nachfrage von schwarzwaelder-bote.de. Auch sie macht diese Entwicklung vom Abschneiden der deutschen Mannschaft abhängig.

Kreis Freudenstadt

Bei der Firma SACS in Empfingen wird das Tippspiel von einem Mitarbeiter organisiert. Allerdings nehmen daran bislang nur knapp 20 von insgesamt ca. 180 Mitarbeitern teil. Die Firma selbst veranstaltet ein Public Viewing zum Spiel der deutschen Nationalelf gegen Südkorea am 27. Juni: Ab 16 Uhr darf das Spiel gemeinsam mit den Kollegen geschaut werden.

Ebenfalls kein offizielles Firmentippspiel gibt es bei der Firma Homag in Schopfloch, dafür organisieren die Abteilungen aber private Tipprunden. Bei der letzten Fußball-WM konnten die Mitarbeiter die Spiele der deutschen Mannschaft allesamt in der Kantine verfolgen. In diesem Jahr jedoch liegen zumindest die Vorrundenspiele nach Angaben einer Pressesprecherin dafür zu ungünstig. Wenn Deutschland die Gruppenphase überstanden hat,  werden aber eventuell die Spiele aus der K.O.-Runde wieder dort zu sehen sein.

Auch bei der Firma Schmalz in Glatten laufen abteilungsinterne Fußball-Tippspiele. Die Marketingabteilung beispielsweise nutzt dafür die Kick-Tipp-App: Zwei Punkte gibt es für die richtige Tendenz, drei für die richtige Tordifferenz und vier Punkte für das richtige Ergebnis. Der Einsatz beträgt fünf Euro. Der Gewinner bekommt am Schluss den gesamten Topf, bringt aber zur Feier seines Sieges eine kleine Aufmerksamkeit für die Kollegen mit. Beim Firmenfest am 13. Juli, das in diesem Jahr unter dem Motto Fußball-WM stattfindet, treten die Abteilungen dann im großen "Menschen-Kicker" gegeneinander an.

Zollernalbkreis

Bei der Albstädter Groz-Beckert KG wird seitens des Konzerns kein WM-Tipp-Spiel organisiert. "Das ist reine Privatsache", sagt Birte Kleefisch von der Unternehmenskommunikation. Aber prinzipiell spreche natürlich nichts dagegen, wenn sich die Mitarbeiter in privaten Gruppen organisieren und während der Weltmeisterschaft um die Wette tippen.

Nicht oben, sondern unten wird das Tippspiel bei Bizerba organisiert. Die hauseigene Auszubildenden Firma des Unternehmens führt dieses Jahr das Tippspiel zur Fußball-Weltmeisterschaft durch. Dabei haben sich laut Alexander Burkhardt, Ausbildungsleiter bei Bizerba, knapp 100 Mitarbeiter beteiligt. Um teilzunehmen konnten Interessierte im Vorfeld Tippscheine für einen Euro kaufen. Das besondere: Nicht auf jedes Ergebnis wird getippt, sondern nur darauf wer den Titel letztlich holen wird. Die Favoriten seien laut Burkhardt, Deutschland, Spanien und Frankreich. Zu Gewinnen gibt es verschiedene Sachpreise.

Schwarzwald-Baar-Kreis

"Wir sind alle fußballbegeistert", berichtet Ilona Zimmermann, Pressesreferentin der Donaueschinger Fürstenberg-Brauerei. Es gebe im Unternehmen mehrere Tippspiele. Außerdem biete Fürstenberg seinen Gastronomie-Kunden ein Tippspiel-Aktions-Paket an, das diese dann wiederum für ihre Gäste nutzen könnten.

Auch bei Helios Ventilatoren in Schwenningen gibt es in den verschiedenen Abteilungen Tippspiele. Im Marketing etwa: Wer in der Tendenz richtig getippt hat, zahlt zehn Cent in einen Topf, wer falsch getippt hat, 30 Cent. Bei einem richtigen Tipp muss man nicht zahlen. Mit dem gesammelten Geld wolle die Marketing-Abteilung nach der WM dann gemeinsam etwas trinken gehen, so Pressereferentin Sandra Bechmann.

Mitgefiebert wird zudem in der Zahnrad- und Getriebetechnikfirma IMS Gear in Donaueschingen. "Es gibt im Kollegenkreis mehrere Tippspiele", berichtet Pressesprecher Thomas Schröter. Viele hätten sich beim ersten Deutschland-Spiel jedoch vertippt, erklärt Schröter. Am Montag sei die Stimmung doch ziemlich getrübt gewesen. "Aber wir lassen uns die Laune nicht verhageln", meint der Pressesprecher. Die Vorfreude auf das nächste Deutschland-Spiel sei groß.

Kreis Rottweil

Im Kreis Rottweil werden in den meisten großen Unternehmen keine WM-Tippspiele für die Mitarbeiter angeboten. Darunter sind die Uhrenfabrik Junghans in Schramberg, die Hugo Kern und Liebers GmbH in Schramberg und Hansgrohe in Schiltach. Wen das Fußballfieber gepackt hat und wer nicht auf ein Tipp-Spiel während der WM verzichten möchte, muss wohl privat eines organisieren.