Viertelfinale: Aber: "4 fantásticos" könnten im Halbfinale zu einem Duo schrumpfen. Wilmots: "ein gewöhnliches Team".

Lionel Messi stand auf dem Rasen in Brasília mit erhobenen Armen und dirigierte einen Chor von Zehntausenden glückseligen Fans.

Den ersten Einzug in ein WM-Halbfinale der argentinischen Fußball-Nationalmannschaft seit 1990 feierten die Spieler und Anhänger in Himmelblau und Weiß fast schon wie einen Titelgewinn. "Das erste Ziel ist erreicht. Jetzt wollen wir mehr", gab Messi nach dem 1:0 (1:0) im Viertelfinale gegen Belgien die Marschroute für die letzte Turnierwoche vor.

Ausgerechnet in der entscheidenden WM-Phase droht jedoch der Ausfall des neben Messi bislang besten Argentiniers: Achtelfinal-Matchwinner Ángel di María hat sich am rechten Oberschenkel verletzt. Medienberichten zufolge soll er sich einen Riss zugezogen haben, womit die WM für ihn bereits gelaufen wäre. Bestätigt ist das bislang nicht.

Ein Einsatz im Halbfinale gegen die Niederlande am kommenden Mittwoch erscheint aber höchst fraglich. "Ich hoffe, dass es nicht so schwerwiegend ist", sagte Trainer Alejandro Sabella mit sorgenvoller Miene: "Ángel ist einer unserer Schlüsselspieler."

Fällt di María auch noch aus und schafft es der verletzte Sergio Agüero nicht rechtzeitig zurück, bleibt von den "4 fantásticos" in Argentiniens wuchtiger Offensive nur noch ein Duo mit Messi und Siegtorschütze Gonzalo Higuaín für das kleine Revival des WM-Finales von 1978 übrig.

"Wenn Du Dir Argentinien anschaust, hast du di María und Messi", urteilte Belgiens Coach Marc Wilmots und fällte ein sicherlich diskussionswürdiges Urteil: "Es ist ein gewöhnliches Team." Zumindest in der Heimat von Messi & Co. dürften die kritischen Einschätzungen von "Wilmotski", der auch nicht geahndete Fouls von Messi monierte, kaum auf Verständnis stoßen. Viel zu groß war die Erleichterung nach der Schmach von 2010 gegen Deutschland (0:4), dem Viertelfinal-Aus 2006 gegen die DFB-Elf und erst recht dem Vorrunden-Debakel von 2002. Zum ersten Mal nach fast einem Vierteljahrhundert ist die "Albiceleste" nur noch einen Sieg von einem WM-Endspiel entfernt.

"Feiert! Weint! Schreit! 24 Jahre sind vergangen, und ein weiteres Mal ist Argentinien unter den vier Besten der Welt", schrieb "Olé". Einfach nur "riesig" fand es "La Nación". Dabei brillierte das Team keineswegs. Aber es steigerte sich. "Das war unsere beste Partie im Hinblick auf die Balance im Team und auf das Spiel, das wir aufgezogen haben", sagte Sabella. "Wir haben sehr intelligent gespielt", urteilte Mittelfeldchef Javier Mascherano. Intelligent, vor allem aber auch effektiv dank Gonzalo Higuaín. Nach dreineinhalb WM-Spielen in Brasilien kam der erste Treffer des Mittelstürmers in der achten Minute zur rechten Zeit.