Vor allem Xherdan Shaqiri (links) muss sich bei den Schweizern steigern – Honduras mit Angreifer Carlo Costly soll möglichst wenig Spielanteile bekommen. Foto: dpa

Gruppe E: Schweiz muss Honduras schlagen und auf französische Unterstützung hoffen.

Ottmar Hitzfeld steckt in einer verzwickten Lage. Der Fußball-Lehrer benötigt mit seinen Schweizern fremde Hilfe oder heute gegen Honduras (22 Uhr MESZ/ARD) ein kleines Fußball-Wunder.

Ohne französische Unterstützung droht dem deutschen Coach bei der Dschungel-Prüfung im feucht-heißen Manaus das traurige Ende einer großartigen Trainer-Laufbahn. Tapfer sagte der erfahrene Hitzfeld, der nach der WM in Rente geht: "Wir haben noch immer große Hoffnungen, uns für das Achtelfinale zu qualifizieren."

Die Konstellation ist kurios: Aus eigener Kraft kann Hitzfelds Mannschaft nach dem 2:5-Debakel gegen Frankreich das Achtelfinale der WM nur sicher erreichen, wenn sie Honduras mit sechs Toren Unterschied bezwingt. Umgekehrt könnte die Schweiz sogar bei einer Niederlage weiterkommen, wenn Ecuador klar gegen Frankreich verliert.

Aber davon will Hitzfeld nichts wissen und nicht darüber reden. "Weil wir gewinnen werden", sagte der 65-Jährige – und musste tatsächlich selber dabei lächeln, als er nachschob: "So einfach ist das." Tatsächlich ist die Lage kompliziert, nicht nur wegen der diversen Rechenspiele. Nach dem Debakel gegen Frankreich war Hitzfeld vor allem als Psychologe gefragt. "Die Mannschaft hat das Potenzial sich zu steigern", sagte der Coach, dem die Zerfallserscheinungen nicht verborgen geblieben waren. "Es geht nicht um den Einzelnen, sondern um die Mannschaft, um die Schweiz", betonte er: "Das werde ich auch der Mannschaft vermitteln!"

Die Spieler haben zumindest Besserung gelobt. "Unser Ziel ist es, Hitzfeld einen guten Abschluss zu bereiten", erklärte Blerim Dzemaili, der Valon Behrami im defensiven Mittelfeld ersetzen dürfte. In der Innenverteidigung fällt nach der Gesichtsverletzung von Steve von Bergen der wichtigste Mann aus. Hitzfeld muss daher zwangsweise auf das nicht perfekt eingespielte Duo Philippe Senderos und Johan Djourou setzen.

Notgedrungen redete der Meistertrainer von Borussia Dortmund und Bayern München seine Mannschaft vor dem letzten Gruppenspiel stark und wertete die späten Schweizer Treffer gegen Frankreich positiv. "Das war auch aus psychologischer Sicht wichtig für das Selbstvertrauen", hob er hervor: "Es spricht für den Charakter meiner Mannschaft, dass sie nie aufgibt."

Ein Problem für die Eidgenossen sind die hohen Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit in der Urwald-Stadt. "Honduras hat in Manaus sicher klimatische Vorteile, aber wir sind auch ganz gut vorbereitet", sagte Hitzfeld. Dabei war sein Team vor vier Jahren im klimatisch unproblematischen Bloemfontein schon mal an Honduras gescheitert.