Achtelfinale: Mexikos Trainer Miguel Herrera fühlt sich nach Aus verschaukelt.
Nur ein paar Minuten haben Mexiko zum großen Ziel gefehlt. Die "Tri" wollte bei der Fußball-WM "Geschichte schreiben", wie es Kapitän Rafael Márquez vor der brutalen 1:2-Niederlage im Achtelfinale gegen die Niederlande formuliert hatte. Erstmals seit der Heim-Weltmeisterschaft 1986 wollten die Mittelamerikaner wieder ins Viertelfinale vorstoßen. Aber dann vereitelten Wesley Sneijder (88. Minute) und Klaas Jan Huntelaar per Foulelfmeter (90.+4) den schon sicher geglaubten Triumph.
"Es ist nicht einfach, so heimzufahren. Das muss man erst mal verkraften, dass einem der Sieg so aus den Händen glitt", klagte der wieder überragende Keeper Guillermo Ochoa völlig konsterniert. Nach Giovani dos Santos’ Führung (48.) deutete vieles auf einen Coup hin. Mexiko war ganz dicht davor, den Vizeweltmeister nach Hause zu schicken.
"In ein paar Minuten zerplatzte der Traum", titelte das Fachblatt "Récord" in seiner Online-Ausgabe voller Mitgefühl. Einige Spieler sanken nach dem extremen, aber letztlich vergeblichen Kraftakt im Glutofen von Fortaleza körperlich und mental völlig ausgepumpt auf den Rasen. Verteidiger Miguel Layún flossen Tränen über das verschwitzte Gesicht. "Das war ein harter Schlag", urteilte der ebenfalls geschaffte Coach Miguel Herrera. "Ich bin stolz auf die Jungs. Das ist ein tolles Team. Wir haben eine große WM gespielt."
So oder so gehört Mexiko zu den positiven Überraschungen dieser WM. In der Gruppenphase trotzten die Latinos Brasilien ein 0:0 ab und belegten nach überzeugenden Siegen über Kroatien und Kamerun nur wegen des schlechteren Torverhältnisses den zweiten Platz hinter dem Titelfavoriten.
Auch gegen die Niederlande bestimmten sie lange das Geschehen. Die generell gute Vorstellung beeindruckte auch Präsident Enrique Peña Nieto. "Danke für die Hingabe und für das unermüdliche Kämpfen. Danke Trainer Miguel Herrera", teilte das Staatsoberhaupt per Twitter mit. "Euer Land wird nicht aufhören, an euch zu glauben."
Herreras verbaler Rundumschlag gegen die Referees trübte allerdings das positive Gesamtbild. "Die Schiedsrichter haben in drei von vier Spielen katastrophal gegen uns entschieden", schimpfte der Coach aufgebracht. Es sei ein Unding, dass ein Unparteiischer vom gleichen Kontinentalverband so eine wichtige Partie leite. "Der Schiedsrichter hat uns betrogen", kritisierte er den Elfmeterpfiff des Portugiesen Pedro Proença in der Nachspielzeit.