So entspannt kann sich Martin Braun derzeit nicht zurücklehnen. Foto: Eibner

Oberliga: Kickers-Sportdirektor Martin Braun vor Rückkehr an frühere Wirkungsstätte. Mit Interview

Sieben Jahre lang – von 2010 bis 2017 – kümmerte sich Martin Braun als Coach und Sportlicher Leiter um die Belange des FC 08 Villingen. Seit November 2017 ist der 50-Jährige Sportdirektor der Stuttgarter Kickers. Ausgerechnet an seiner früheren Wirkungsstätte könnte der frühere Bundesligist an diesem Samstag die Tabellenführung abgeben müssen. Und dies am viertletzten Spieltag der Oberliga-Saison.

Herr Braun, am Mittwoch kamen die Kickers gegen Ravensburg nach einem 1:4-Rückstand noch zu einem 4:4. War dies mit Blick auf den Aufstieg ein gewonnener Punkt?

Dass wir nach einem 0:3- und einem 1:4-Rückstand noch einmal zurückgekommen sind, zeugt von der Moral unserer Mannschaft. Man muss auch sehen, dass Ravensburg eine der besten Rückrundenmannschaften der Oberliga stellt. Dass die Ravensburger über viel Qualität verfügen, haben sie dann auch bei uns gezeigt. Sie haben aus fünf Chancen vier Tore gemacht, unsere Fehler ausgenutzt. Unter diesen Umständen kann ich am Ende mit dem Punkt leben. Erst am Ende der Runde wird man wissen, ob es ein gewonnener Punkt war.

Apropos Punkte. Fünf Zähler sprangen aus den vergangenen vier Spielen heraus. Zu wenig?

Auch dies wissen wir erst am Ende der Saison. Wir haben beim 0:1 gegen Backnang gut gespielt, aber unsere Chancen nicht verwertet. Und dann macht Backnang aus keiner Möglichkeit kurz vor Schluss das 1:0. Danach haben wir in Göppingen 0:0 gespielt und das Spitzenspiel in Freiberg nach einer sehr guten Leistung mit 1:0 gewonnen. Und nun gab es eben in einem Spiel, das ich so noch selten erlebt habe, ein 4:4 gegen Ravensburg. Wichtig ist jetzt, dass wir unsere Fehler wieder reduzieren und jede Aufgabe mit 100-prozentiger Konzentration angehen. Dann bin ich zuversichtlich, dass wir unser Ziel erreichen.

In diesem Fall würden die Kickers direkt in die Regionalliga aufsteigen. Was aber passiert, wenn es nicht mit dem Sprung in die vierthöchste Klasse klappt?

Das wäre natürlich für uns alle eine große Enttäuschung. Unser Präsident (Rainer Lorz, Anm. d. Red.) hat in diesen Tagen gesagt, dass wir zweigleisig, also auch für ein weiteres Jahr in der Oberliga, planen. Wir würden also auch einen zweiten Anlauf nehmen. Doch daran denken wir nicht, wir schauen nur auf das nächste Spiel.

Dieses steigt am Samstag in der Villinger MS Technologie-Arena. Mit welchen Gefühlen fahren Sie an Ihre frühere Wirkungsstätte?

Ganz klar – mit der Erwartung, dass wir beim FC 08 gewinnen. Wir wissen aber auch, dass dies nicht einfach wird. Wenn wir in Sachen Konzentration und Laufbereitschaft alles einbringen und dazu unsere Fehler, die wir zuletzt gemacht haben, minimieren, dann bin ich auch zuversichtlich, dass uns dies gelingt.

Danach warten auf die Kickers noch die Oberliga-Spiele gegen Spielberg, in Reutlingen und in Bissingen.

Für mich macht es in einer Endphase einer Saison keinen großen Unterschied, ob man im eigenen Stadion oder auf fremden Plätzen spielt. Außerdem gibt es in dieser Oberliga-Saison immer wieder Überraschungen. Wie gesagt – für uns geht es darum, sich immer optimal auf die aktuelle Aufgabe vorzubereiten. Alles andere bringt nichts.

Wobei es am 30. Mai zum großen Aufstiegs-Showdown beim aktuellen Tabellendritten aus Bissingen kommen könnte.

Dazu sage ich nichts, da ich nicht so weit denke. Für mich geht es jetzt einfach darum, dass die Mannschaft in Villingen eine sehr gute Leistung abliefert, ihr ganzes Potenzial abruft. 

Die Fragen stellte Gunter Wiedemann