Die Rote Karte sah Sascha Mauch vom FV 08 Rottweil in der 81. Minute nach einem Foul an Maik Schutzbach (VfL Mühlheim), was man seitens der Gastgeber für überzogen hielt. Foto: Schleeh

Bezirksliga Schwarzwald: FV 08 Rottweil bietet gegen Tabellenführer großartigen Einsatz. Vom Schiri ausgebremst?

Nachdem der VfL Mühlheim auch die Hürde beim FV 08 Rottweil übersprang, stellt sich die Frage: Wer soll den Spitzenreiter der Bezirksliga noch aufhalten? Der Vorsprung des Tabellenführers ist inzwischen auf 14 Punkte angewachsen.

Da müsste schon ein Erdbeben passieren, um die Dominanz des Teams vom "Ettenberg" noch zu erschüttern. Dabei wurde die Bezirksliga für diese Saison wesentlich ausgeglichener eingeschätzt, keiner Mannschaft ein Alleingang wie in 2016/17 zugetraut, als der SV Seedorf gewissermaßen einen „Start-Ziel-Sieg“ hinlegte. Genau das Gegenteil ist eingetroffen. Und das in noch beeindruckender Form. Ein Blick auf die Tabelle nach dem 14. Spieltag aus der Vorsaison zum Vergleich macht dies deutlich.

Vor einem Jahr stand der SV Seedorf mit einem Torverhältnis von 55:11 und 39 Punkten auf Platz eins. Kein so großer Unterschied zum aktuellen Tabellenführer der Bezirksliga. Die Mannschaft von VfL-Trainer Andreas Trost hat 40 Punkte eingefahren und dabei ein Torverhältnis von 60:11 erreicht. Beide Mannschaften holten damit das Optimum heraus.

Der Unterschied zwischen beiden Spielzeiten wird offensichtlich, wenn man die Rolle der Verfolger vergleicht. 2016/17 wie auch in 2017/18 reiht sich der FV Rottweil hinter dem Tabellenführer ein. Vor einem Jahr hatte der FV08 jedoch lediglich sechs Zähler Rückstand, aktuell sind es deren 14 Punkte. Derart den Konkurrenten enteilt, kann sich der VfL Mühlheim fast nur noch selbst schlagen. Denn wenn selbst ein starker Widersacher, wie ihn der FV Rottweil am vergangenen Samstag abgab, scheitert, steht der nächste Meister schon so gut wie fest. Mit 2:3 musste sich das Team von FV08-Trainer Uli Fischer dem VfL Mühlheim geschlagen geben. Dabei war es ein ungleiches Duell, in das Schiedsrichter Christian Cretnik aus Sicht der Gastgeber entscheidend eingriff.

Denn erst als es auf dem Spielfeld "Neun gegen Elf" stand, gelang es dem VfL Mühlheim, die drohende erste Niederlage noch abzuwenden und als Sieger vom Platz zu gehen. "Alle strittigen Entscheidungen hat der Schiedsrichter gegen uns ausgelegt", fasste es Marc Digeser vom FVR zusammen. Dazu gehörten zwei Platzverweise, die das Team von Coach Uli Fischer entscheidend schwächten. Dabei steckte der FV Rottweil die frühe Gelb-Rote Karte gegen Manuel Schnell nach 17 Minuten noch gut weg. Mit einem enormen läuferischen Aufwand ließen die Gastgeber den Tabellenführer kaum zu Entfaltung kommen, sondern drehten die Partie zur Pause in eine 2:1-Führung. Anerkennend zur Leistung des FV Rottweil meinte VfL-Coach Andy Probst: "Das war bis jetzt unser stärkster Gegner. Ich wäre da mit einem Unentschieden zufrieden gewesen. Nach der Roten Karte gegen Sascha Mauch in der Schlussphase wollten wir aber unbedingt die drei Punkte und gewinnen.“

Und auch dieser Platzverweis sorgte für reichliche Diskussionen, nachdem Mauch aus der eigenen Hälfte Maik Schutzbach verfolgte und den VfL-Akteur nach dem Mittelkreis zu Fall brachte. Es war weder ein brutales Foul noch die Vereitelung einer Torchance, verstand man beim FV Rottweil nicht, was den Unparteiischen Christian Cretnik "geritten" hatte, hier "Rot" zu zücken. Derart dezimiert kam es, wie es kommen musste. Eine grandiose Leistung der Fischer-Truppe fand keine Belohnung, da dem VfL Mühlheim noch der 3:2-Siegtreffer gelang. "Das war bitter, vor allem die Art und Weise. So wie meine Mannschaft gekämpft hat, hätte sie mindestens einen Punkt verdient gehabt", fasste Uli Fischer zusammen und sah sich und seine Mannschaft um den verdienten Lohn gebracht. "Der Schiedsrichter hatte da schon seine Aktien im Spiel." Der FV08-Trainer konnte einige Entscheidungen von Cretnik nicht nachvollziehen, der damit entscheidenden Einfluss auf den Ausgang der Partie nahm.

Als Manuel Schnell vom FV Rottweil in der 8. Minute einen Mitspieler etwas harsch anging, zückte der Schiedsrichter die Gelbe Karte. "Da geht es ja schon los, mein Spieler schreit den eigenen an, das war gar nicht für den Schiedsrichter gedacht und der gibt Gelb." Ebenso beurteilte Uli Fischer die Entstehung zum Elfmeter in der 17. Minute völlig anders. Wieder war Manuel Schnell beteiligt und das "Opfer". Für Fischer ebenso eine Fehlentscheidung. "Manuel traf den Ball, spielt ihn nach außen weg und dafür sieht er Gelb-Rot", war für den FVR-Trainer nicht nachvollziehbar, wie der Schiedsrichter den Zweikampf zwischen Schnell und VfL-Angreifer Maximilian Bell bewertet. Mit dem darauffolgenden Strafstoß hätte man im Rottweiler Lager noch leben können, während der Platzverweis nur für Unverständnis sorgte.

Nach ihrem großartigen Fight lagen oder standen die Spieler des FV Rottweil enttäuscht auf dem Platz, konnte ihr Trainer jedem Einzelnen nachfühlen, wie bitter diese Niederlage war. "Ich kann meinen Jungs keinen Vorwurf machen, sie haben überragend gekämpft, selbst als wir nur noch zu Neunt waren. Es ist einfach nur schade, dass wir dafür nicht mit einem Punkt rausgehen", so Uli Fischer. Trotz aller nicht zu beeinflussenden Handicaps fügte er an: "Nichts destotrotz war es eine gute Vorstellung meiner Mannschaft, sie hat als Team gut funktioniert. Dafür muss ich sie loben, auch wenn der Ausgang traurig und bitter für uns ist. Selbst in Unterzahl waren wir nicht schlechter als Mühlheim."

Ein Spiel, zwei Meinungen und Ansichten, wie es beim Fußball dazugehört, egal in welcher Liga. Die Situation zum Strafstoß in der 17. Minute bewertete Andy Probst, Trainer des VfL Mühlheim, völlig anders. "Das war schon ein richtiger Schlag, kommt der zu spät und erwischt unseren Spieler." Doch Probst zollte dem FV Rottweil auch Respekt für seinen engagierten Auftritt. "Man muss schon sagen, was die runtergeackert haben, das war schon Wahnsinn." Bisher sei der VfL Mühlheim von keinem anderen Gegner so gefordert worden.

Bei der anhaltenden Erfolgsserie der Truppe vom "Ettenberg" machte der VfL-Coach aber auch aus: "Man muss schon sagen, wir haben derzeit ein kleines Tief, auch vom Spielerischen, nachdem es schon die ganze Runde läuft. Und jetzt zum Schluss der Vorrunde kommen die Topmannschaften. Die wollen und da muss man sich dann schon beweisen", weiß Probst und fügt an: "Rottweil war der stärkste Gegner für uns in diesem Jahr. Auch wenn hart an der Grenze, aber sie haben uns läuferisch und kämpferisch alles abverlangt. Daher sind wir megaglücklich, dass wir die drei Punkte mitgenommen haben, auch wenn ein Unentschieden sicher gerecht gewesen wäre."