Der Videobeweis gerät nicht aus den Schlagzeilen. Foto: Calagan

Bundesliga: Chaos um neues technisches Hilfsmittel – nur der DFB verteidigt das Projekt noch. Mit Umfrage

Testbild statt Testphase: Der erste Trainer hat das Aus für den Videobeweis prophezeit, zahlreiche Fans fordern die Abschaffung, und dem Boss wird verbotene Einflussnahme vorgeworfen.

Das technische Hilfsmittel hat sein Ziel endgültig konterkariert – es gibt mehr anstatt weniger Diskussionen in der Fußball-Bundesliga. Seit dem Wochenende steht deshalb die Frage im Raum, ob der Versuchsballon vorzeitig platzt. "Der Videobeweis ist gut für den Fußball. Aber ich wage die Prognose, dass er zur Winterpause eingestampft wird", sagte Trainer Dieter Hecking von Borussia Mönchengladbach.

Anders sieht es die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). "Ich glaube nach wie vor mit ganzer Kraft an das Projekt, und wenn alle nochmal ihre Rollen klar definieren und sich dann daran halten, diese zu erfüllen, bin ich mir ziemlich sicher, dass das noch etwas sehr gutes im Fußball werden kann", äußerte DFB-Präsident Reinhard Grindel.

Woher der DFB-Boss seine Zuversicht bezieht, ist sein Geheimnis. Schließlich geht es in der öffentlichen Wahrnehmung bei den Schiedsrichtern unter dem Dach des Verbandes derzeit drunter und drüber. Erst der Zoff zwischen einigen Aktiven um Manuel Gräfe auf der einen sowie den Funktionären Hellmut Krug und Herbert Fandel auf der anderen Seite, der vor der Ethikkommission landete. Dann die intransparente Kurskorrektur bei den Vorgaben für die Video-Assistenten.

Und nun auch noch der Vorwurf der Bevorteilung von Schalke 04 durch Videobeweis-Chef Krug. Konkret geht es um Entscheidungen am 10. Spieltag während der Partie der Schalker gegen den VfL Wolfsburg (1:1). Laut der Bild am Sonntag habe Krug, der das Videobeweis-Projekt leitet, als Supervisor des Spiels den eigentlichen Video-Assistenten Marco Fritz zweimal bei Strafstoß-Entscheidungen zu Gunsten der Königsblauen überstimmt. Der Gelsenkirchener Krug bestreitet das allerdings vehement. "Wir sind als Supervisor nicht befugt, die Entscheidungen der Video-Assistenten zu beeinflussen oder sie gar zu überstimmen", sagte der 61-Jährige.

Ohnehin befinden sich die Schiedsrichter und die Verantwortlichen mittlerweile nur noch in der Defensive – das zeigen auch die Äußerungen nach den umstrittenen Entscheidungen vom Wochenende. "Ich glaube, dass wir in Köln die falschen Leute sitzen haben", äußerte Augsburgs Sportchef Stefan Reuter bei Sky mit Blick auf den Video-Kontrollraum in Köln. Nach dem Willen vieler Fans sollte das Kontrollzentrum ganz aufgelöst werden – so war es jedenfalls auf Transparenten in den Stadien zu lesen.