Reiner Scheu coacht die U19 des FC 08 Villingen. Foto: Marc Eich

Fußball: Coach der A-Junioren des FC 08 blickt gespannt auf Verbandstag. Corona-Pandemie lässt Aufstiegstraum platzen. 

Auch die Nachwuchstrainer des FC 08 Villingen blicken gespannt auf den 20. Juni, wenn auf dem virtuellen SBFV-Verbandstag die endgültigen Entscheidungen in Sachen Saison 2019/20 fallen. Die Verbandsgremien sprechen sich einhellig für die Beendigung der Runde zum 30. Juni 2020 aus. Dies würde bedeuten, dass die A-Junioren des FC 08 Villingen als Tabellenzweiter der Verbandsliga – zwei Punkte hinter dem Bahlinger SC – nicht in die Oberliga aufsteigen dürfen. Reiner Scheu, der Coach der Villinger U19, hat nicht nur dazu eine klare Meinung.

Herr Scheu, wären Sie der Delegierte des FC 08 am 20. Juni, würden Sie dem vorgesehenen Abbruch der Runde Ihre Ja-Stimme geben?

Diese Frage ist für mich gar nicht so einfach zu beantworten, weil ich – und wohl keiner – weiß, wann der Amateurfußball fortgesetzt wird. Angenommen, es darf erst wieder 2021 gespielt werden, wären mit diesem Abbruch quasi zwei Spielzeiten irregulär. In einem solchen Fall würde das Modell "Bayern" mehr Sinn machen. Kann allerdings ab September wieder regulär gespielt werden, sind der sofortige Abbruch und ein Neustart wohl die beste Lösung.

Einige Delegierte können sich aber wohl auch mit der Alternative "Fortsetzung der Saison über den 30. Juni 2020 hinaus" anfreunden. So machen es ja auch die Bayern. Was halten Sie von dieser Möglichkeit?

Wie gesagt – meines Erachtens ist entscheidend, wann der Fußball wieder als Wettbewerbssport rollen kann.

Zahlreiche Vertreter von Tabellenzweiten wollen am 20. Juni einen Antrag stellen, dass auch diese Mannschaften aufsteigen dürfen. Was halten Sie davon? Immerhin würden die A-Junioren des FC 08 dann in der kommenden Runde in der Oberliga spielen.

Bis jetzt gehen die Überlegungen ja in die Richtung, dass die jeweils Tabellenersten aufsteigen und keine Mannschaft absteigen muss. Das bedeutet, dass bis auf die unterste Liga alle Teilnehmerfelder größer werden. In der Oberliga sind dann zum Beispiel 20 Teams am Start. Ein zusätzlicher Aufstieg von Tabellenzweiten würde diesen Rahmen aber deutlich sprengen. Eine solche Regelung würde Absteiger erfordern. Davon will sich der Verband aber distanzieren, weil er dann rechtliche Einsprüche fürchtet. Für unsere A-Junioren wäre eine solche Regelung natürlich toll. Es wird sie aber nicht geben.

Stichwort Oberliga. Nicht nur Sie haben immer wieder betont, wie wichtig der Sprung in die höchste Klasse Baden-Württembergs für die 08-Nachwuchsteams wäre. Wie bitter wäre ein weiteres Jahr in der Verbandsliga?

Unser Ziel war es, endlich wieder einmal in die Oberliga aufzusteigen. Unseren Kontrahenten Bahlinger SC hätten wir im letzten Spiel dieser Saison im Friedengrund erwartet. Auf dieses Spiel haben wir in der Winter-Vorbereitung schon hingearbeitet. Schade, dass uns diese große Chance genommen wurde.

Sicher scheint dagegen, dass die U23 der Nullachter als Landesliga-Meister in die Verbandsliga aufsteigt. Was bedeutet dies für "Ihre" A-Junioren?

Von unseren bisherigen A-Junioren werden für die neue Saison sechs Spieler in die U23 übernommen. Es ist natürlich eine echte Herausforderung, im ersten Aktiven-Jahr gleich den Sprung in die Verbandsliga zu schaffen. Ich bin mal gespannt, wie sich die Jungs da verkaufen.

Die U23 der Nullachter spielt also wohl in der Verbandsliga, die Aktivenmannschaft unter dem neuen Trainer Marcel Yahyaijan in der Oberliga. Was erhoffen Sie sich durch diese neue Konstellation für den FC 08?

Zwischen der "Ersten", der U23 und den A-Junioren wird die Verzahnung noch deutlich enger werden. Mit Marcel und Marijan Tucakovic (Coach der U23, Anm. d. Red.) werde ich sehr eng zusammenarbeiten. Vielleicht taucht ja wieder einmal ein talentierter A-Junior überraschend in der Ersten auf.

Die Corona-Auflagen wurden ja etwas gelockert. Was können Sie derzeit im Training machen, wie oft finden Einheiten statt?

Der reguläre Trainingsbetrieb bei den Junioren läuft unter Einhaltung aller Corona-Regeln wieder nach den Pfingstferien an. Hierzu hat der FC 08 ein umfangreiches Hygiene-Konzept entworfen. Bis jetzt haben die Trainer ihre Trainingstage individuell geplant und in Kleingruppen trainiert. Im Moment stehen Übungen mit koordinativen und technischen Schwerpunkten im Mittelpunkt. Vieles andere ist in dieser Phase nicht erlaubt.

Und wie sieht derzeit der Kader aus, welche Veränderungen gibt es?

Natürlich gibt es nach einer Saison im Juniorenbereich allein wegen des Alters große Fluktuationen. Gut zehn Jungs wechseln in den Aktivenbereich, mehr als ein Dutzend Jungs rücken von den B-Junioren nach.

Allgemein werden in der neuen Saison 2020/21 größere Ligen erwartet. Könnte dies – gerade für die Nachwuchsfußballer – denn nicht auch große Probleme bedeuten?

Größere Probleme erkenne ich in dieser Sache nicht. Die Trainer müssen gegebenenfalls bei einer Häufung von Spielen ihr Training dosieren.

Die drei Profiligen setzen ja ohne Zuschauer die Runden fort. Könnten Sie sich so ein Modell auch für den Jugend- beziehungsweise Amateurfußball temporär vorstellen?

Meiner Meinung nach ist im Fußball-Amateurbereich ein solches Konzept nicht realisierbar. Wer sollte die Spiele bei den Amateuren isolieren? Da bräuchte jeder Heimklub ja eine Menge an Ordnern. Das wäre ja nicht zu stemmen. 

Die Fragen stellte Gunter Wiedemann.