Die Mannschaften in der Verbandsliga Südbaden leiden unter einem großen Termindruck. "Das ist härter als in der 2. Liga", steht Claudio Sukale, der Athletik-Trainer des FC 08, mit seiner Meinung nicht alleine da. Foto: Eibner

36 Spiele verlangen dem FC Villingen & Co. alles ab. Viele Verletzungen sind Folge des Mammutprogramms.

Noch nie hat die südbadische Verbandsliga so ein Programm durchgepeitscht. 19 Mannschaften stöhnen unter einem großen Termindruck. "Das ist härter als in der 2. Liga", steht Claudio Sukale, der Athletik-Trainer des FC 08, mit seiner Meinung nicht alleine da.

Der FC 08 Villingen hat – inklusive seiner Pokalspiele – in den vergangenen zehn Wochen 16 Pflichtpartien absolviert. Eine reguläre Trainingswoche – wie in diesen Tagen – ist in diesem Herbst zu einer Rarität geworden.

Hammerprogramm

Dabei wäre ein regelmäßiger Ablauf zwischen zwei Wochenend-Spielen so wichtig, wie auch Claudio Sukale betont. "Wenn wir diese vielen englischen Wochen haben, dann können unsere Spieler natürlich überwiegend nur regenerativ trainieren." Wie eine "normale" Woche bei den Villingern aussehen würde? Claudio Sukale erklärt es. "Wir würden dann am Montag im Training eine Mischung zwischen Belastung und aktiver Regeneration haben. Dienstags würden wir sehr intensiv trainieren. Für die Spieler sind die Sprungkraftübungen und die Stabilisationsprogramme als verletzungsvorbeugende Maßnahmen während einer Saison sehr wichtig. Nach dem trainingsfreien Mittwoch steht am Donnerstag die spieltaktische Vorbereitung für das kommende Spiel im Mittelpunkt. Freitags wäre das Abschlusstraining", beschreibt Claudio Sukale den Idealfall.

Reho mit Kreuzbandriss

Dieser trat aber im Frieden- grund seit Monaten kaum ein. Es passierten in den vergangenen Spielen schwere Verletzungen. Nach Damian Kaminski (unser großes Bild) und Manuel Stark hat sich nun auch Gian-Luca Reho einen Kreuzbandriss zugezogen. Die Kernspintomografie in Villingen bestätigte dies gestern. Gian-Luca Reho will aber positiv nach vorne schauen. "Ich werde nicht den Kopf in den Sand stecken, muss es schnell abhaken und nach vorne blicken."

Diese drei Kreuzband-Verletzungen will Claudio Sukale aber nicht gleich direkt in Zusammenhang mit einer Überbelastung bringen. "Ich möchte mich da nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen. Jeder Fall war situationsbedingt anders gelagert. Aber Fakt ist, dass wir eben unser sehr wichtiges Krafttraining an den Dienstagen aufgrund der notwendigen Dosierung in den englischen Wochen kaum noch durchführen konnten."

Waldkirch führt Tabelle an

Was für die sehr professionelle und akribische Arbeit der Trainer und Therapeuten beim FC 08 aber spricht, ist die Tatsache, dass es bisher erst zwei muskuläre Verletzungen (bei Tevfik Ceylan und Nedzad Plavci) gab.

Dies sieht bei anderen Teams in der Verbandsliga schon anders aus. Derzeit "führt" beispielsweise der FC Waldkirch die lange Liste der Teams bei den Verletzungen – überwiegend muskuläre Probleme – mit fünf Akteuren an.

72 Stunden Erholung

Englische Wochen mögen Claudio Sukale aufgrund von 19 Teams noch einleuchten, "aber zwei Spiele innerhalb von 48 Stunden – wie vor zwei Wochen – so etwas geht im Amateurfußball gar nicht. Ein Körper braucht nach einer Spielbelastung 72 Stunden Erholungszeit". Joachim Prielipp, langjähriger 08-Physiotherapeut, kann sich an so eine arbeitsintensive Saison nicht erinnern. "Noch nie haben wir Therapeuten – vorbeugend – so viel behandeln müssen. Sehr wichtig ist, dass wir ständig mit den Spielern – auch bei den kleinsten Beschwerden – im Austausch sind." Prielipp lobt den Trainerstab. "Jago Maric und sein Team dosieren die Belastung seit Wochen mit sehr viel Fingerspitzengefühl."

Scheu schaut genau hin

Auch Bad Dürrheims Trainer Reiner Scheu bezeichnet das Verbandsliga-Programm als "sehr grenzwertig im Amateurfußball. Wir Trainer müssen in den Einheiten genau hinschauen, ob ein Spieler müde geworden ist, lieber schicke ich diesen dann frühzeitig zur Massage. Wir können vom Glück sprechen, dass wir bei diesem Programm nicht noch mehr Verletzungen haben".

Info: Kreuzbandriss

Ein Kreuzbandriss im Kniegelenk zählt im Fußball zu einer der häufigsten Verletzungen. Eine sechsmonatige Pause – nach einer notwendigen Operation – ist die Regel. Aufgrund der immer höheren athletischen Belastungen – auch im Amateurfußball – hat sich die Zahl der Verletzungen in den vergangenen Jahren im Vergleich zu früher deutlich erhöht.

Wirken in einer Zweikampf-Aktion zum Beispiel große Kräfte auf das Knie – oder wird es zu stark verdreht oder gestreckt – dann kann es zu einem Kreuzbandriss kommen. Dieser sollte operiert werden, sonst kann es bei dem Sportler mit zunehmenden Alter zu einer starken Arthrose kommen. Die Symptome bei einem Kreuzbrandriss sind heftige Schmerzen, ein Knackgeräusch im Knie und auch ein "Verschiebe-Gefühl".

Manchmal kann sogar ein Kreuzbandriss auch zunächst unbemerkt bleiben. Nach der Operation spielt die Qualität des Aufbautrainings eine sehr wichtige Rolle für den Genesungsprozess. In den Bereichen Kraft und Koordination muss der verletzte Sportler in den Monaten der Reha umfangreich und akribisch arbeiten, sonst besteht auch die Gefahr eines erneuten Risses.