Da ist das Ding! 08-Spielführer Benjamin Barg stemmt den Pokal in die Höhe. Foto: Bartler-Team

Und wir haben den Pott: Nullachter bezwingen SV Oberachern im Finale verdient mit 5:3. Mit Kommentar und Video.

Finale: SV Oberachern – FC 08 Villingen 3:5 (0:2). Der FC Villingen hat mit einer starken Leistung und einer unglaublichen Moral das südbadische Pokal-Finale gegen den SV Oberachern nach einem verrückten Fußball-Krimi verdient mit 5:3 gewonnen.

In einem hochdramatischen und denkwürdigen Endspiel lagen die Nullachter vor 2500 Zuschauern im Offenburger Karl-Heitz-Stadion zur Pause mit 2:0 vorne. Im zweiten Durchgang drehte Oberachern die wahnsinnige Partie in eine 3:2-Führung, ehe die auch spielerisch überlegenen Villinger noch einmal zurückkamen und am Ende unter dem unbeschreiblichen Jubel ihrer 600 mitgereisten Fans mit 5:3 gewannen.

Eine Überraschung gab es bereits vor dem Anpfiff. Für den erkrankten Daniel Miletic stand Marijan Huljic in seinem Abschiedsspiel für die Villinger zwischen den Pfosten. Darüber hinaus ersetzten – wie erwartet – Daniel Wehrle und Alexander Sopelnik den rotgesperrten Gian-Luca Reho und den verletzten Tobias Weißhaar.

Der letzte Trumpf von Jago Maric sticht

Die in die Verbandsliga abgestiegenen Villinger starteten etwas nervös in die Begegnung. Glück hatten sie bereits in der 10. Minute, als Nico Huber nur den Pfosten traf. Doch umso länger die Partie bei hochsommerlichen Temperaturen ging, umso besser bekamen die Nullachter ihren Kontrahenten in den Griff. Nach dem ersten gefährlichen Konter parierte SVO-Keeper Christian Miesch in der 19. Minute gegen Damian Kaminski im Nachfassen. Eine Minute später rettete der Torwart erneut gegen Kaminski. Als jedoch in der 31. Minute Nedzad Plavci Kaminski auf die Reise schickte, vollendete der mit einem Schuss ins kurze Eck zum Villinger 1:0. Neun Minuten danach prallte eine Direktabnahme von Benedikt Haibt nur gegen die Latte. In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs konterten die Nullachter erneut über Kaminski. Dieses Mal bediente er Plavci maßgerecht. Dieser erhöhte ohne Mühe zum 2:0.

Wer dachte, dies wäre schon die Vorentscheidung, wurde nach der Pause schnell eines Besseren belehrt. In der 54. Minute besorgte Sinan Gülsoy aus 22 Metern mit einem fulminanten Schuss in den Winkel den Anschlusstreffer. Auf der anderen Seite konnten Haibt (55.), Kaminski (58.) und Plavci (63.) in aussichtsreicher Position nicht nachlegen. Deshalb war es fatal, dass Huljic in der 66. Minute eine harmlose Freistoßflanke des eingewechselten Andreas Weisgerber aus den Händen zum 2:2 ins Tor gleiten ließ. Kurz darauf verhinderte er mit einem Reflex aber einen Rückstand. Doch als erneut Weisgerber in der 72. Minute einen Freistoß zum 3:2 für Oberachern über die 08-Mauer zirkelte, schien das Finale zu kippen. Während der SVO zu diesem Zeitpunkt bereits vier Mal ausgewechselt hatte, schickte 08-Coach Jago Maric mit Müslüm Yelken seinen letzten Trumpf aufs Feld. Der Ex-Profi wirkte wie ein Mutmacher. Plötzlich ging noch einmal ein Ruck durch die erstaunlich frisch wirkenden Villinger. Alle Rückschläge aus der Saison schienen vergessen zu sein. Es wurde mit toller Moral weiter nach vorne gespielt.

Belohnung folgt in der 83. Minute

Die Belohnung folgte in der 83. Minute, als Haibt eine Plavci-Flanke zum 3:3 einköpfte. Oberachern schien geschockt, während Plavci (87.) im Anschluss an eine Ecke die Konfusion in der gegnerischen Abwehr sogar zum 4:3 nutzte. Endgültig zum Mann des Tages avancierte der 08-Stürmer in der 87. Minute. Von Stjepan Geng bedient, jagte er den Ball zum 5:3 in die Maschen, was die Villinger Fans auf den Rängen endgültig zum Toben brachte. Mit einem Reflex verhinderte Miesch gegen Yelken (90.+1) einen weiteren Gegentreffer.

Nach der Pokal-Übergabe durch SBFV-Präsident Thomas Schmidt gab es bei den überglücklichen Nullachtern natürlich kein Halten mehr. Schnell verteilt waren auch die Pokal-Sieger-T-Shirts.

Seite 2 : 08-Stimmen

Nedzad Plavci, dreifacher 08-Torschütze: "Es war mein erstes Pokal-Finale. Nach dem 3:2 habe ich gedacht, dass wir es nicht mehr schaffen. Dann kam aber Müslüm Yelken rein. Er hat mich wieder aufgebaut. Das habe ich mir zu Herzen genommen. Am Ende war es sensationell, dass wir noch 5:3 gewonnen haben. Ich tendiere dazu, beim FC 08 zu bleiben. Nachdem ich jetzt zum dritten Mal hier bin, habe ich keine große Lust, wieder nach einem Jahr zu gehen. Den DFB-Pokal will ich auch miterleben."

Martin Braun, Sportlicher Leiter des FC 08: "Das war eine sensationelle Leistung. Wir haben verdient gewonnen und jetzt auch durch den DFB-Pokal ein bisschen Geld, das uns gut tut. Da wünsche ich mir als Gegner meinen alten Verein 1. FC Köln – oder natürlich Bayern München."

Damian Kaminski, 08-Torschütze: "Es ist ein Wahnsinn. Jetzt wünsche ich mir im DFB-Pokal Bayern München."

Arasch Yahyaijan, Co-Trainer: "Hut ab vor der Mannschaft. Man hat gesehen, welchen Willen sie hat. Ich freue mich auch für Marijan Huljic, dass sein Fehler keine Folgen hatte, denn er ist ein guter Junge. Im DFB-Pokal wünsche ich mir Dortmund oder Schalke."

Benedikt Haibt, 08-Torschütze: "Wir haben immer an uns geglaubt und Moral bewiesen. Der Körper war kaputt, der Wille aber da."

Marijan Huljic, 08-Torwart: "Am Donnerstag habe ich erfahren, dass ich spiele. Es hat mich gefreut, zum Abschluss nach 15 Jahren beim FC 08 Villingen bei so einem Spiel dabei zu sein. Dass ich dann aber so einen Bock schieße, habe ich natürlich nicht gedacht. Das wäre ein unschöner Abschied gewesen."

Leo Grimm, Präsident des FC 08 Villingen: "Die Mannschaft hat in Offenburg gezeigt, dass sie Fußball spielen kann. Das gibt Hoffnung für die nächste Runde. Es war ganz wichtig, das DFB-Pokalspiel nach Villingen zu holen. Wir haben auch ideale Bedingungen für so etwas. In der ersten Runde wünsche ich mir eine schwächere Mannschaft. Danach darf es Dortmund oder Bayern München sein, nur nicht Cottbus."

Seite 3: Statistik

SV Oberachern: Miesch – Kopf (ab 57. Braun), Schwenk, Leberer, (ab 36. Jurjevic), C. Krebs (ab 57. Weisgerber) – Walica, Gallus, Petric (ab 57. Dörflinger), M. Krebs – Huber (ab 83. Decherf).

FC 08 Villingen : Huljic – Sopelnik (ab 76. Yelken), Ovuka, Barg, Serpa – Wehrle, Haibt, Geng, Ceylan – Kaminski, Plavci (ab 90.+1 Bruno).

Tore: 0:1 Kaminski (31.), 0:2 Plavci (45.+1), 1:2 Gülsoy (54.), 2:2 Weisgerber (66.), 3:2 Weisgerber (72.), 3:3 Haibt (83.), 3:4 Plavci (87.), 3:5 Plavci (89.).

Schiedsrichter: Steffen Fante (Liel).

Gelbe Karten: Weisgerber, Huber, Leberer, Jurjevic/Ovuka, Wehrle.

Zuschauer: 2500.

Kommentar: Wahnsinn

Von Gunther Wiedemann

Hut ab, FC 08! Die Villinger bewiesen eindrucksvoll, dass sie sich auch von Nackenschlägen nicht unterkriegen lassen. Wer innerhalb einer Woche den Abstieg aus der Oberliga zu verkraften hat, dann nach 2:0-Führung im SBFV-Pokal-Finale mit 2:3 in Rückstand gerät und schließlich Oberachern noch absolut verdient mit 5:3 schlägt, dem gebührt der größte Respekt. Bestens von Coach Jago Maric eingestellt, war der FC 08 einfach auch die spielerisch bessere Mannschaft in Offenburg. Der Lohn ist der Einzug in den DFB-Pokal. Mit den damit verbundenen Mindesteinnahmen in Höhe von rund 140  000 Euro gibt es sehr gute Voraussetzungen für das Unternehmen "sofortige Oberliga-Rückkehr". Tränen – Tore – Titel! Die Nullachter haben in wenigen Tagen also alles erlebt, was den Fußball so faszinierend macht. Oder eben – der FC 08 "Wahnsinn" Villingen!