Die Trainerkarriere von Nico Willig begann vor sechs Jahren bei der TSG Balingen. Foto: Eibner

Der VfB Stuttgart-Trainer spielte früher selbst beim Ergenzinger Pfingstturnier mit und findet das neue Konzept gut.

Wenn die U17 des VfB Stuttgart am Samstag (14.45 Uhr) beim Ergenzinger Pfingstturnier (19. bis 21. Mai) das Eröffnungsspiel gegen die Gastgeber vom TuS bestreitet, dann wird sich der Trainer der "Roten" unweigerlich in alte Zeiten zurückversetzt fühlen: Nico Willig spielte in seiner Jugend nämlich beim TuS Ergenzingen und stand beim Pfingstturnier selbst schon auf dem Feld.

Knapp 20 Jahre später hat der 37-Jährige jedoch die Perspektive gewechselt: Statt für den Underdog aktiv zu sein, trainiert Willig nun einen der Turnierfavoriten. Wir haben uns mit dem Ex-Ergenzinger darüber unterhalten.

Herr Willig, am Wochenende kehren Sie wieder nach Ergenzingen zurück. Sie kennen das schon vom vergangenen Jahr. Was ist das für ein Gefühl?

Es ist natürlich eine Menge Vorfreude dabei: Jugendfußball auf höchstem Niveau und ein Wiedersehen mit ehemaligen Mitspielern und vielen bekannten Gesichtern aus meiner dreijährigen Zeit beim TuS Ergenzingen.

Als Spieler des TuS Ergenzingen haben Sie versucht, die Großen auf dem Feld ein wenig zu ärgern. Nun trainieren Sie selbst einen von den Großen. Auf welcher Seite macht es Ihnen mehr Spaß?

Entscheidend ist, dass die Zuschauer Spaß haben. Entweder weil der Underdog für Ärger beim Großen sorgt oder weil der Große attraktiven Fußball anbietet. Beide Seiten haben durchaus ihren Reiz und sind eine Herausforderung.

Der VfB Stuttgart dürfte der Verein sein, dem die meisten Zuschauer an der Breitwiese die Daumen drücken werden. Befeuert das Ihre Spieler oder erhöht das eher den Druck?

Die Jungs spielen in der Liga zumeist vor 100 bis 200 Zuschauern. Daher ist die große Zuschauerkulisse ein würdiger Rahmen, der die Jungs sicherlich nochmals richtig anspornen wird.

Aus dem U19- ist inzwischen ein U17-Turnier geworden. Ist das Ihrer Meinung nach ein Rückschritt oder eine neue Chance für das traditionsreiche Turnier?

Ich sehe es ganz klar als Fortschritt: Die U17 beendet ihre Saison wesentlich später als die U19 und damit bringen alle Teams auch ihre besten Spieler mit zum Turnier. Dazu ist U17-Fußball noch etwas weniger ergebnisorientiert und torreicher. Beide Punkte erhöhen die Attraktivität der Spiele deutlich.

Mit welchen Erwartungen tritt der VfB Stuttgart in Ergenzingen an?

Für uns sind die Turniertage wichtig, um nach der EM-Spielpause wieder unseren Spielrhythmus für die anstehenden, entscheidenden drei Liga-Spieltage zu finden. Je schneller wir unser Niveau wiederfinden, desto erfolgreicher wird das Turnier für uns werden.

Wird der VfB mit seiner besten Elf auflaufen?

Ja, wir planen unseren gesamten Kader beim Turnier einzusetzen, also auch die vier Nationalspieler, die bei der EM im Einsatz waren.

Welche Mannschaft ist Ihr Favorit beim Pfingstturnier?

RB Salzburg hat letztes Jahr sicherlich einen sehr starken Eindruck hinterlassen und daher sehe ich sie auch dieses Jahr vorne dabei. Dazu wünsche ich mir attraktiven brasilianischen Fußball von Gremio Porto Alegre, die sicherlich auch um den Titel mitspielen werden.

In der Bundesliga steht der VfB momentan auf dem dritten Tabellenplatz. Wie zufrieden sind Sie mit dem Saisonverlauf?

Drei Spieltage vor Schluss duellieren wir uns mit Bayern und Hoffenheim um den Titel. Das spricht für unsere konstant gute Saison, die insbesondere im Offensivspiel mit den meisten Ligatoren schon sehr oft viel Spaß gemacht hat.

Ab der kommenden Saison werden Sie die U19 vom VfB trainieren. Freuen Sie sich schon auf ihren neuen Job?

So neu ist der Job nicht, sondern es sind zum Großteil die Spieler meiner letzten zwei U17-Jahrgänge. Aber die Freude, wieder mit diesen Jungs zu arbeiten, ist natürlich da.

Was wird sich für Sie dann konkret ändern?

Die Zielsetzung. Bisher war das Ziel, möglichst viele U17-Spieler U19-tauglich zu machen. Nun geht‘s um die Detailarbeit beim einzelnen Talent, damit wir sein Leistungsniveau möglichst nah an den Profibereich bekommen.  

Info: Willigs Zeit beim TuS Ergenzingen

Nico Willig spielte in der Jugend für den TuS Ergenzingen. Als Aktiver war er für die TSG Balingen aktiv, mit der er 2008 von der Verbands- in der Oberliga aufstieg. Insgesamt bestritt er für Balingen 92 Oberliga-Partien. Nach der Saison 2010/11 beendete Willig seine Spielerkarriere.

 Bereits ein Jahr später stieg der damals 32-Jährige ins Trainergeschäft ein – ebenfalls in Balingen. Zunächst trainierte er die U19 der TSG, anschließend war Willig zwei Jahre lang Coach seiner ehemaligen Oberliga-Mannschaft. Danach fokussierte sich der ehemalige Ergenzinger wieder auf den Jugendbereich und übernahm in der Saison 2015/16 die U19 der Stuttgarter Kickers. Nach nur einem halben Jahr wechselte Willig zum Stadtrivalen und trainiert seitdem die B-Junioren des VfB Stuttgart. Ab der kommenden Saison übernimmt der Balinger die U19 der "Roten".

 2016 bestand Willig seine Trainerlizenz – und das in prominenter Runde: Hoffenheim-Trainer Julian Nagelsmann und der spätere Schalke-Coach Domenico Tedesco, der damals ebenfalls in Hoffenheim tätig war, gehörten zu seinem Jahrgang. Mit beiden bildete Willig zehn Monate lang eine Fahrgemeinschaft, um die Lehrgänge in der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef (Nordrhein-Westfalen) zu besuchen.