Viel zu bejubeln hatte die TSG Balingen in den bisherigen 20 Regionalliga-Spielen. Mit 25 Punkten liegt der Aufsteiger derzeit auf dem zehnten Platz. Foto: Kara

Regionalliga: Aufsteiger Balingen schlägt sich bravourös und stellt den Verein Schritt für Schritt professioneller auf.

Ihr letztes Spiel des Jahres haben die Fußballer der TSG Balingen zwar mit 0:3 bei der TSG Hoffenheim verloren, dennoch wird 2018 als das erfolgreichste Jahr überhaupt in die Vereinsgeschichte eingehen.

Denn Ende Mai durften die Kicker aus der Kreisstadt des Zollernalbkreises nicht nur die Meisterschaft in der Oberliga Baden-Württemberg, sondern erstmals auch den Aufstieg in die Regionalliga Südwest bejubeln.

Damit betrat der Verein absolutes Neuland in jeglicher Hinsicht. Während die meisten der anderen Regionalligisten in Sachen Trainerstab und Spieler unter Vollprofibedingungen arbeiten und auch in der Geschäftsstelle mehrere fest angestellte Mitarbeiter beschäftigen, blieb die TSG Balingen ihrem Amateur- und ehrenamtlichen Status treu: Sowohl Cheftrainer Ralf Volkwein und seine Co-Trainer als auch die Spieler gehen entweder einem Beruf nach oder studieren. Einziger Vollzeitbeschäftigter des Vereins ist Geschäftsführer Fabian Fecker, der nebenbei auch noch als Spieler auf dem Platz steht.

Trainer Volkwein "kann nur den Hut ziehen"

Auch in Sachen Neuzugänge hielt sich Balingen nach dem Aufstieg zurück; Trainer und Verantwortliche setzten auf das Meisterteam – der Kader wurde bis auf wenige Ausnahmen nur durch einige Talente ergänzt. Auf die Verpflichtung von Profis verzichtete die TSG gänzlich. Dennoch gelang es den Balinger "Feierabend-Fußballern", sich in der Regionalliga Südwest zu etablieren: Mit 25 Punkten belegen sie nach 20 Spieltagen den zehnten Tabellenplatz.

"Wir haben bisher eine sensationelle Runde gespielt", sagt Cheftrainer Volkwein, "schließlich treten wir als Amateure fast Woche für Woche gegen Profiteams an, die sich jeden Tag mit nichts anderem beschäftigen als mit Fußball. Bis auf die Spiele gegen Pirmasens und in Walldorf haben wir richtig gute Spiele abgeliefert. Wir konnten in allen Partien mithalten. Und vor allem die Art und Weise, wie die Jungs aufgetreten sind – da kann ich nur den Hut davor ziehen."

Schon zum Saisonauftakt ließ die TSG mit einem 2:0-Erfolg gegen den FSV Mainz aufhorchen. Zwar folgte dann eine 0:2-Niederlage beim SSV Ulm, doch gegen Hoffenheim II und bei Mitaufsteiger SC Hessen Dreieich holten die Eyachstädter jeweils Unentschieden.

Gegen Ex-Zweitligist FSV Frankfurt gab es einen 2:1-Erfolg, und nach der knappen 0:1-Niederlage beim SC Freiburg II sorgten die Volkwein-Jungs gegen den amtierenden Südwest-Meister 1. FC Saarbrücken im Reutlinger Kreuzeiche-Stadion – die Balinger Bizerba-Arena war noch nicht für Regionalligaspiele gegen solche Gegner freigegeben – mit einem 2:1-Sieg für eine faustdicke Überraschung.

Es folgte eine kleine Durststrecke mit sechs Spielen ohne Sieg – wobei der Liganeuling mit den Unentschieden gegen die Spitzenklubs TSV Steinbach-Haiger und den Offenbacher Kickers sowie beim VfB Stuttgart II und der knappen 1:2-Niederlage bei Tabellenführer SV Waldhof Mannheim sehr respektable Ergebnisse verzeichnete. Danach gab es Heimerfolge gegen Wormatia Worms und die SV Elversberg; ein weiteres Highlight war der 2:0-Erfolg gegen den SSV Ulm im ersten Heimspiel der Rückrunde.

Auswärts lief es für die Eyachstädter bislang noch nicht ganz so gut: In elf Begegnungen auf des Gegners Platz blieb Balingen sieglos und holte insgesamt fünf Punkte. Dafür sind die Volkwein-Jungs in der heimischen Bizerba-Arena eine Macht. Mit 20 Punkten sind sie das viertbeste Heimteam der gesamten Liga und liegen damit sogar vor Ligaprimus Waldhof Mannheim.

"Wir wollen nach der Winterpause versuchen, weiter so dominant zu bleiben und auswärts endlich mal dreifach zu punkten", hat sich Trainer Volkwein zum Ziel gesetzt. Denn der 45-Jährige weiß, "dass es noch ein weiter Weg ist zum angestrebten Klassenerhalt. Denn in der ganzen Liga ist es sehr eng. Aber wir wollen das Unmögliche möglich machen."

Auch in Sachen Organisation und Struktur waren die Vereinsverantwortlichen nicht nur zu Saisonbeginn stark gefordert. Denn schließlich galt es, zahlreiche Vorgaben umzusetzen, die mit der Erteilung der Lizenz für die Regionalliga Südwest verknüpft waren. "Es gab zum einen Sicherheitsauflagen und viele bauliche Maßnahmen, wie zum Beispiel die Stufen auf der Gegengeraden und die Umzäunung des Spielfelds", sagt der Abteilungsleiter der Balinger Fußballer, Uwe Haussmann, "und zum anderen gab es auch innerhalb der Vereinsstruktur viele Veränderungen wie etwa die Installation eines hauptamtlichen Geschäftsführers. Zudem haben wir eine Kooperation mit einer Sportagentur geschlossen, die uns in Sachen Sportsponsoring, Digitalisierung, Marktbildung oder der Einrichtung des Ticket-Onlinesystems unterstützt."

"Es ist schon wahnsinnig, was sich innerhalb des Vereins und organisatorisch in den vergangenen sechs Monaten verändert hat und sich noch weiter verändert", weiß der Vereinsboss: "Es war ja klar, dass wir nach dem Aufstieg unsere Spieler, die alle weitergemacht haben, nicht zu Vollprofis machen konnten. Schließlich haben sie einen Beruf oder studieren. Das ist ein Prozess, der sich entwickeln muss", sagt Hausmann und verweist dabei auf die SG Sonnenhof Großaspach. "Die waren drei Jahre in der Regionalliga, ehe sie sich entschlossen haben, auf Vollprofitum umzustellen."

Ähnliches schwebt dem Funktionär auch bei der TSG Balingen vor. "Wir wollen aber gesund wachsen. Für das Führungsgremium mit den zehn Vorstandsmitgliedern und dem Geschäftsführer waren es große Veränderungen, die sich noch fortsetzen werden." So sollen beispielsweise die Aktivenmannschaften der Balinger Fußballer noch in der Winterpause aus dem Gesamtverein ausgegliedert werden. "In der Winterpause werden viele Sitzungen stattfinden, in denen weitere Weichen gestellt werden. Es gibt die ›Vision 2025‹, mit der wir uns in einem Workshop beschäftigen und festlegen wollen, wohin der Weg führen soll und mit welchen Mitteln das zu realisieren ist."

Doch nicht nur bei den Vereinsfunktionären, auch beim sportlichen Personal ist in der Winterpause viel Arbeit angesagt. Nur kurz haben die Jungs um TSG-Kapitän Manuel Pflumm Zeit, um die Beine etwas hochzulegen. Denn die Vorbereitung auf die Rückrunde beginnt bereits am 14. Januar. "Die Vorbereitung auf die Rückrunde ist für uns aufgrund der Wetterverhältnisse sowieso meistens schwierig", weiß Trainer Volkwein, "wir konnten in den Vorjahren aufgrund des Schnees meistens nicht auf Rasen trainieren. Damit ist auch diesmal zu rechnen."

Für eine Woche zum Trainingslager in Spanien

Da kommt es gerade recht, dass die TSG als Sieger des Erdinger Meister Cups vom 2. bis 8. Februar für eine Woche ins Trainingslager nach Spanien fährt. "Da haben wir die Gelegenheit, eine Woche unter guten Rahmenbedingungen intensiv zu trainieren", freut sich der Balinger Chefcoach. Neuzugänge hat Volkwein keine zu integrieren; auf neues Personal verzichtet die TSG in der Winterpause. Dafür kehren die langzeitverletzten Kevin Keller und Lukas Foelsch zurück ins Team.

Zur Vorbereitung auf die Rest-Rückrunde in der Regionalliga Südwest bestreitet das Volkwein-Team mehrere Freundschaftsspiele. Der erste Test steigt für die Eyachstädter am 19. Januar beim Oberligisten SV Stuttgarter Kickers. Eine Woche später gastiert die TSG beim Schweizer Zweitligisten FC Schaffhausen. Im Trainingslager trifft die Volkwein-Elf auf einen Gegner, der noch nicht feststeht, am 11. Februar wartet das Derby beim Oberligisten SSV Reutlingen, und zum Abschluss der Vorbereitung geht es am 16. Februar zum österreichischen Erstligisten SCR Altach. Am 23. Februar beginnt mit dem ersten Pflichtspiel gegen Mitaufsteiger SC Hessen Dreieich die zweite Hälfte der Aktion "Nichtabstieg".