In der Bundesliga wurde Robin Hack bislang noch nicht eingesetzt, dafür durfte der Calmbacher bei der Saisoneröffnung der TSG Hoffenheim gegen den FC Bologna aus Italien schon einmal ­etwas internationale Luft schnuppern. Foto: Eibner

Bundesliga: Robin Hack ist seit dieser Saison Profi in der Bundesliga. Der ganze Ort ist stolz auf den 19-Jährigen.

Hoffenheims große Nachwuchshoffnung kommt aus Calmbach: Robin Hack hat seit dieser Saison einen Profi-Vertrag in der Fußball-Bundesliga. Der ganze Ort ist stolz darauf – besonders aber Opa Günther Wurster.

Es ist in diesen Tagen nicht einfach, Robin Hack ans Telefon zu bekommen. Zwischen Bundesliga und Europapokal, zwischen Training und Abschalten vom Profi-Trubel bleibt wenig Zeit für alles andere. Irgendwo auf der Autobahn zwischen Hoffenheim und Calmbach gelingt es dann doch einmal – weil Hack gerade zufällig im Stau steht.

Der Asphalt der Straße war ohnehin ein ständiger Begleiter auf den Weg in Richtung Profi-Vertrag. Gut 40 Kilometer liegen zwischen Calmbach und dem Karlsruher Wildparkstadion. Für Hack war das jahrelang die Hausstrecke. Fast immer am Steuer: Großvater Günther Wurster. "Mein Opa hat mich fünf Jahre lang tagtäglich ins Training gefahren", sagt der inzwischen 19 Jahre alte Hoffenheim-Profi und unterstreicht: "Ohne meine Familie wäre ich nicht so weit gekommen."

Weit gekommen – das trifft auf Hacks junge Karriere schon jetzt zu. Seine Anfangstage erlebte er noch wie der Großvater beim 1. FC Calmbach, doch früh folgte der Wechsel in die Jugend des Karlsruher SC. Im Juli 2012 ging der 1,76 Meter große Linksaußen schließlich nach Hoffenheim, wo er fortan in einer Gastfamilie lebte. Ein Einschnitt, der jedoch den gewünschten Erfolg brachte: In der vergangenen Saison erzielte Hack in der A-Junioren-Bundesliga 15 Tore. Parallel fasste er Fuß in den DFB-Auswahlmannschaften.

Vor drei Monaten folgte der Ritterschlag: Der Calmbacher erhielt zusammen mit Nachwuchsspieler Stefan Posch einen Profi-Vertrag bei der TSG. Hoffenheims Profisport-Direktor Alexander Rosen: "Mit diesen Schritten wird deutlich, dass wir den Weg, Talente aus unserer eigenen Akademie und der U23 in den Profikader zu integrieren, konsequent weiterverfolgen und auch nach der erfolgreichsten Saison unserer Klubgeschichte nicht davon abweichen werden."

Leicht gemacht wurde Hack der Weg in die Bundesliga allerdings nicht. Besonders schmerzhaft in Erinnerung bleibt der 19. August 2015, als der damals 17-Jährige mit der Hoffenheimer A-Jugend auf den FC Ingolstadt traf. In der 20. Spielminute endete ein Zweikampf mit FCI-Verteidiger Marin Pongracic für den Calmbacher mit einem Schien- und Wadenbeinbruch. "Solche Schmerzen habe ich vorher noch nie gehabt", sagt Hack. Monatelang muss er sich durch die Reha kämpfen, am Ende kostet ihn die Verletzung die Nominierung für die U17-Weltmeisterschaft in Chile.

"Ich habe aus dieser Verletzung viel mitgenommen", sagt Hack über seine bislang schmerzhafteste Erfahrung. Anfangs sei er noch mit etwas Angst in die Zweikämpfe gegangen, doch inzwischen spiele die Verletzung keine Rolle mehr: "Ich habe versucht, das zu vergessen, und konzentriere mich auf das Hier und Jetzt."

Das Hier und Jetzt heißt Bundesliga – und ist damit genau das, wovon Hack sein ganzes Leben geträumt hat. "Ein Super-Gefühl. Für dieses Ziel habe ich jahrelang hart gearbeitet", sagt der 19-Jährige, für den es keinen Druck bedeutete, als Hoffenheims große Nachwuchshoffnung betitelt zu werden, denn: "Das ist doch ein schönes Gefühl, so bezeichnet zu werden. Für mich ist das Motiviation."

Dass der Sprung in den Profikader ausgerechnet in der bislang erfolgreichsten Phase der Hoffenheimer Vereinsgeschichte erfolgte, begreift Hack ohnehin als Chance. "Mit 19 Jahren Europa – das ist ein Traum", sagt der Offensivmann, der bis Mai mit dem Hoffenheimer Regionalliga-Team noch gegen Vereine wie den FC Nöttingen, TSV Steinbach und Wormatia Worms gespielt hat. Jetzt heißt der Trainer Julian Nagelsmann und die Mitspieler wurden teilweise für mehrere Millionen Euro Ablöse geholt. Und trotzdem hat Hack keine Berührungsängste. "Ich verstehe mich mit den anderen Spielern sehr gut, die haben mich ab Tag eins super aufgenommen", freut sich der 19-Jährige, der über die Erfüllung seines Kindheitstraums sagt: "Das ist genauso, wie ich mir das vorgestellt habe. Viel Training, viele Reisen, viel Belastung."

Natürlich denkt Hack in diesen Tagen auch zurück an die vielen Autofahrten mit Opa Günther Wurster. "Er hat mir auf den Fahrten immer seine Weisheiten gesagt", erinnert sich Hack und betont: "Wir waren auch viel zusammen auf dem Bolzplatz und haben Torschuss oder Kopfball geübt. Meinem Opa habe ich viel zu verdanken."

Die Fußballkarriere des Enkels macht Günther Wurster derweil immer noch zum Kilometerfresser. Denn natürlich: Bei den Bundesligaspielen der TSG Hoffenheim sitzt der Großvater jetzt so oft wie möglich auf der Stadiontribüne.