Schon in der Vorsaison war Jan Lindenmair mit seiner Agentur "SoccerQ" in beratender Funktion beim Fußball-Regionalligisten TSG Balingen tätig. Seit dem 1. Juli ist der 40-Jährige nun Geschäftsführer des Viertligisten. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Bote äußert sich der Sportwissenschaftler zu seinen Aufgaben bei der TSG.

Herr Lindenmair, Sie sind seit Anfang Juli bei der TSG in Amt und Würden. Sind Sie gut in Balingen angekommen?

Ich bin sehr gut angekommen bei der TSG. Ich war ja schon die ganze vergangene Saison dabei, allerdings in einer anderen Funktion. Deshalb kenne ich auch den Verein, die Menschen, die hier arbeiten, die ehrenamtlichen Helfer und auch die Sponsoren bereits sehr gut. Ich bin sehr gut aufgenommen worden hier.

Wie sieht Ihr Aufgabengebiet bei der TSG Balingen aus und wo liegen die Schwerpunkte?

Meine Schwerpunkte liegen zum einen in den administrativen Prozessen eines Geschäftsführers mit dem Thema, den Verein professioneller aufzustellen. Der andere große Schwerpunkt liegt im Bereich Sponsoring und Marketing im Sinne von wir brauchen mehr Sponsoren, mehr Aktivitäten und mehr Zuschauer. Das sind alles Themen, die bei mir mit auf der Agenda stehen.

Stichwort Professionalisierung. Welchen Weg sollte die TSG Balingen beschreiten, um mittelfristig noch professioneller zu werden?

Der Verein ist im vergangenen Jahr mit einem großen Kraftakt aufgestiegen – der wurde fast ausschließlich gestemmt von Ehrenamtlichen. Die TSG spielt auch in der neuen Saison, als einer von vier Klubs in der Regionalliga Südwest, weiter unter Amateurbedingungen. Das sind die zwei großen Stellschrauben, an denen wir drehen müssen. Themen sind da zum einen die Infrastruktur, das Personal auf der Geschäftsstelle, das schon deutlich ausgeweitet wurde – da sind die ersten Schritte zur Professionalisierung bereits erfolgt. Der zweite Schritt ist dann – step by step und ohne unsere DNA zu vernachlässigen, die sehr regional verwurzelt ist durch die lokale Herkunft unserer Spieler – die Mannschaft zu professionalisieren. Ich denke, dass wir auch in den nächsten Jahren diesen dualen Weg, den wir heute beschreiten, weiter verfolgen müssen. Aber um konkurrenzfähig zu bleiben in der Regionalliga in den nächsten Jahren, müssen wir es schaffen, mehr als drei Mal in der Woche zu trainieren.

Haben sie in der Kürze der Zeit schon einige Dinge auf dem Weg zur Professionalisierung umsetzen können im Hinblick auf den Saisonstart in zwei Wochen?

Wir haben bereits in der vergangenen Saison, zusammen mit dem damaligen Geschäftsführer Fabian Fecker, schon viele Dinge angeschoben, digitalisiert und professionalisiert. Was man am ehesten nach außen hin sieht, ist unser Ticket-System; die Fans können mit dem Handy als Eintrittskarte ins Stadion. Es gibt ein Onlinesystem für Tickets und einen Online-Shop für unsere Fanartikel. Das sind alles Schritte hin zur Professionalisierung, die schon unter Fabian Fecker eingeleitet wurden. Was wir jetzt in den zwei Wochen seit ich im Amt bin eingeführt haben, betrifft die Themen Rechnungsstellung und Buchhaltung, die wir weiter digitalisiert haben.

Wie sehen Sie die TSG Balingen aufgestellt für ihre zweite Saison in der Regionalliga Südwest?

Wir sind positiv gestimmt. Ich denke, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und einen guten Kader zusammen gestellt. Wir haben es wieder geschafft, einen ganz großen Teil der Mannschaft aus der Vorsaison zusammen zu halten und dass das Team genau so harmonisch bleibt und mit den gleichen Werten Fußball spielt, wie es das schon in den Jahren zuvor erfolgreich praktiziert hat. Die TSG wird wieder über harte Arbeit und gute Mentalität kommen. Ich glaube auch, dass wir mit den Neuverpflichtungen noch einmal Qualität hinzu bekommen haben. Die Fans werden eine neue Mannschaft sehen, da uns auch wichtige Führungsspieler verlassen haben. Wir sind aber auch realistisch und wissen, dass die neue Saison kein Selbstläufer werden wird. Uns ist sehr wohl bewusst, dass wir als Amateurverein unter 14 Profiteams agieren; deshalb erwarten wir auch eine schwere Saison. Aber wir haben das, was in unseren Möglichkeiten stand gemacht.

Sind die personellen Planungen abgeschlossen oder sind noch weitere Verpflichtungen zu erwarten?

Grundsätzlich sind die personellen Planungen abgeschlossen. Da aber das Transferfenster bis zum 31. August geöffnet ist, die Saison zu diesem Zeitpunkt schon läuft, und man nie weiß, was passiert und ob unverhofft Verletzungen hinzu kommen, könnte es sein, dass wir noch einmal aktiv werden. Aber nach jetzigem Stand ist das nicht mehr der Fall.

Auf welche Neuerungen sollten sich die Zuschauer einstellen, wenn sie zum ersten Heimspiel der Saison am Freitag, 2. August gegen die TSG Hoffenheim II in die Bizerba-Arena kommen?

Da gibt es gar nicht so viele Änderungen. Nach dem die Fans künftig auch ohne Ticket per Handy ins Stadion kommen können, haben sie nun auch die Möglichkeit, bargeldlos zu bezahlen an der Tageskasse oder beim Catering. Dieses System haben wir mit unserem Partner der Sparkasse Zollernalb eingeführt. Wir wünschen uns natürlich auch mehr Zuschauer, da muss sich vielleicht der eine oder andere Fan darauf einstellen, dass es noch voller werden kann. Aber ich glaube, das tut auch der Stimmung gut. Insgesamt wollen wir den Fans wieder guten und attraktiven Fußball in der Bizerba-Arena bieten.  

Die Fragen stellte Thomas Hauschel

Zur Person

Jan Lindenmair

Der neue Geschäftsführer des Regionalligisten TSG Balingen, Jan Lindenmair, kommt aus dem Volleyballsport. Der 40-jährige Heidenheimer, der mit seiner Familie in Stuttgart lebt, spielte selbst aktiv in der Regionalliga in Ulm, schlug aber auch schon früh die Trainerlaufbahn ein. Nach erworbener A-Lizenz fungierte er 2006 als Delegationsleiter im Stab der Deutschen Frauen-Nationalmannschaft. 2009 übernahm Lindenmair den Bundesligisten Allianz MTV Stuttgart als Cheftrainer. Danach betreute er den Schweizer Spitzenklub Voléro Zürich, die deutsche Juniorinnennationalmannschaft, den VC Olympia Berlin und den dänischen Erstligisten Elite Volley Aarhus.

Zudem studierte Lindenmair ab 2004 Sportwissenschaft. Nach abgeschlossenem Studium gründete er die Sportagentur "SoccerQ", über die im vergangenen Jahr auch der Kontakt zur TSG Balingen zustande kam, für die er in beratender Funktion tätig war.